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Wenn die Artefakte selbst wenig dazu angetan sind, die Frage ihrer Wesens deutung klar zu beantworten und auch die erwogenen Gebrauchsmöglich- keiten hier kaum weiterführen, so könnten doch die Fundumstände einen — wenn auch nur ganz geringfügigen — weiteren Anhaltspunkt bieten. Die Höhenanlage auf der Südseite des Plauenschen Grundes hat nachweislich 151 ), der südöstliche Pfeiler des Befestigungsgürtels um den Elbübergang durch die „Rauhe Furt“ höchstwahrscheinlich 152 ) eine Bronzegießerei beherbergt. Es wäre deshalb möglich, die von hier stammenden rätselhaften Steine 153 154 ) in irgend einer Weise mit dem Handwerksbetrieb zu verknüpfen. Dieser Schluß, dem auch weitere Siedlungsfunde 151 ) nicht entgegenstehen, müßte gegebenenfalls mutatis mutandis auf die Grabfunde übertragen werden. In diesem Zusammenhang sei schließlich noch auf das Vorkommen von Fels geräten hingewiesen, die den runden Rillensteinen material- und größenmäßig sowie hinsichtlich ihrer Machart durchaus gleichen. Bei ihnen ist die Zone des größten Umfanges jedoch nicht eingezogen 155 ), vielmehr findet sie einen senk rechten 156 157 ), bisweilen sogar leicht nach außen gewölbten Abschluß 107 ). Der tatsächliche einstige Gebrauch der runden Rillensteine kann u. E. nur aus solchen (Neu-) Funden hervorgehen, bei denen durch den gesicherten Zusammenhang mit anderen aufschlußreichen Altsachen und Befunden ein deutige Hinweise gegeben sind. Solche liegen etwa für Schweden in den Moordepots von Torsjö und Torup vor, in denen Rillensteine mit und ohne Dellen mit Felsgesteinartefakten vergesellschaftet sind, die auf den ersten 151) Vgl. u. a. G. Bierbaum, Von Schanze zu Schanze. Geschichtliche Wanderfahrten 24, Dresden 1932, bes. S. 23 und Abb. 2; W. Coblenz, Wall- und Wehranlagen, S. 413. 152) Die Ton düse von Löbsal (W. Radig, Sachsens Vorzeit, Bielefeld und Leipzig 1936, Abb. 80) stammt zwar aus dem jüngstbronzezeitlichen Gräberfeld vom „Heidentum“ am Ostausgang des Dorfes (Ortsakten des Landesmuseums), doch ist bei der geringen Entfernung zum Burgberg (Luftlinie reichlich 500 in) an einem Zusammenhang der beiden gleichzeitigen Anlagen kaum zu zweifeln. Vgl. W. Coblenz, Burgen an der Rauhen Furt, S. 393 f. 153) So auch A. Kiekebusch, Die Ausgrabung des bronzezeitlichen Dorfes Buch bei Berlin, Berlin 1923, S. 77. Nach Kiekebusch’s Ansicht kann der mit Dellen versehene Rillenstein „nur durch die beiden Grübchen gehalten worden sein und ist dann jedenfalls durch ein in der Rille verlaufendes Seil in Drehung versetzt worden“. 154) U. a. A. Kiekebusch, a. a. 0; W. Bohm, Die Vorgeschichte des Kreises Westprignitz, Leipzig 1937, S. 144 f. und Taf. 51,13; aus unserem Arbeitsbereich noch der Fund von Großpösna. Nach Frenzel, Bilderhandbuch, S. 66, könnte man auch die Stücke von Horka, Neida, Neschwitz und Wessel zu den Siedlungsfunden rechnen. Das von Wessel stammt jedoch nachweislich aus einem Grabe, und bei allen übrigen Exemplaren aus dem Stadtmuseum Bautzen lassen die dortigen Archivalien (Kataloge) kaum sichere Rückschlüsse auf die Fundumstände zu. 155) Ein Vergleichsstück mit gewölbter Ober- und Unterseite, für das auch jungbronzezeitliches Alter nahegelegt wurde, stammt zum Beispiel ebenfalls vom Burgberg Löbsal: W. Coblenz, a. a. 0., S. 386 und Abb. 24 („Klopf- oder Reibestein mit deutlich bearbeitetem Außenring“). 156) Vgl. etwa zwei Exemplare mit flachen Seitenflächen von Salzenforst, Kr. Bautzen (Stadtmuseum Bautzen, V 3614/15; S.: 1001—02/55; das letztere mit je einer zentralen Delle). 157) Vgl. etwa die dicke Steinscheibe von Teichnitz, Kr. Bautzen (Stadtmuseum Bautzen, V 3197; S.: 1006/55).