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DIE KNAUFHAMMERAXT VON SEHLIS (KREIS LEIPZIG) Von Hildegard Wohn-Machowski Im Jahre 1935 wurde bei Feldarbeiten in Sehlis 1 ) bei Taucha, Kreis Leipzig (Meß tischblatt 4641, südl. der Höhe 165,2 Großstückenberg), eine nordische Streitaxtals Einzelfund geborgen, die dem Typus der Knaufhammeräxte angehört 2 ), Knaufhammeraxt aus schwarzem, grün und grau geädertem Nephrit (Tafel 17). Der Nacken ist zu dem namengebenden Knauf ausgebildet, der nach hinten kegelförmig zugespitzt ist. Das Schaftloch ist von zwei Seiten gebohrt, wie an Drehspuren deutlich erkennbar ist. Die Axt ist leicht nach unten geknickt, die Schneide gebogen und nicht verbreitert. Die Oberfläche ist voll kommen glatt, ohne jede Kante, der Querschnitt linsenförmig. Einige rauhe Stellen an der Ober fläche scheinen sekundär entstanden zu sein. Länge 15,8 cm; Breite 5 cm; größte Dicke des Schneidenteiles 3,9 dm; des Knaufes 4,6 cm. Diese Knaufhammeraxt ist das dritte in Sachsen gefundene Exemplar. Äberg 3 ) beschreibt bereits eine Axt von der Flur Seidewitz, Kreis Döbeln; 1934 wurde in der Flur Markranstädt, Kreis Leipzig, das Bruchstück einer weiteren gefunden 4 ). Die Verbreitung der Knaufhammeräxte ist sehr weitreichend. Nach einer Karte von Jazdzewski 5 ) reicht sie von Finnland bis Italien und Kleinasien, von der West schweiz bis zur Wolga. Allerdings ist die Häufigkeit des Auftretens auf dieser Karte etwas ungenau bezeichnet. Dieser Axttypus kommt in dem gesamten Gebiet ziemlich selten vor, bis auf eine Anhäufung in den Pfahlbauten des Mond- und Attersees. Die Funde sind in den meisten Fällen Einzelfunde, die Einordnung in eine bestimmte Kulturgruppe ist deshalb äußerst schwierig. Auch die Herkunft und Entstehung der Knaufhammeraxt ist schwer bestimmbar, zumal es kaum Zwischenglieder gibt, die auf eine Entwicklung schließen lassen. Nach Schwantes 6 ) gibt es zahlreiche Zwischen stücke zu den Knopfkeulen der Ganggrabzeit, da aber diese wahrscheinlich jünger sind, kann sich die Knaufhammeraxt nicht daraus entwickelt haben. Über das Entstehungsgebiet der Axt bestehen bisher zwei Richtungen: Äberg und andere 7 8 ) wollen sie in Skandinavien entstanden sehen und dann mit der „indo germanischen“ Wanderung in die übrigen Gebiete gelangen lassen. Allerdings weist Äberg bereits darauf hin, daß bei den vielkantigen Streitäxten der voll ausgebildete Knauf bereits in der Ganggrabzeit „fertig“ vorkommt, sich also keine Entwicklung feststellen läßt. Äyräpää8) dagegen leitet die Knaufhammeraxt aus ungarischen Kupfervorbildern her; aus dem Kubangebiet ist eine kupferne Knaufaxt bekannt aus einer Zeit, in der im dortigen Gebiet noch keine steinernen auftreten (wohl aber später). Außerdem ist das Vorkommen dieses Axttypus im östlichen Rußland weit häufiger, während im Westteil nur wenige und meist verflachte Formen bekannt sind, 1) Bei der Fundmeldung in Die Fundpflege, Jg. 3, Heft 1/2, 1935, wurde fälschlich Pönitz b. Taucha angegeben. 2 ) Das Stück befindet sich im Heimatmuseum Taucha, Inv.-Nr. S: 3/37, und wurde mir von dort durch Vermittlung von Herrn W. Schmutz zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. ° . . 3 ) N. Aberg, Das nordische Kulturgebiet in Mitteleuropa während der jüngeren Steinzeit, Uppsala 1918, Bd. 2, Abb. 170. *) R. Moschkau, Nordisches Fels- und Feuersteingerät aus Westsachsen, in Die Fundpflege, Jg. 2, 4. Heft, 1934, S. 25 ff. 5) K. Jazdzewski, Ilie Trichterbecherkultur in West- und Mittclpolen. Poznan 1936, S. 366ff. •) G. Schwantes, Vorgeschichte Schleswig-Holsteins I, Neumünster 1939, S. 169. 7) N. Aberg, Das nordische Kulturgebiet während der jüngeren Steinzeit. S. 81 ff. Chr. Pcscheck, Streitäxte aus Bulgarien, in Wiener Prähistorische Zeitschrift 28/1941, S. 49. 8) A. Äyräpää, Über die Streitaxtkultur in Südrußland, in Eurasia Septentrionalis Antiqua VIII, 1933, S. 3 ff. »