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DAS PRUNKBEIL VON SCHWETA Ein Beitrag zur Herstellungstechnik und zum Verwendungszweck der frühbronzezeitlichen Randbeile in Mitteldeutschland Von Gerhard Billig Im allgemeinen verbindet man mit dem Gedanken an die Prunkwaffe der Aunjetitzer Kultur die Erscheinung der Stabdolche. So klar es auf der Hand liegt, daß Klingen dieser Art, die auf eine einfache, feste Schäftung schließen lassen, Waffen im ursprünglichsten Sinne waren, ebenso leuchtet es ein, daß Stücke mit kunstvollen Schmucknieten, verzierten Blechbeschlägen, durch brochenen Köpfen oder voll ausgebildeten Bronzeschäften Würdeabzeichen gewesen sind 1 ). Es kann nicht die Aufgabe vorliegenden Aufsatzes sein, diese Frage in ihrer Gesamtheit zu erörtern und die mannigfachen Möglichkeiten des Überganges zwischen wirklicher und repräsentativer Waffe festzustellen. Hier soll vielmehr eine geringe Zahl von Beilen, die sich eindeutig als Prunk stücke ausweisen und von denen feststeht, daß sie keine Arbeitsgeräte waren, behandelt werden. Ihr Auftreten neben den Stabdolchen von Prunkwaffen charakter ist vorerst schwer zu deuten. Das Problem dieser Prunkbeile, von denen das von Schweta das einzige im Pflegebereich des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden ist, gewinnt durch die von K.-H. Otto vertretene These, die Randleistenbeile der Aunje titzer Kultur seien Waffen gewesen 2 ), außerordentlich an Aktualität, denn gerade der Umstand, daß Prunkformen auftreten, könnte diese Deutung unter stützen. Der Weg von der Waffe zum Würdeabzeichen muß wesentlich ver ständlicher erscheinen als der vom Arbeitsgerät zum Prunkstück. Doch so einfach liegen die Dinge nicht, und die Möglichkeiten zur Erkenntnis des Verwendungszweckes der Beile sind in der frühen Bronzezeit wesentlich ge ringer als in der Hügelgräberbronzezeit. Die Sitte, den Mann in voller Waffen ausrüstung zu bestatten, ist in der Aunjetitzer Kultur nicht allgemein üblich, wie sich auch Merkmale der Frauentracht in Aunjetitzer Grabfunden nicht nachweisen lassen. Der Großteil aller Griff- und Stabdolche stammt aus ) Die letzte zusammenfassende Behandlung erfuhren die Stabdolche von S. P. O’Riordain, The Helbard in Bronze Age Europe, in: Archaeologia LXXXVI, Oxford 1937. Auch durch technische, das Gußverfahren betreffende Beobachtungen läßt sich die waffenmäßige Unbrauchbarkeit verschiedener Stabdolche nachweisen. Freundliche Mitteilung von Herrn Dipl.-Ing. H. Drescher, Hamburg-Harburg. 2 ) K.-H. Otto, Die sozialökonomischen Verhältnisse bei den Stämmen der Leubinger Kultur in Mittel deutschland, in: Ethnographisch-Archäologische Forschungen 3, Teil I, 1955, S. 19f.