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Montelius VI = Reinecke Hallstatt C angehört. Dieses Material ist typische Lausitzer Keramik der späten bis jüngsten, schon eisenzeitlichen Ausprägung der Billendorfer Stufe. Nur in der Größe abweichend liegt nun ein zweiter solcher Ring vor, den Ver fasser im Brandschutt der vorgeschichtlichen Abteilung des Museums für Völkerkunde in Leipzig fand, als er 1943/44 mit der Suche nach noch brauch barem Fundgut beauftragt war. Die zum Glück erhalten gebliebene Samm lungskartei des Museums machte es möglich, die Herkunft des Stückes zu ermitteln. Bronzering konischer Form mit schwach eingezogener Wandung; im Brande (wohl schon im Leichenbrand) verdrückt und zum Teil oxydverkrustet; stellenweise noch grün patiniert; Innenseite glatt, Außenseite mit sechs Reihen von Einstichen wechselnder Größe gleichmäßig gefüllt und durch Randfurchen oben und unten gesäumt. Maße zufolge Quetschung und Verkrustung nur annähernd zu gewinnen: Höhe 2,1 cm bis 2,6 cm; unterer Durchmesser 2,4 cm bis 2,6 cm; oberer Durch messer 1,6 cm bis 2,4 cm; Wandstärke 0,15 cm bis 0,3 cm. Museum für Völkerkunde Leipzig, Ug. 4830 Abb. 2,2 Für die Herstellungsweise dieses Ringes gelten die gleichen Vermutungen wie für den vom Oybin. Unsere Abbildung zeigt den Ring infolge des verdrückten Zustandes als zylindrisches Gebilde. Rechnet man aber die abgeplattete Run dung besonders des oberen Randes in die Kreisform um, so ergeben sich fol gende Maße: Unterer Durchmesser 2,5 cm; oberer Durchmesser 2,1cm. Damit aber ist die konische Form, die dem sich verjüngenden Fingerglied gemäß ist, auch für diesen Ring gesichert. Er hat somit gleichfalls als Nähring zu gelten. Leider ist seine Herkunft durchaus fragwürdig. Er wurde durch das Völker kundemuseum zu Leipzig 1911 mit anderen Bronzen von der Münzhandlung Kallei in Wien erworben, zum Unterschied von den übrigen Stücken mit der Fundortsangabe „Görz“ und der Kennzeichnung „Fingerhut aus Bronze, römisch“ versehen. Jede nähere Angabe über Fundumstände, genauere Loka lität oder Vorbesitzer fehlt. Unter „Görz“ konnte die Grafschaft oder die Stadt verstanden werden. Das Museum erbat sich keine näheren Angaben, vielleicht aus der Erwägung heraus, daß für Bronzen aus dem Handel selten richtige und gewissenhafte, dafür oft fingierte Herkunftsangaben vorzuliegen pflegen. Solange für einen Ring unserer Art kein sicher römisches Vergleichs stück nachgewiesen ist, ist mit der Angabe der Münzfirma nichts anzufangen. Halten wir uns an das Parallelvorkommen vom Oybin, so darf das Stück von „Görz“ mit einiger Wahrscheinlichkeit als illyrisch gelten, und Görz gehört ja zu dem weiten, von illyrischem Volkstum durchsetzten Siedlungsboden Mittel- und Südosteuropas.