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dolch und Streitbeil) ist bewaffnungstechnisch kaum zu verstehen. Demzufolge sehen wir in den Stabdolchen die der Aunjetitzer Kultur eigene Entwicklung von der Waffe zum Würdeabzeichen. Die Prunkbeile dagegen sind zu einem späteren Zeitpunkt von außen übernommen und tragen die Kennzeichen fremder Herkunft in Form und Verzierung zur Schau. Das Stück von Drobitz und die Beile in den Gräbern — speziell in den Fürstengräbern von Leubingen und Helmsdorf — zeigen aber, daß die Verwendung als Repräsentativgegen stand auch auf heimische Formen Übergriff. Ob diese Sitte des Beiltragens ursprünglich mit Fragen der Bewaffnung oder des Kultes zusammenhängt, ist nicht zu entscheiden. Für beides sind Hinweise beizubringen. Dazu müssen wir mit mannigfachen Übergangserscheinungen rechnen. Wenn auch die sicheren Datierungen alle auf A 2 nach Reinecke weisen, dürfen wir doch auch zeitlich verschiebende Übergänge nicht leugnen. So erscheint es durchaus angängig zu versuchen, das einzelne Randbeil „englisch-irischer“ Prägung aus dem Hortfund von Dieskau I als Vorform der Prunkbeile zu erklären. Auch die Erscheinung eines einzelnen übergroßen Randbeiles vom sächsischen Typ neben anderen normaler Größe im Hortfund von Neunheilingen 106 ) weist in die gleiche Richtung. Beide Funde liegen aber zeitlich vor A2. Auf der anderen Seite können sie aber keinesfalls eine heimische Entwicklung der späten frühbronzezeitlichen Beilsitte motivieren, dafür sprechen die fremden Züge der betreffenden Stücke eine zu beredte Sprache. Sie weisen einmal nach Nordwesten, Westen und auch nach Norden, wo sie wiederum als west licher Einfluß gewertet werden, und zum anderen nach Süden, im Falle der Naumburger Prunkaxt nach Südosten. Wir mußten bei der Erörterung von Ornamenten und Formen die geknickten Randleistenbeile, die frühen Halskragen und auch die Scheibennadeln streifen. Darin sehen wir Typen, die eng mit der Entstehung der süddeutschen Hügel gräberkultur und dem Beginn der Bronzezeit in Nordwestdeutschland in Beziehung stehen 107 ). Jener die Herausbildung der nordwestdeutschen Bronze zeit bedingende Kulturstrom, der durch Klingen vom Typ Wohlde und Sögel sowie durch geknickte Randleistenbeile markiert ist, berührt auch Mittel deutschland und überstrahlt besonders das Harz- und Saalegebiet 108 ). Er besitzt möglicherweise einen Vorläufer in der jüngeren Aunjetitzer Epoche, der sich im Fundniederschlag von Scheiben- und Kleeblattnadeln äußert (Scheibennadeln in Unterrißdorf 109 ) und Zöllschen 110 ); Kleeblattnadeln in 106) 0. Montelius, a. a. 0., S. 41f.; G. Childe, The Danube in Prehistory, Oxford 1929, Fig. 143. 107) E. Sprockhoff, a. a. 0.; J. Bergmann, Zur frühen und älteren Bronzezeit in Niedersachsen, in: Germania 30, 1952, S. 21 ff; F. Holste, Die Bronzezeit in Süd- und Westdeutschland, Berlin 1953, S. 81 ff. 108) Vgl. Anm. 39. 109) Götze - Höfer - Zschiesche, a. a. 0., S. 41; W. A. v. Brunn, a. a. 0., S. 265. 110) Zöllschen, Autobahnbau; E. Thielbeer, a. a. 0., Materialteil.