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Apolda 111 ) und Bennungen 112 )). Dieser Kulturstrom wird weiter durch den Hortfund von Saalburg 113 ) und die frühbronzezeitlichen Funde auf der Steinsburg 114 ) bestätigt. Aus gleicher Richtung, allerdings für die frühe Hügelgräberkultur, ist der Hortfund von Bennewitz mit Tutuli, Blechröhrchen und Sichel zu erklären 115 ). Es ist im Rahmen vorliegender Arbeit unmöglich, diesen Problemkreis zu behandeln. Trotzdem wollen wir die Frage wagen, ob seine Wirkung nicht noch weitere Gebiete umfaßt. So erscheint beispielsweise der Tinsdaler Hort bei näherer Betrachtung nicht allein als Aunjetitzer Import. Der Halsringsatz in Form eines Kragens ist durchaus unaunjetitzisch und findet viel eher Vergleichsstücke in Süddeutschland 116 ). Das gleiche muß man bei der Betrachtung der punzverzierten Armbänder feststellen 117 ). Wenn man also eine Vermutung aussprechen darf, wo die gedankliche Quelle der Sitte liegt, das Randbeil als Repräsentativgegenstand zu tragen, so fällt der Blick nicht einseitig auf die Erscheinungen des „englisch-irischen“ Stiles, sondern zugleich auf die Funde der Zeitstufe A2 im Gebiet nördlich der Alpen und die von ihnen ausgehenden Kulturströme, in denen S. Junghans die „Gene der Hügelgräberkultur“ sieht 118 ). 111) Götze — Höfer - Zschiesche, a. a. O., S. 290. 112) Götze — Höfer - Zschiesche, a. a. 0., S. 134. 113) H. Kaufmann, a. a. 0., S. 39. 114) G. Neumann, Gleichbergstudien I, in: Mons Steinberg, Festgabe zur 25-Jahrfeier des Steinsburg museums Römhild, Eisfeld 1954, S. 25ff. 115) K.-H. Otto, a. a. 0., S. 88. Die Datierung ist zu berichtigen. Das angeführte Grab von Stendell gehört im Gegensatz zu W. Bohm und K.-H. Otto in die P II oder den Beginn der P III, wie das Gefäß (W. Bohm, a. a. 0., Taf. 6,2) und das Vorhandensein von Leichenbrand (W. Bohm, a. a. O., S. 99) beweisen. Zu einer Datierung sollten außerdem nicht in erster Linie die Funde am Rande der Verbreitung einer Form verwendet werden, sondern die des Zentrums. Das liegt im Falle der Tutuli zweifellos in der Zone nordwärts der Alpen (0. Naue, die Bronzezeit in Oberbayern, München 1894, S. 140 ff. und Taf. 20; F. Holste, Die Bronzezeit im nordmainischen Hessen, Berlin 1939, S. 78 ff.; K. Willvonseder, Die mittlere Bronzezeit in Österreich, Wien 1937, S. 135 ff.). Das gleiche gilt für die Sichel. Bei der Abhängigkeit der Formen des Hortfundes von südlichen Typen liegt es nahe, auch die Sichel aus der frühen Hügelgräberkultur zu erklären (W. Kimmig, Ein Hortfund der frühen Hügelgräber bronzezeit von Ackenbach, Kreis Überlingen, in: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentral museums Mainz 2, Sprockhoff-Festschrift, 1955, S. 55 ff.; vgl. dort Fußnoten 38—43). In ähn licher Weise sind Sichel und Tutuli im Hort von Bühl vereinigt (W. Dehn, in: Germania 30, 1952, S. 174 ff). Im Aunjetitzer Zusammenhang nördlich der Mittelgebirge ist keine einzige Bronzesichel bezeugt. Die vereinzelten böhmischen Befunde sind problematisch. Die Blechröhrchen dagegen gehören typologisch in die frühe Bronzezeit. Sie sind gleichfalls im Süden, in der Zone des Blech stiles (E. Vogt, Die Gliederung der schweizerischen Frühbronzezeit, in: Tschumi-Festschrift, Frauenfeld 1948, S. 53 ff.) beheimatet, erscheinen aber in Mitteldeutschland nicht einmalig, son dern sind ebenfalls im Hortfund von Kiebitz, der in den Schmuckscheiben wiederum Beziehungen zum bayrisch-böhmischen Raum nahelegt, bezeugt (vgl. Anm. 32). Die Verbindung zweier Typen der Hügelgräberkultur mit einem der Straubinger setzt diesen Hort an den Beginn von B nach Reinecke, der sich mit A 2 überschneidet (G. Billig, a. a. 0., S. 210 und Anm. 876). 116) G. Kraft, Die Kultur der Bronzezeit in Süddeutschland, Augsburg 1926, S. 16f. und Taf. XXVIII; 0. Montelius, a. a. 0., S. 33 f. 117) E. Vogt, a. a. 0. 118) S. Junghans, Die frühbronzezeitlichen Kulturen Südwestdeutschlands, ungedruckte Dissertation, Tübingen 1948, S. 157.