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In kultureller Hinsicht sind die beschriebenen Prunkbeile durchaus uneinheit lich : Schweta, Weßmar und Griefstedt weisen nach Nordwesten, Dieskau III nach Süden, Naumburg nach Südosten; nur in Drobitz überwiegen heimische Züge, obwohl die treffendste Parallele in Skandinavien liegt, sich dort aber als fremd ausweist. Von den aufgeführten Beilen kommen sich wohl die Stücke von Schweta und Weßmar am nächsten. Stimmen Form und Größe auch weitgehend über ein, so erscheinen in der Verzierung doch wesentliche Unterschiede. Überhaupt ist es schwer, für beide Exemplare in der Ornamentik Entsprechungen zu finden. Die Größe der Stücke sowie ihre flächenhafte Bahnverzierung weisen sie in der Aunjetitzer Umgebung Mitteldeutschlands als fremd aus. Sucht man nach der Herkunft dieser Formen, so fällt der Blick auf Nordwestdeutsch land und die dort zuletzt von E. Sprockhoff herausgestellten Beziehungen zur englisch-irischen Formenwelt 18 ). Für Mitteldeutschland ist hier noch das einzige Randbeil aus dem Hortfund von Dieskau I zu erwähnen 19 ). Es ist kleiner als Schweta und Weßmar, besitzt eine unaunjetitzische Form und Ver zierung von senkrecht angeordneten Strichen, die wahrscheinlich durch Meißelschläge hervorgerufen wurden. Diese Kennzeichen deuten in die gleiche Richtung wie die großen verzierten Beile 20 ). Es kann hier nicht die Frage des englisch-irischen Einflusses in Mitteldeutschland erörtert werden, und es soll unentschieden bleiben, ob die formenkundlichen Anklänge auf unmittel bare oder mittelbare Verbindungen zurückzuführen sind 21 ). Man sollte aber einiges einschränkend bedenken. Die großen Randbeile englisch-irischen Cha rakters sind nicht allein in Irland und Großbritannien, sondern ebenso in Frankreich, Dänemark und Skandinavien vertreten. Das Beil von Schweta findet gewisse Entsprechungen in dem von Store Heddinge 22 ), in Lewes 18) E. Sprockhoff, a. a. 0., S. 58 ff. 19) O. Förtsch, Ein Depotfund der älteren Bronzezeit aus Dieskau bei Halle, in: Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächsisch-thüringischen Länder 4, Halle 1905, S. 3 ff. 20) H. D. Berlekamp, a. a. 0., S. 62. 21 ) Die Auffassung der ausgezogenen Ecken der Randbeile als Zeichen englisch-irischen Einflusses (W. Bohm, Die ältere Bronzezeit in der Mark Brandenburg, Berlin-Leipzig 1935, S. 7f.) trifft nicht zu; vgl. dazu H. Petsch, Beilformen aus der älteren und mittleren Bronzezeit, in: Sachsens Vorzeit 1938, S. 127; ders., Die ältere Bronzezeit in Mitteldeutschland, Borna 1940, S. 30ff. Sie entstehen im Zuge der Nacharbeit der Schneide an Randleistenbeilen vom sächsischen Typ und sind eine rein technische Erscheinung; vgl. G. Billig, a. a. ()., S. 60ff. B. R. S. Megaw — E. M. Hardy, British Decorated Axes and their Diffusion during the Earlier Part of the Bronze Age, in: Proceedings of Prehistoric Society N. S. IV, 1938, S. 272 ff., vgl. bes. S. 291 f. Die Frage der Stabdolche kann hier nicht erörtert werden. 22) O. Montelius, a. a. 0., S. 53f., Fig. 153. Entsprechungen zu Schweta: Kreuzschraffierte Zonen in Verbindung mit wechselnd schraffierten Dreiecken. Unterschiede zu Schweta: Runder Nacken, reliefverzierte Schmalseiten, kein Wechsel zwischen stehender und hängender Anordnung der Dreiecke, neben wechselnd schraffierten auch Dreiecke mit gleichgerichteter Schraffur, Verzierung beschränkt sich auf die Schneidenhälfte.