Betracht, da einmal in unserem Gebiet sorbische Turmhügel offenbar nicht vorkommen und gerade der in Seußlitz gefundene Hügeltyp bei uns etwa für die Zeit nach 1200 allgemein üblich zu sein scheint (Heinrich der Erlauchte?, Name der Anlage s. oben). Leider sind vom Gebiet dieses Hügels keinerlei Funde bekannt geworden, die wenigstens eine vorsichtige oder an nähernde Zeitfestsetzung ermöglicht hätten. Auch für die Zeitbestimmung der gesamten großen Wallanlage von der Gold kuppe bis zur Heinrichsburg liegen relativ wenig Funde vor. Diese sind dafür allerdings ziemlich einheitlich und dürften damit unter Vorbehalt eine chrono logische Deutung erlauben. Am fast senkrechten Durchstich am Südende der Goldkuppe erkennt man deutlich verkohlte Balkenlagen, die offenbar ähn liche Funktionen besaßen wie etwa solche von der Heidenschanze Dresden- Coschütz 48 ). Unter den bisherigen Scherben ist uns slawisches Material noch nicht bekannt geworden 49 ). Dagegen findet man dort jung- und jüngstbronzezeitliche Gefäßreste. Dazu gehören vor allem geschlickte Scherben von Vorratsgefäßen, Fingertupfen leisten an Rauhtöpfen, mehrfach umriefte Buckel und viele atypische Scher ben 50 ). Innerhalb des Walles an der Goldkuppe selbst fand J. V. Deichmüller um 1900 einen Mahlstein. Solche Geräte zur Mehlbereitung wurden in drei vollständigen zweiteiligen Exemplaren 1935 im Gebiet des Bösen Bruders zu sammen mit schlichten bronzezeitlichen Scherben gefunden. Dazu kommt noch, nur knapp 5 m davon entfernt, ein fünfeckiges Steinbeil vom Ausgang der Bronze zeit 51 ). Nach diesen wenigen Materialien sind wir lediglich berechtigt, eine Zeitansetzung unserer großen Anlage in die Jungbronzezeit oder in den Aus gang des „ehernen Zeitalters“ anzunehmen. Wir wissen aber, selbst wenn diese Zeitbestimmung sich als richtig erweisen sollte, noch nicht, ob die gesamte Anlage einheitlich aufgebaut wurde oder ob keine Gleichzeitigkeit besteht; ob vielleicht die großen „Abschnittswälle“ Goldkuppe und Heinrichsburg einer früheren Stufe angehören als die lange Randbefestigung mit der Sicherung 48) Vom bronzezeitlichen Wall (s. G. Bierbaum, Tätigkeitsbericht des Landespflegers für Bodenalter tümer in Sachsen für die Zeit vom 1. April 1933 bis 31. März 1934, in: Nachrichtenblatt für Deutsche Vorzeit 10, 1934, S. 59—65, hier S. 61 f.; 0. Kleemann, Burgwallgrabung in Dresden-Coschütz im Jahre 1934, in: Nachrichtenblatt für Deutsche Vorzeit 11, 1935, S. 148—152). 49) Dagegen W. Radig, Der Burgberg Meißen und der Slawengau Daleminzien, Augsburg 1929, S. 23: Freilich suchten die Slawen die beiden rechtselbischen Stromwarten (gemeint sind Heinrichsburg- Goldkuppe und Burgberg Diesbar-Löbsal — d. Verf.) auf und benutzten sie wieder, wie keramische Funde bezeugen. In den Beständen des Landesmuseums für Vorgeschichte, in den Fundakten und auf den von W. Radig selbst geführten Wallkarteikarten ist lediglich bronzezeitliches Material vorhanden bzw. verzeichnet. 50) Landesmuseum Dresden. 51) Die genannten Funde besitzt das Heimatmuseum Riesa.