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Urnenfeld der jüngeren vorchristlichen Eisenzeit auf der östlichen Pleiße- terrasse 71 ), die noch einem bestimmten Leichenbrandbehälter zugewiesen werden können 72 ). Gleichviel vermögen wir diesem Komplex, so aufschluß reich er als Beitrag zur Kenntnis der Felsgeräte Mitteldeutschlands während der vorchristlichen Metallzeit 73 ), vielleicht sogar für das Brauchtum der latenezeitlichen Ansiedler 74 ) auch sein mag, für die vorliegende Fragestellung kein großes Gewicht beizumessen, da das Beil als typisches Rillengerät aus scheidet 75 ). Alle übrigen hier behandelten Beile und Hämmer, d. h. mehr als 80 %, können nur als Einzelfunde gewertet werden. Auch ein Studium der vor- und früh geschichtlichen Besiedlung der jeweiligen Ortsfluren muß für die Fragen der Hieb- und Schlaginstrumente mit Schäftungsbett ergebnislos bleiben. Unter den betreffenden Gemarkungen gibt es zwischen denjenigen, für die das Rillen gerät den bisher einzigen bekannten Bodenfund darstellt und solchen, für die eine nahezu lückenlose Abfolge der einzelnen jeweils möglichen prähisto rischen Kulturen bezeugt ist, zahlreiche Zwischenstufen der Belegung, ohne daß es aus methodischen Gründen jemals anginge, die Rillen Werkzeuge fest zulegen. Eine Ausnahme bilden diejenigen Fälle, in denen außer dem Rillengerät noch andere Altsachen von der gleichen Fundstelle vorliegen. Dies trifit zu für Carsdorf, Niederlützschera und Obergrauschwitz. In der Flur Niederlützschera sind auf Gruhls Feldern am Noschkowitzer Weg ebenso wie auf dem Gelände um die Höhe 213,7 auf Obergrauschwitzer Boden außer den Rillenbeilen nur bandkeramische Steingeräte wie flach- und hochgewölbte Hacken sowie quer durchlochte Schuhleistenkeile aufgelesen worden 76 ). Die Lehmgrube der ehe- 71) Über die „Erforschung“ des latenezeitlichen Friedhofes von Cröbern vgl. auch K. H. Jacob, a. a. 0., S. 69f. und neuerdings H. Grünert, Braubacher Schalen im Leipziger Land, in: Arbeits- und Forschungsberichte 5, 1956, S. 348 f. 72) Diese Fundeinheit angezweifelt von W. Schrickel, a. a. 0., S. 272. Demgegenüber heißt es jedoch bei K.H. Jacob, a. a. O., in bezug auf das besprochene Leichenbrandgefäß ausdrücklich: „Die einzige Urne, zu welcher der ehemalige Inhalt noch bekannt ist weiter allerdings weniger eindeutig: „Dabei gefunden wurde Vgl. auch K.H.Jacob, Zur Prähistorie Nordwest- Sachsens, Halle 1911, S. 207; W. Schulz, Die Axt. Waffe - Hoheitszeichen - Sinnbild, in: Mittel deutsche Volkheit 6, 1939, S. 72, und W. Schrickel, Felsgeräte, Anm. 78 auf S. 163. 73) W. Schrickel, a. a. 0., S. 163 und Anm. 78. 74) Schon K. H. Jacob (La Tine-Funde, S. 95; ders., Zur Prähistorie Nordwest-Sachsens, S. 207) gab die Verehrung des Gerätes als Donnerkeil zu bedenken, ebenso W. Schulz, a. a. O. Vgl. dazu auch H. Kaufmann, Vorgeschichtliche Steinwerkzeuge im Volksglauben, in: Der Spatenforscher 1, 1936, S. 29—35. 75) Bei dem Gerät (Original im Landesmuseum Dresden, Zug.-Kat. 1907/20, z. Z. nicht auffindbar; greifbar ist nur die maßstabgetreue Zeichnung J. V. Deichmüllers in der Fundkartei) handelt es sich um ein nahezu rechteckiges, dicknackiges Beil, dessen eine Schmalseite vor dem Nacken ein wenig eingezogen ist. Demgegenüber ist die Wiedergabe bei K. H. Jacob, La Tene-Funde, Abb. 86 auf Taf. XIV, ungenau und daher irreführend. 76) Ortsakten und Kartei des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden.