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eine gewisse Gleichartigkeit in Form, Verzierung und Technik verraten. Das ist jedoch nicht der Fall. Im Gegenteil zeigt die Topfware eine sehr ungleiche Geschicklichkeit; neben sorgfältiger, sauberer, ja meisterlicher Gestaltung begegnen wir solcher, die Ungeschicklichkeit und häufig Oberflächlichkeit der herstellenden Hand offenbaren. Wir müssen schon aus diesem Grunde folgern, daß zwar der Ofen der gesamten Siedlungsgemeinschaft gedient hat, daß aber das Formen und Trocknen der Gefäße noch in den einzelnen Häusern vor genommen wurde und die Töpfe nur zum Brennen zum Töpferofen gebracht wurden. Tonklumpenfunde in den Häusern bestätigen das Gesagte. Im Töpferofen waren die Gefäße einer gleichmäßigen, länger andauernden Hitze ausgesetzt. Daß sie trotzdem keine große Härte aufweisen, erklärt sich dadurch, daß der im Ofen erreichte Hitzegrad nicht sehr hoch gewesen ist. Bestanden doch die dicken Lehmwände, obwohl sie durch den vielfachen Gebrauch öfter der Brennglut ausgesetzt waren, nur aus rotgeglühtem Lehm von geringer Festigkeit. Zu einer vollkommenen Verziegelung hat der erzeugte Hitzegrad nicht ausgereicht. Wie nicht anders zu erwarten war, bestehen die Funde nur in Scherben material. Nur von einem Gefäß ist soviel erhalten, daß es sich wieder zu sammensetzen und ergänzen ließ. Die Scherben sind meist nur klein und die Überfangschichten größtenteils auch nicht mehr vorhanden. Man merkt es ihnen so recht an, daß sie zertreten und abgelaufen sind. Weitaus die Mehr zahl ist grob, dickwandig, besteht aus sandigem Tone und stammt von weitmundigen, großen Gefäßen der gewöhnlichen Gebrauchsware. Größere Stücke zeigen Fingerkniffornamente, Halswarzen, Griffzapfen, umlaufende, erhabene Leisten oder Fingernageleindrücke. Da der Verschleiß dieser Ge brauchsware erheblich war, sind auch die Funde an solcher in einzelnen Häu sern als massenhaft zu bezeichnen. Daß diesen gegenüber die verzierten Scherben an Zahl weit zurücktreten, ist leicht erklärlich. Man muß dabei auch bedenken, daß der Anteil der verzierten Gefäßwandung nur einen Bruch teil des Gefäßkörpers ausmacht und daß die meist dünnen verzierten Scherben aus feiner geschlämmtem und weniger gemagertem Ton am meisten unter Oberflächeneinwirkungen gelitten haben. Verzierte Scherben sind aber in allen Häusern gefunden worden und gehören nach Form und Verzierung zu Gefäßen, wie sie uns als Grabbeigaben bekannt sind. Nachgewiesen sind Amphoren und Becher sowie ein wannenförmiges Gefäß aus Grabungsstelle 54/7. Wenn wir dazu noch feststellen müssen, daß auch in Gräbern Gefäße angetroffen wurden, die der Gebrauchsware zuzurechnen sind, so kommen wir zu dem Ergebnis, daß kein Unterschied zwischen Grab- und Siedlungskeramik zu machen ist. Die verzierten Gefäße stellen gewissermaßen das „Porzellan“ der Schnurkeramiker dar. Aus der Abfallgrube des Siedelplatzes 54/7 stammt auch der erstmalig im Kreise Altenburg beobachtete Fund eines Tonlöffels,