groß und trägt die Runeninschrift, die andere befindet sich rechts davon in 15 cm Abstand etwas tiefer und mißt 15 cm X 32 cm, sie ist ohne Inschrift geblieben. Außerdem befindet sich links der Inschrifttafel, auf der natürlichen Böschung, die stilisierte Zeichnung eines Herzens. Diese Zeichnung sowie die vertieften Tafeln sind nach ihrem Erhaltungszustand viel jünger als die Nischenwand. Die Tafeln sind in diese sehr sorgfältig eingemeißelt, mit schar fen Rändern und sauber geglättetem Boden (Abb. 1). Abb. 1. Runeninschrift von Bürgstein. Die Runen der Inschrift sind scharf etwa 34 cm tief in den Sandstein geritzt und nur schwach verwittert. Sie dürften keinesfalls älter sein als 19. Jahr hundert. Es ist dem Verfasser nicht bekannt, seit wann junge Menschen dem Drängen ihres Innern durch Zeichnen oder Einritzen von Herzen Ausdruck verleihen. Jedenfalls böte sich durch diese Feststellung eine früheste Zeit marke, denn die Herzritzung an der Nischenwand ist stärker verwittert und daher sicher älter als die Inschrift. Es kann nach diesem Befund keinem Zweifel unterliegen, daß die Inschrift modern ist und weder etwas mit den echten Inschriften auf Bautasteinen noch mit sogenanntem „Runenzauber“ zu tun hat. Es wäre auch kaum zu erwarten gewesen, im südlichen Sudetenvorland und gar noch auf Sandstein eine echte Runeninschrift zu entdecken, um so weniger, als es im deutschen Sprachgebiet bisher keinen einzigen Runenstein gibt. Die Anbringung von Runeninschriften in vertieften Rechtecken ist überhaupt nirgends und niemals üblich gewesen. Vollkommen ungewöhnlich ist auch die Unterschrift durch zwei Zeichen rechts unten. Da man annehmen muß, daß dies dem Verfertiger der Bürgsteiner Inschrift bekannt war, ist von vornherein der Verdacht einer Fälschungsabsicht abzu- 436