Das Goldbeil von Dieskau ist verschollen und Autopsie deshalb nicht möglich. Vor der Erörterung der kulturellen Verbindungen unserer Beile seien einige Bemerkungen zur Herstellungstechnik eingeschaltet. Es ist unmöglich, in diesem Zusammenhang alles Beweismaterial an Arbeitsspuren zur Frage der Herstellung der Randbeile vorzulegen. Trotzdem sollen die technischen Anhaltspunkte unserer Prunkbeile nicht übergangen werden, da gerade hier durch weniger intensive Nacharbeit mehrere technische Merkmale in voller Deutlichkeit erhalten sind. Sie weisen alle auf Schalenguß. K.-H. Otto stellt berechtigt das Fehlen von Gußformen in der frühen Bronzezeit fest 13 ), ein eigenartiger Umstand, für den eine überzeugende Deutung bisher fehlt. Der Schluß auf verlorene Form, den er daraus zieht, ist jedoch unbegründet, denn er kann ebensowenig Reste verlorener Formen beibringen. Man hätte vielmehr die Fundgegenstände selbst befragen müssen, und diese geben eben zum großen Teil Hinweise auf Schalenguß. So die beiden Griefstedter Beile. Sie stammen einwandfrei aus der gleichen Gußform. Den Beweis liefern die Maße und ein kleiner Fehler am Nacken, der bei beiden Stücken am gleichen Ort sitzt und vielleicht die Stelle des Eingusses anzeigt. Hier paßten die Ränder der Guß schalen nicht genau übereinander, ein Umstand, der auch durch die unter schiedliche Ausbildung und Breite der Randleisten bestätigt wird (vgl. Abb. 4). Die Fehler fallen in Griefstedt deshalb auf, weil das Blatt dieser Beilform sehr dünn ist und die Randleisten in ihrer endgültigen Form ge gossen wurden. Der Grat der Gußnaht ist ebenfalls noch vorhanden, er wurde überarbeitet und durch schnittartige Kerben in eine Verzierung umgewandelt. Der Befund des alleinigen Gusses der Randleisten bildet eine Ausnahme. Im Normalfall erhalten sie ihre endgültige Ausformung durch Schmieden 14 ), das hier mit Rücksicht auf die Dünne des Blattes (es muß neu erhitzt werden, evtl, mehrfach) unterblieb. Kleine Differenzen in der Lage der Schalen, die sich beim Guß abzeichnen, werden im Normalfall beim Überschmieden getilgt. Auch das Prunkbeil von Schweta zeigt Spuren der Herstellung im Schalen gußverfahren. Sie sind nicht so deutlich ausgeprägt wie in Griefstedt, da es sich in Schweta um ein wohlgelungenes Stück mit dickem Blatt handelt, das bei der Nacharbeit keine besondere Rücksichtnahme erforderte. Gerade die 13) K.-H. Otto, a. a. 0., S. 26. 14) W. A. v. Brunn, a. a. 0., S. 240. Die Vor- und Frühgeschichtliche Staatssammlung München verwahrt eine steinerne Gußform der Zeitstufe A2 von Margarethenberg a. d. Alz, Kr. Altötting. Die Vorderseite zeigt die Gußschalen eines Meißels und einer Dolchklinge mit Mittelgrat und geschweiften Rändern; die Rückseite trägt die Form einer Lanzenspitze. Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß der Meißel in dieser zeitlichen Umgebung Randleisten besaß. In der Gußform befinden sich keine Formnegative dafür. Offenbar wurden also an diesem Stück die Randleisten nach dem Guß ausgeschmiedet. Bei der Seltenheit von überlieferten Gußformen aus den frühen Abschnitten der Bronzezeit kommt diesem Befund einige Bedeutung zu.