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gebranntem Lehmbewurf auf. Auf dem Gräberfeld von Saberdowitz-Zäberdo- vice, Mähren 22 ), wurde in der Füllerde des Grabes 2 rotgefärbter Lehm beobachtet. Die Gräber von Dresden-Nickern weisen alle Wesenszüge des linienband keramischen Grab- und Bestattungsbrauches auf. Einige neue Gesichtspunkte sind hinzugekommen. Die Keramik der Gräber 1 bis 3 zeigt in ihrer Zusammensetzung ein recht interessantes Bild. Die Kümpfe aus Grab 1 weisen folgende Verzierungs elemente auf: Die Bogenspirale mit umgeschlagenem Spiralhaken, ohne und mit Notenkopfverzierung (Gefäß a und b), die einfache Bogenspirale mit Leiterband (Gefäß d) und unterbrochene Halbspiralen (Gefäß c). In Grab 2 erfassen wir eine Keramik, die nur Stichornamente aufweist (Gefäß b und c), daneben Gefäße, deren Verzierungen nicht in dieser Stichtechnik ausgeführt sind (Gefäß a und d). Der Kumpf aus Grab 3 besitzt ein typisches mehrreihiges Stichsparrenornament. Die nächsten Parallelen zu unserer Keramik finden wir in Böhmen. Die Verzierungselemente sind so gleichartig, daß eine Anführung von Vergleichsstücken unnütz erscheint. Verwiesen sei auf die entsprechenden Tafeln bei A. Stocky 23 ). Eine Gliederung der Linienbandkeramik für das sächsische Gebiet liegt noch nicht vor 24 ). Wir halten uns daher zunächst an die von Soudsky 25 ) für Böhmen aufgestellte Stufeneinteilung der Linienband keramik. Grab 1 würde einer jüngeren Stufe der Linienbandkeramik an gehören, während der Kumpf mit Stichsparren aus Grab 3 und die in Stich technik ausgeführten Spiralen und Halbbögen auf Gefäß b und c aus Grab 2 typisch für die jüngste Phase der Linienbandkeramik in Böhmen sind. Wenn wir annehmen, daß die Spiralen mit Notenkopfverzierungen nicht mehr bis in die jüngste Phase hineinreichen, so müßten in unserer Gräbergruppe zwei Bestattungshorizonte vorliegen. Eine derartige Feststellung kann aber nur dann getroffen werden, wenn von einem Gräberfeld eine große Anzahl von Gräbern bekannt ist. Die Einheitlichkeit der Grab- und Bestattungsform dagegen lassen eine gleichzeitige Belegung des Gräberfeldes erkennen. Ältere Formen haben sich wahrscheinlich sehr lange gehalten, zumindest in Sachsen, wie es ja für eine Randzone gar nicht anders zu erwarten ist. Eine für dieses Jahr in Aussicht gestellte Grabung dürfte weitere Gesichtspunkte zur Lösung dieser Frage bringen. 22) J. Skutil, Linearkeramische Gräber in Mähren, in: Wiener Praehistorische Zeitschrift, 1911, S. 22. 23) A. Stocky, La Boheme Prehistorique, Prag 1929, Taf. VIII—XXIX. Die bandkeramischen Funde aus dem Karbitzer Becken liegen, räumlich gesehen, unseren Funden am nächsten. Vgl. E. Sim- briger, Beiträge zur Bandkeramik Nordböhmens, in: Sudeta, 1932, Heft 1—4, S. 4—14. 24) Eine z. Z. noch nicht abgeschlossene Dissertationsarbeit von Frau E. Hollmann über die Band keramik in Sachsen konnte nicht mehr berücksichtigt werden. 25) B. Soudsky, Zur Methodik der Klassifikation der Volutenkeramik, in: Pamätky Archeologicke 45, 1954, S. 75f.