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verhältnismäßig geringen Größe, sondern auch wegen des Fehlens ausgepräg ter Schlagflächen für diesen Zweck ungeeignet. Auch bliebe dann die Funktion der Dellen, soweit vorhanden, ungeklärt. Das gleiche gilt für die Deutung als Zettelstrecker, wobei noch zu bedenken bleibt, daß die allgemein üblichen tönernen Webstuhlanhänger nicht nur einfacher und infolgedessen schneller herzustellen waren, sondern auch schwerer ins Gewicht fielen. Dennoch ist diese V erwendungsmöglichkeit natürlich theoretisch ebensowenig ausgeschlos sen wie die als Netzbeschwerer 138 ), wofür es aber gleichfalls keine Beweise gibt. Als Klopfer können die runden Rillensteine kaum verwandt worden sein, jedenfalls nicht im üblichen Sinne, obwohl die Dellen so als Griffbett für Daumen und Mittelfinger gedeutet werden könnten. Aber in diesem Falle wäre nicht nur die rings umlaufende Rille überflüssig, sondern es fehlten vor allem die geebneten, durch fortwährendes Stoßen, Klopfen, Mahlen oder Reiben entstandenen Abnutzungsflächen, die für Klopfsteine aller Art kenn zeichnend sind. — Nicht ausgeschlossen erscheint hingegen, daß die Rillen steine zum Weichklopfen von Frischfleisch oder Bast und Leder 139 ) benutzt worden sind. Diesen Gebrauch legt W. Frenzel eingehend nahe und denkt dabei an eine Handhabung in der Art des Dreschflegels 140 ). Wieso jedoch „die Dellen zur Musterung in der Art des Treibens gedient haben könnten“ 141 ), bleibt unklar. Die Verwendung als Schleuderstein erscheint uns ebenfalls wenig wahrschein lich. Wie auch durch Funde erwiesen 142 ), genügten für Schleuderzwecke ein fache und kleinere Steinkugeln. Weder die Anbringung der Rillen — noch die der Dellen wäre so begreiflich 143 ), da bei rezenten 144 ) wie auch aus dem Alter- 138) Vgl. z. B. Ch. Rau, Prehistoric fishing in Europe and North-America, Washington 1884, bes. S. 156—165 mit Abb. 13 °) Vgl. L. Pfeiffer, a. a. 0., Abb. 203. 140) W. Frenzel, Unterirdische Lausitz, S. 53. 141) A. a. 0. 142) Auf „mehrere Wagen voll größere und kleinere, meist halb abgerundete Steine, unbezweifelt zum Schleudern bestimmt, die man z. B. bei einem römischen Walle im Odenwalde fand“, weist K. Preusker, a. a. O., S. 175. Vgl. weiter F. M. Nähe, Die steinzeitliche Besiedlung der Leipziger Gegend unter besonderer Berücksichtigung der Wohnplatzfunde. Veröffentlichungen des Städti schen Museums für Völkerkunde zu Leipzig 3, 1908, S. 24, und K. Peschel, Die vor- und früh geschichtliche Besiedlung des Dohlensteines bei Kahla-Löbschütz, Lkrs. Jena. Ungedruckte Diplomarbeit, Jena .1956, S. 69. 143) K. Preusker (a. a. O., S.175) sieht allerdings die Handhabung mittels einer um die Rille geschnürten Leine, woran der Stein wieder zurückgezogen werden konnte. 14 ’) Vgl. u. a. K. G. Lindblom, Die Schleuder in Afrika und anderwärts. Riksmuseets Etnografiska Avdelning 2, Stockholm 1927, bes. Fig. 1, 2 u. 4; ders., The sling, especially in Africa. Statens Etnografiska Museum 17, Stockholm 1940, bes. Abb. 4 und 6; E. Nordenskiöld, Eine geographische und ethnographische Analyse der materiellen Kultur zweier Indianerstämme in El Gran Chaco. Vergleichende ethnographische Forschungen II, Göteborg 1918, S. 44ff. und Abb. 7; ferner auch G. Friderici, Die Verbreitung der Steinschleuder in Amerika, in: Globus XCVIII, 1910, S. 287—290.