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Schwertern, Lappen- und Tüllenbeilen 11 ). Wie der bronzezeitliche Pfahlbau von Peschiera, Gardasee 12 13 * 15 ), so haben auch die entsprechenden Siedelungen im Würmsee, Oberbayern (Abb. 1,3)13), und von Wollishofen im Züricher See (Abb. 1,9)14) Stücke unseres Nadeltypus geliefert. Er liegt weiterhin in einem latenezeitlichen Stück aus einem Grabfund mit Latene-B-Fibel von Bruch köbel bei Hanau vor (Abb. 1,4)15), ebenso in drei bronzenen Stücken von dem frühkaiserzeitlichen Urnenfriedhof von Molkenberg, Kreis Jerichow II 16 ), und in je einem spätkaiserzeitlichen Stück von den Fürstengräbern zu Haßleben, Kreis Erfurt, und Leuna, Kreis Merseburg 17 ). Dann folgen Nadeln der Mero wingerzeit wie die vergoldeten Stücke samt Nadelbüchschen aus einem Grabe von Kingston, Sussex, England, und dem Gegenstück dazu, einem goldenen Nadelbüchschen, das als Grabbeigabe in Alzey, Hessen, zutage kam 18 ). Die hier gebotene Auslese an Funden vor- und frühgeschichtlicher Nähnadeln mag genügen, um die Fortdauer eines ebenso schlichten wie praktischen und daher kaum variierten Gerätes durch Jahrtausende hin bis zur Gegenwart darzutun. Wir sehen unsere maschinell verfeinerten Näh- und Stopfnadeln am Ende einer uralten Entwicklungsreihe stehen. Was bei dieser Sachlage nun aber verwunderlich ist, das ist das scheinbare Fehlen des uns geläufigen Fingerschutzes bei Näharbeiten, des Fingerhutes bzw. Näh- oder Schneiderringes. Bei den auch schon für die Bronzezeit bezeug ten Filetnadeln zu netzartigen Flechtarbeiten war kein Druck auf eines der Nadelenden auszuüben; sie wurden zum Filieren um die Mitte des Schaftes gefaßt. Näh- und Stopfnadeln jedoch, die durch zum Teil kräftige Stoffe wie auch durch zähes Leder geführt werden müssen, bedürfen des Druckes auf den Nadelkopf, was bei andauernder Nadelführung bald den Finger, der die Nadel durchzudrücken hat, schmerzen läßt. Den Römern waren Fingerhüte bekannt, 11) J. Hampel, Altertümer der Bronzezeit in Ungarn, 1887, Taf. 115,23. 12) R. Munro, a. a. 0., Taf. 31,7. 13) R. Munro, a. a. O., Taf. 21,13 und S. 167, Fig. 49,9. l l ) R. Munro, a. a. 0., Taf. 4,20; dieses Stück mit Öhrbildung, die durch Umbiegung des zugespitzten oberen Nadelendes entstand; so auch ein Stück aus dem jungbronzezeitlichen Brandgräberfeld von Leipzig-Connewitz; Naturkundliches Heimatmuseum Leipzig, Kat.-Nr. 2590 (frdl. Hinweis durch Abteilungsleiter Hanitzsch, daselbst); beide Stücke dank der Krümmung des Nadelkopfcs weniger strapazierend für die Hand beim Nähen. 15) Kataloge west- und süddeutscher Altertumssammlungen V, 2. Teil, F. Kutsch, Hanau 1926, S. 67, Taf. 19, G105c. 16) Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächsisch-thüringischen Länder XXIX, 1938, S. 200f., Abb. 4,11,19 b. 17) W. Schulz, Leuna, ein germanischer Bestattungsplatz der spätrömischen Kaiserzeit, 1953, S. 54; ders., Das Fürstengrab und das Grabfeld von Haßleben, 1933, Taf. VII,10. 18) L. Lindenschmit, Handbuch der deutschen Altertumskunde, 1. Teil, 1880—1889, S. 420f., Abb. 433,434. — Zu den sicheren sächsischen Vorkommen geöhrter Nadeln der Bronzezeit: Bieberach, Plauen- Chrieschwitz und Roitzsch vergleiche W. Coblenz, Grabfunde der Mittelbronzezeit Sachsens, 1952, S. 128f., Tafel 34,2 und 67,3 . Unter den zahlreichen Nadelschäften ohne Kopf aus gleicher Zeit mögen schwächere Stücke gleichfalls Reste von Nähnadeln darstellen.