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Der Großteil der Beile der Aunjetitzer Kultur in Mitteldeutschland stammt aus Hort- und Einzelfunden. Grabfunde sind äußerst selten. Die Betrachtung einiger Depots mit einer großen Anzahl von Beilen zeigt, daß diese insgesamt Spuren intensiver Nacharbeit aufweisen 74 ). Damit ergibt sich also die Wahr scheinlichkeit des hauptsächlichen Gebrauches als Arbeitsgerät 75 ). Die sekun däre Verwendung der heimischen Randbeilform als Streitbeil und Würde abzeichen könnte man in Verbindung mit dem Auftreten in Grabfunden sehen. In Mitteldeutschland finden wir einfache Randleistenbeile in den Fürsten gräbern von Leubingen und Helmsdorf 76 ), im Hügelgrab von Körner 77 ) und in den Flachgräbern von Osmünde 78 ), Naundorf 79 ), Lachstedt 80 ) und Groß- Weißsand-Gölzau 81 ). Das Fürstengrab von Leubingen barg zwei Randleisten beile vom sächsischen Typ, eines ohne und eines mit Rast in der Bahnmitte. Die gleiche späte Zeitstellung wie bei den Prunkbeilen belegen der Meißel mit geknickten Randleisten 82 ) und der goldene Armring, der seine Parallele im Hortfund von Dieskau III findet 83 ). Der zweite Meißel ist mit dem aus dem Hort von Plavnice vergleichbar, besitzt jedoch keine Nackenkerbe 84 ). 74) Vgl. S. 286 und Anm. 4. G. Billig, a. a. 0., S. 60 ff. Als Beispiele für die zahlreiche Niederlage nachgearheiteter Beile seien die Hortfunde von Carsdorf, Dieskau II und Bresinchen genannt. 75) Die von K.-H. Otto, a. a. 0., S. 19, angeführten Argumente für den Waffencharakter reichen nicht aus: Spuren von Nacharbeit, die einen Wiederanschliff als Arbeitsgerät nahelegen, sind reichlich vorhanden; vgl. Anm. 74. Zur Widerstandsfähigkeit des Metalles: Die Analysenbefunde von H. Otto — W. Witter, a. a. 0., zeigen, wie die Metallzusammensetzung sich nach den Typen unterscheidet. So sind beispielsweise die gebogenen Ösenhalsringe im Normalfall aus einer wesentlich zinnärmeren „Legierung“ herge stellt. Bei den Beilen zeigt sich gerade ein höherer Zinngehalt, der auf die Absicht der Härtung schließen läßt (vgl. G. Billig, a. a. 0., S. 124ff.). Außerdem läßt sich Bronze durch Oberflächen behandlung härten (vgl. H. Otto - W. Witter, a. a. 0., S. 41 f. und 53 ff.; leider fehlt die metallo- graphische Untersuchung eines Beiles). Veränderungen der Beilform durch den Nachschmiede prozeß, der dem Wiederanschliff vorausgeht, sind möglich; es entstehen ausgezogene Ecken (G. Billig, a. a. 0., S. 60ff.; vgl. auch F. Holste, a. a. 0., S. 36ff.). 76) P. Höfer, Der Leubinger Grabhügel, in: Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächsisch-thürin- gischen Länder 5, Halle 1906, S. Iff.; H. Größler, Das Fürstengrab im großen Galgenhügel am Paulsschachte bei Helmsdorf, in: Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächsisch-thüringischen Länder 6, Halle 1907, S. Iff. ”) P. Höfer, Der Hügel bei Langel unweit Körner, in: Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächsisch thüringischen Länder 5, Halle 1906, S. 35 ff. 78) W. Schulz, in: Nachrichtenblatt 10, 1934, S. 115; ders., Vorsicht beim Reinigen vorgeschichtlicher Funde, in: Mitteldeutsche Volkheit 3, 1936, H. 1, S. 12; ders., Gold aus Mitteldeutschlands Vorzeit, in: Mitteldeutsche Volkheit 5, 1938, H. 8, S. 122. ”) W. Coblenz, Einige alte und neue Funde aus Sachsen, in: Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 3, 1953, S. 83 ff. 80) Götze — Höfer — Zschiesche, a. a. 0., S. 311. 81) E. Thielbeer, Die Grabformen Mitteldeutschlands während der frühen Bronzezeit und die aus ihnen abzuleitende soziale Gliederung der damaligen Bevölkerung, ungedruckte Diplomarbeit, Halle 1952, Materialteil. 82) Siehe S. 308 und Anm. 70. 83) Siche S. 306 und Anm. 6 und 43. 81 ) L. Häjek, in: Pamätky Archeologickö XLV, 1954, S. 152 und Abb. 19.