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Nahezu jedes einzelne Rillenbeil, das uns vorgelegen hat, zeigt dieht über die gesamte Oberfläche verteilt kleinere und größere Narben. Auch in Fällen, in denen nachträglich der Schleifstein angesetzt worden ist, was naturgemäß in erster Linie für die Schneidenpartien gilt, sind die einzelnen Schlagstellen noch gut zu erkennen. Vor allem aber die Rillen — bei den „Schleudersteinen“ auch die Dellen — sind mit ganz wenigen Ausnahmen gepickt und rauh belassen worden, was dem Halt der Bindemittel zugute kam. An rillenlosen Steingeräten begegnen Spuren dieser Herstellungstechnik gleich häufig allen falls unter den Spitzhauen 34 35 ) und Walzenbeilen 36 ). Gleichwohl bleibt die altersmäßige Gleichsetzung der Rillenwerkzeuge mit den mesolithischen Felsgeräten 36 ) auf Grund der übereinstimmenden tech nologischen Merkmale sehr fraglich 37 ), wenngleich es sich auch bei der ersten Formengruppe größtenteils um Artefakte handelt, die sofern wir ihre Fund umstände überhaupt kennen — vereinzelt bei Bodenbewegungen aller Art zutage getreten sind. Nur einige von diesen eigenartigen Steingeräten können mehr oder weniger gut beobachteten Fundkomplexen zugewiesen werden, und von diesen wenigen ist ein Teil wiederum nur bedingt aussagefähig. Das Rillengerätbruchstück von Birmenitz (Nr. 5) stammt vom neolithischen Siedlungsgelände westlich des Dorfes. Unter den hier aufgelesenen Funden 38 ) ragen neben vorwiegend stichbandverzierten und auch einigen metallzeitlichen Scherben ungezählte Felsgeräte verschiedener Bearbeitungs- und Abnutzungs stufen hervor 39 ). Besonders die roh- und halb fertigen Stücke weisen auf aus gedehnte Werkstätten von ortsansässigen Steinhandwerkern hin. Die Fels- 34) G. Neumann, Spitzhauen vom Vogtländischen Typus, in: Sitzungsberichte und Abhandlungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft ISIS in Dresden, Jg. 1929, 1930, S. 101—115. 35) G. Ekholm, Walzenbeil, in: Ebert, Reallexikon, 14. Bd., 1929, S. 249f. Zu neueren Beispielen aus Mitteldeutschland vgl. u. a. W. Andert, Ein Walzenbeil von Ebersbach i. S. (Oberlausitz), in: SachsensVorzeit 1, 1937, S. 47—49, und G. Loewe, Ein neolithisches Walzenbeil von Fröbersgrün, Lkr. Greiz, in: Der Spatenforscher 6, 1941, S. 39—41. 36) So z. B. A. Auerbach, Vor- und Frühgeschichte des Gebiets von Ostthüringen zwischen Elster und Saale. Geschichte der Stadt Weida 1, 2. H., Weida 1927, S. 20; J. Leipoldt, Reichenfels und das Museum des Vogtländischen Altertumsforschenden Vereins Hohenleuben. Mitteldeutsche Heimat 2, Plauen 1929, S. 25 (mit Vorbehalt); A. Auerbach, Übersicht über die Vor- und Frühgeschichte Ost thüringens, in: 91. bis 102. Jahresbericht des Vogtländischen Altertumsforschenden Vereins Hohen leuben 1932, S. 15; dagegen jedoch G. Neumann, Besprechung von A. Auerbach, Übersicht über die Vor- und Frühgeschichte Ostthüringens, in: Die Fundpflege 1, 1933, S. 7 f. 37 ) Auch W. Schrickel (a. a. 0., S. 271) lehnt diese begründet ab. Vgl. dazu auch dies., Felsgeräte, S. 155f. 38) Zum größten Teil ehemals Privatsammlung O. Wallrabe, Birmenitz; jetzt Landesmuseum Dresden. Vgl. dazu auch O. Wallrabe, Funde auf den Fluren des Bauernhofes Wallrabe in Birmenitz, in: Die Lommatzscher Pflege 4, vom 18. April 1935, S. (2—4) und den Hinweis bei W. Coblenz, Bemer kungen zur Jordansmühler Kultur in Sachsen, in: Arbeits- und Forschungsberichte 3, 1953, S. 35. Zu den hervorragenden Plastiken in Menschen- und Tiergestalt von Birmenitz vgl. zuletzt W. Coblenz, Tonplastiken von der Heidenschanze Dresden-Coschütz, in: Arbeits- und Forschungs berichte 5, 1956, S. 271 ff. 39) Die Sammlung Wallrabe weist allein weit über 1000 Stück auf. Vgl. auch A. Pietzsch, a. a. O.: Von neun hier herangezogenen Fundstücken mit Sägeschnitt aus Sachsen stammen fünf von Birmenitz!