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Trotzdem eröffnet der Befund von Körner die Möglichkeit, daß auch die Beile der Fürstengräber langgeschäftet waren. Ihre Holzreste sind leider nur auf die Bronzen selbst aufpatiniert und lassen keine Schlüsse auf die gesamte Gestalt der Schäftung zu 91 ). Damit entfiele die Gleichsetzung von Beil und Stabdolch in Leubingen für den Nachweis der dreifachen Garnitur 92 ), und die Grund lage der darauf aufgebauten Schlüsse wird bedenklich schwach 93 ). Die bewaff nungstechnische Unwahrscheinlichkeit des Nebeneinanders von Streitbeil und Stabdolch wurde bereits eingangs festgestellt. Sie erfährt durch das Fundbild ihre Bestätigung, denn die Gemeinsamkeit von Beil und Stabdolch in einem Grabe ist in der frühen Bronzezeit ungebräuchlich 94 ). Die Ausnahme von Leubingen ist bei der Vielzahl der Beigaben verständlich, und man kann nicht ohne weiteres annehmen, daß diese alle Ausrüstungs- und Trachtbestandteile des sozial hervorragenden Toten darstellen. Die Motive zur reichen Ausstattung sind aber sehr schwer zu fassen. Die Möglichkeit, daß die Randbeile der Fürstengräber langgeschäftet waren, soll hier nicht in den Vordergrund ge rückt werden. Es spricht nichts dagegen, daß Körner eine einmalige Ausnahme bildet. Wenn aber Deutungen versucht werden, müssen sie allseitig fundiert und alle Möglichkeiten erwogen sein. Aus Flachgräbern kennen wir in Mitteldeutschland Randbeile von Osmünde, Naundorf (Kreis Meißen), Lachstedt und Groß-Weißsand-Gölzau. Davon ent fallen die beiden letzten Fundorte für eine Auswertung, da keine weiteren Beigaben und aussagefähigen Beobachtungen vorliegen. In Osmünde sind auf dem Beil Schaftreste von Birke und Leder aufpatiniert. Die Gestalt des gesamten Schaftes läßt sich aber ebenfalls nicht rekonstruieren 95 ). Die Form des Stückes zeigt sehr späte Züge, die lebhaft an die Randbeile der Hügel gräberkultur erinnern. Die zwei mitgefundenen goldenen Noppenringe bestä tigen die Datierung für die jüngeren Zeitabschnitte der Aunjetitzer Kultur 96 ). 91) Vgl. P. Höfer, a. a. 0., S. 23 f. 92) M. Jahn, Ein kultureller Mittelpunkt bei Halle während der frühen Bronzezeit, in: Jahresschrift für Mitteldeutsche Vorgeschichte 34, Halle 1950, S. 88, Anm. 19. Auch die drei Meißel sind nicht ein deutig: ein Stück ist sehr klein und besser als Pfriem zu bezeichnen; die beiden anderen besitzen grundverschiedene Formen. 93) K.-H. Otto, a. a. 0., S. 92. 94) In dem bekannten Grab von Feuersbrunn, das ebenfalls Stabdolch und Beil nebeneinander zeigt, ist die Zugehörigkeit des Beiles nicht gesichert. E. Beninger, Frühbronzezeitliche Stabdolche aus Niederösterreich, in: Praehistorische Zeitschrift XXV, 1934, S. 134. 95) W. Schulz, in: Mitteldeutsche Volkheit 3, 1936, H. 1, S. 12. 96) Häufigkeit von Gold in A2-Funden. z. B.: Röderau (G. Bierbaum, Goldfunde aus der ältesten Bronzezeit in Sachsen, in: Seger-Fest schrift, Altschlesien V, 1934, S. 124ff.; A. Mirtschin, Funde der ältesten Bronzezeit im nord sächsischen Elbgebiet, in: Mannus 33, 1941, S. 34fT.), Naundorf (W. Coblenz, a. a. 0.), Dieskau III (s. Anm. 6), Regensburg (R. Eckes, in: Germania 22, 1938, S. 7ff.), Trassem (G. Behrens, a. a. 0., S. 19), Langquaid (G. Behrens, a. a. 0., S. 13), Helmsdorf und Leubingen (s. Anm. 76), Fjälkinge (s. Anm. 53). Vgl. W. Schulz, Goldfunde aus Mitteldeutschlands Vorzeit, in: Mitteldeutsche Volk heit 5, 1938, H. 8, S. 122. Vgl. S. 307.