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Nur wenig größer, stimmen der asymmetrische basale Randverlauf und die parallel nebeneinanderliegenden schmalen und kleinen Absplisse, die von dem basalen Rand auf die Fläche hinaufziehen, so weitgehend überein, daß man geradezu an einen gleichen Verfertiger beider Spitzen denken möchte. Ob wohl die Zusammengehörigkeit der Lindenthaler Blattspitze mit dem bekann ten Faustkeil vom micoqueartigen Typus 5 ) in der bereits 1874 zerstörten Höhle nicht gesichert ist, kann doch mit der gleichen Situation wie in der Klau sennische gerechnet werden, wo die Herausbildung der Blattspitzen aus einer Spätacheulkultur vorliegt 6 ). In Ranis handelt es sich um einen jüngeren Horizont von Blattspitzen, was auch durch die Abfolge der Höhlensedimente und ihre Einordnung in die Klimaschwankungen des jüngeren Pleistozäns abzuleiten ist. Von G. Freund wurde dieser Blattspitzenhorizont als Praeso- lutreen bezeichnet. L. F. Zotz hat jedoch die ältere Blattspitzengruppe, wie sie in Mauern ergraben werden konnte, ebenfalls als Praesolutreen bezeichnet. Da zur Charakterisierung von Blattspitzenkulturen von verschiedenen Auto ren auch verschiedene terminologische Bezeichnungen in der Literatur ver wendet werden, hat L. F. Zotz 7 ) eine Übersicht durch die folgende Gleichset zung gegeben: „Danach ist für uns Praesolutreen I = älteres Praesolutreen = die in den tiefsten Schichten (C und H) von Mauern enthaltene Industrie = die ,mittelpaläolithischen Blattspitzen’ von Narr = die , Wurzelkulturen 4 (z. B. Klausennische, Schichten G/H von Mauern) von Gisela Freund. Alle genannten Forscher sind sich über deren Datierung in Würm I einig. Unser Praesolutreen II = jüngeres Praesolutreen (F-Schichten von Mauern) ent spricht dem Praesolutreen von Gisela Freund (Ranis, Mauern F-Schichten usw.) und dem, was Narr Früh- und Protosolutreen nennt und was wiederum von allen Genannten ins Würm-I/II-Interstadial und ins frühe Würm II ge stellt wird.“ Man kann nicht behaupten, daß mit diesen so unterschiedlichen Bezeichnun gen Klarheit in das Problem der Blattspitzenkulturen gebracht ist. Durch die regen Bemühungen der neueren Paläolithforschung ist jedoch klar geworden, daß Blattspitzen nicht nur in verschiedenen Regionen der mittel- und ober- paläolithischen Kulturen vorkommen, sondern auch in verschiedenen strati- graphischen Positionen auftreten. Oft sind nur wenige Blattspitzentypen dem üblichen Silexinventar beigemengt. Andererseits treten sie an manchen paläo lithischen Siedlungsplätzen so dominierend in Erscheinung, daß sie wohl als ein kulturelles Merkmal bewertet werden können. Wenn man mit dem franzö sischen Forscher F. Bordes 8 ) im Vorkommen von Blattspitzen nur eine Kon- 5) R. R. Schmidt, Die diluviale Vorzeit Deutschlands, Stuttgart 1912, Taf. XLII,1. 6) G. Freund, a. a. 0., S. 180. ’) L. F. Zotz, a. a. 0., S. 138/39. 8 ) F. Hördes, in: Bulletin de la Socit Prehistorique Fran<;aise 51, 1954, S. 213.