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Auch in Naundorf wird eine späte Zeitstellung wahrscheinlich 97 ). Eigentlich datiert sind nur Grab 3, 4 und 5. Für diese steht die Stufe A2 fest. Das eine sächsische Randleistenbeil stellt die einzige Beigabe zu Grab 2 dar, und das andere mit ausgebildeter Rast und Rille ist keinem Grabe sicher zuzuweisen 98 ). Die einfachen Randleistenbeile in den Gräbern müssen also die gleiche späte Einstufung erfahren wie die Prunkbeile. Sie widersprechen in keiner Weise der Annahme, daß die Beilsitte zu einem fortgeschrittenen Zeitpunkt in die Aunjetitzer Kultur Eingang fand. Auch in Böhmen und Mähren liegen die Verhältnisse ähnlich. Aufschlußreich sind die Gräber mit Prunkäxten von Slany und Kamyk, die beide für A 2 erwiesen sind 99 ). Dazu kommt das langgestielte Randleistenbeil aus dem durch den Tüllenmeißel nach A 2 datierten Grab von Vedrovice-Zabrdovice 100 ). In Grab 16 von Lischwitz tritt ein ähnliches langgestieltes Beil mit geradem Nacken allein auf 101 ). Der Friedhof von Lischwitz birgt keinerlei frühe Aun jetitzer Erscheinungen. Im Hügel I von Tesinov fand sich ein Randbeil vom sächsischen Typ unter anderem mit einer dreinietigen kleinen Dolchklinge und einer klassischen Tasse, also ebenfalls jüngeren Erscheinungen 102 ). Die A2-Formen der Randbeile erscheinen in südböhmischen Gräbern öfter 103 ). Auch in Gemeinlebarn sind sie vertreten 104 ), häufiger vielleicht noch in der Schweiz 105 ). Im allgemeinen stellen wir also fest, daß der Befund in Mitteldeutschland — daß die Randleistenbeile erst in einem späteren Abschnitt der frühen Bronzezeit in Gräbern niedergelegt werden — durch Belege aus den Nachbar gebieten gestützt wird und keine bloße Zufälligkeit darstellt. Die Betrachtung der Beile aus Hortfunden liefert keine stichhaltigen Hinweise für die Ver wendung als Waffe. Das Nebeneinander zweier Hiebwaffen in Beilform (Stab- 97) W. Coblenz, a. a. 0., S. 83 ff.; G. Billig, a. a. O., S. 38 und S. 81 f. 98) W. Coblenz, a. a. O. # ») L. Hjek, in Pamdtky Archeologickd XLIV, 1953, S. 201 ff., Abb. 4. 100) L.Hjek, a. a. 0., Abb. 1. 101) C. Streit, Ein Aunjetitzer Gräberfeld aus Lischwitz, in: Sudeta XI, 1935, S. 65ff. 102) L. Hjek, in: Painätky Archeologickd XLV, 1954, S. 136 und Abb. 12. 103) L. Hjek, a. a. 0., S. 120 ff. 104) J. Szombathy, Prähistorische Flachgräber bei Gemeinlebarn in Niederösterreich, Berlin-Leipzig 1929, Taf. 1,4, Taf. 13,2, 3 und 4. 105) Z. B. Strättlingen-Renzenbühl (G. Kraft, Die Stellung der Schweiz innerhalb der bronzezeitlichen Kulturgruppen Europas, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde 29, 1927, S. 209ff.; 0. Montelius, a. a. 0., S. 105), Amsoldingen (0. Tschumi, Urgeschichte der Schweiz, Frauenfeld- Leipzig 1926, Taf. 10; G. Kraft, a. a. 0.), Ollon — Derriere la Roche — (0. Uenze, a. a. 0., S. 76; E. Vogt, Die‘Gliederung der schweizerischen Frühbronzezeit, in: Tschumi-Festschrift, Frauenfeld 1948, S. 59)» Bex (0. Montelius, a. a. 0., S. 105; 0. Uenze, a. a. O., S. 76f.; G. Kraft, a. a. 0.), Broc (G. Kraft, a. a. 0.; E. Vogt, a. a. 0.), St. Martin (G. Kraft, a. a. 0.; E. Vogt, a. a. O.), Neyruz (?) (G. Kraft, a. a. 0.; E. Vogt, a. a. 0.), La Bordonette (0. Montelius, a. a. 0., S. 105; 0. Uenze, a. a. 0., S. 76).