Schmalseiten zeigen in den starken Spuren des Verputzens nach dem Guß noch die Schalenstruktur der Form (Abb. 9), die durch den Verlauf einer Narbe oberhalb einer Schneidenecke ebenfalls angedeutet wird (Abb. 7). Das Prunkbeil von Weßmar läßt wegen des unvollständigen Erhaltungs zustandes keine weitgehenden technischen Schlüsse zu, liefert aber nicht die geringsten Anhaltspunkte, die der Herstellung im Schalenguß widersprächen. Eine Untersuchung des Goldbeiles von Dieskau in technischer Hinsicht hätte vielleicht noch einiges mehr beisteuern können. Die beiden übrigen Stücke von Drobitz und Naumburg setzen einen anderen, etwas schwierigeren Arbeitsgang voraus, da sie Hohlteile enthalten, die in einer zweischaligen Form nicht hergestellt werden können. Aber auch hier zeigen die erhaltenen Arbeitsspuren einwandfrei, daß keine Herstellung in ver lorener Form, sondern Schalenguß mit eingelegtem Kernteil für die hohlen Partien vorliegt 15 ). Besonders bei dem Drobitzer Stück wird der Schluß aul Schalenguß zwingend. Wir haben erkannt, daß es sich im Grunde nicht um ein Tüllen-, sondern um ein einfaches Randbeil handelt, an dem die organischen Schäftungsteile (Ende der Holzzunge und Umwicklung) aus Gründen der Schmuckwirkung in Metall umgesetzt wurden. Bei der Herstellung in verlorener Form hätte man zweifellos im Modell des Stückes die Rippen der „Umwick lung“ umlaufend ohne Unterbrechung gestaltet. Aber gerade das ist nicht der Fall, sondern an den gratartigen Schmalseiten liegen die Rippen des Oberteiles diskordant übereinander (Abb. 6 links). Der Beweis für den Schalen guß wird durch eine Differenz der beiden Schalen oberhalb der rechten Schnei denecke erhärtet (Abb. 6 rechts). Randleiste und Randlinie divergieren, und zwischen beiden liegt eine Narbe, die eben die Schalendifferenz erweist. Den gleichen Unterschied im Rippenrhythmus an den Schmalseiten wie das Beil von Drobitz zeigt die Prunkaxt von Naumburg. Die Unstimmigkeiten der Schalenlage sollten hier durch starkes Überschleifen korrigiert werden, sind aber doch noch deutlich zu erkennen. Sie sind deshalb so gut sichtbar, weil ja für das doppelte Schaftloch der Axt ein Kern in die Gußform ein gesetzt war und infolgedessen drei Faktoren Ausformungsfehler bedingten, deren Beseitigung damit wesentlich schwieriger wurde. Die schiefe Lage des Kernteiles und die damit verbundene Differenz der beiden großen Gußschalen wird recht klar, wenn man den abgebrochenen Nacken und das anschließende, mit dem Axtkörper verbundene Tüllenstück von innen betrachtet (Abb. 5 a oben). Man erkennt, daß die beiden Seitenbänder der Tülle gegeneinander verschoben sind. Die Ansatzstellen an den Schmalseiten zeigen, wie die die Tülle um säumenden Rippen schief und mit einem gewissen Höhenunterschied zu- lä ) A. Götze, Bronzeguß, in: M. Ebert, Reallexikon der Vorgeschichte, 2. Band, Berlin 1925, S. 125 und Taf. 75.