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arbeit als vielmehr die Folge vorderasiatisch-mittelmeerischer Beeinflussung sein. In den gleichen Kulturstrom würde sich dann die sowohl im Orient als auch inner halb der donauländischen Kultur durch zahlreiche Tierstatuetten nachgewiesene kultische Bedeutung des Hausrindes zwanglos einordnen. Während das Rohmaterial für die Knochengeräte der ersten Tripoljestufe fast aus schließlich Wildtiere (Hirsch, Reh u. a.) lieferten, so setzt nun eine relativ starke Zunahme in der Bearbeitung von Hornviehknochen ein. Der alleinige Wohntypus dieser Stufe ist das ohne Fundament direkt auf der Ober fläche erbaute Rechteckhaus. Was sich unter den einst viel umstrittenen Ploscadki verbarg, ist durch genaue Sortierung der meist nur auf chemisch-physikalischem Wege unterscheidbaren Tonbrandreste und durch den stellenweise besseren Er haltungszustand ganzer Hausgrundrisse ersichtlich geworden. Am Grabungsort durchgeführte Versuche verhalfen zur Klärung der Frage des Baumaterials und der Bautechnik. Sie widerlegten die Hypothese, daß der Lehmbrand durch Feuer katastrophen oder durch eine mit dem Grabkult verbundene Verbrennung des „Hauses der Toten“ entstanden wäre 15 ). Der aus einer 10 bis 15 cm dicken Lehm schicht bestehende Estrichboden wurde mittels eines darüber errichteten Holzfeuers gebrannt. Zugleich diente der vorher mit Spreuzusatz vermengte Lehm zur Her stellung grober, handgeformter Lehmstücke, die, anschließend gebrannt oder in der Sonne getrocknet, für die Konstruktion der Innenteile und als Bodenbelag Ver wendung fanden. Die Hauptmasse der Tripoljebauten sind langgestreckte, rechteckige Häuser, die durch Lehm oder lehmbestrichene Flechtwerkwände in zwei bis fünf Räume geteilt waren (Tafel 13). Neben kleineren Häusern sind Wohnkomplexe von 100 bis 150 qm durchaus keine Seltenheit. Der bisher größte aufgefundene Hausgrundriß der Tri- poljekultur nimmt eine Fläche von 27X7 ein. Die nur selten nachweisbaren in der Längsachse liegenden Pfostenlöcher, wie auch die verkohlten Reste der in den Quer wänden paarweise eingemauerten Dachstützen sprechen für eine Binderkonstruktion des mit Stroh oder Schilf gedeckten Giebeldachhauses. Der Hüttenboden, der bei längerer Benutzung mehrmals erneuert wurde, zeigt deutliche Spuren einer aus Spalt hölzern bestehenden Dielung, deren Abdrücke sich auf der Unterseite der darüber liegenden Lehmschicht erhalten haben. Für das Innere des Wohnhauses ist der an der Wand auf einer besonderen Plattform stehende kuppelförmige Backofen bezeichnend. Sein in Lehm verkleideter Holzrahmen von 1,6 bis 2 m Seitenlänge bildet mit dem darübergesetzten Rutengeflecht das Formgerippe, wie sich aus Abdrücken auf Bruchstücken erkennen läßt. Ein meist um den Ofen oder in seiner Nähe errichteter Lehmsockel dürfte den Bewohnern als Schlafstelle gedient haben. Der Kuppelofen ist ebenso wie der auf einer Holzunterlage ruhende Estrichboden keine Besonderheit der Tripoljekultur, sondern kann auch aus Siebenbürgen, Vinca und anderen balka nischen Fundorten belegt werden. Neben seiner Verwendung zum Backen und Kochen dürfte er, wie ein mit 15 gebrannten, aber noch nicht bemalten Gefäßen gefüllter Ofen in Erösd bezeugt, ebenfalls als Töpferofen benutzt worden sein 16 ). Von volkskund lichem Interesse ist, daß die gleiche Ofenform auch noch heute in den dörflichen Siedlungen des Balkans und der Ukraine, zum Teil außerhalb des Hauses auf einem Holzgeiüst stehend, angetroffen wird 17 ). Eine andere Eigentümlichkeit des Tripolje- 15) Gegenteiliger Auffassung in der Frage des absichtlichen Ausbrennens der Lehmhäuser ist J. Banner, Beiträge zur Fruge des neolithischen Wohnbaues, in Dolgozatok V, 1924, S. 126. 16) L. Lszl, satsok az Erösdi Östelepen, in Dolgozatok V, 1914, S. 313, Abb. 18. l’assek jedoch ist auf Grund chemischer Analysen von Keramikresten der Meinung, daß die hierbei nachgewiesene Temperatur von 500—600 Grad in den gewöhnlichen Tripoljeöfen nicht erreicht werden konnte. Sie nimmt an, daß die Gefäße am offenen Feuer, z. T. gleichzeitig mit dem Estrich boden gebrannt wurden. Vgl. T. S. Passek, in Kratkie soobenija I 1 M K XXI, 1947, S. 71. ”) N. F. Simonenko, Materialy k istorii duchovoj peci na territorii Ukrainy, in Institut Etnografii- Krakie soobidenija VIII, 1949, S. 10ff., Abb. 2.