Volltext Seite (XML)
Knochenreste und den prozentualen Anteil der verschiedenen Arten an dem gesamten Haustierbestand gibt untenstehende Tabelle wieder. (Angaben nach Bibikov, Kratkie soobenija XXXII, 1950, S. 58.) Anzahl der Einzel- Anteil der Haus- Knochenreste wesen tiere in % Rind (Bos taurus L.) 942 31 24,8 Ziege (Capra hircus L.) 307 22 17,6 Schwein (Sus scrofa domestica L.) 1481 60 48,0 Hund (Canis familiaris palustris Rüti m.) 45 9 7,2 Pferd (Equus caballus L.) 19 3 2,4 Unter den Knochenresten der Haustiere war das Schwein weitaus vorherrschend. Ihm folgte das Hausrind, während das kleinere Hornvieh nur eine untergeordnete Rolle im Wirtschaftsleben spielte. Die Futterbasis für die einen primitiven Feldbau begleitende Schweinezucht dürften außer Küchenabfällen vor allem die nahe der Siedlung stehenden Eichenmischwälder abgegeben haben 0 ). Daß vom Schwein im Gegensatz zu den übrigen Haustieren weit mehr aufgespaltene Knochen von Jung tieren aufgefunden wurden, belegt seine hohe wirtschaftliche Bedeutung als Fleisch tier. Wenn wir uns auch der Auffassung von Bibikov, daß die Equidenreste gezähmte Pferde darstellen, anschließen, so ist doch der Prozentsatz gegenüber den übrigen Haustieren nur sehr gering. Dagegen läßt die beachtliche Anzahl von Hundeknochen vermuten, daß der Torfspitz neben seiner Verwendung als Jagd- und Wachhund gelegentlich zu Nahrungszwecken genutzt wurde. Die Wohnform dieser ältesten zur Zeit erst in wenigen Stationen nachgewiesenen Entwicklungsphase soll die auch aus der Bandkeramik bekannte „Wohngrube“ gewesen sein. Wenn man auch in der Frage der Zemljanka noch keine endgültige Lösung erzielte, dürfte sich doch eine teilweise Revidierung älterer Auffassungen als notwendig erweisen. Wir werden günstigstenfalls in ihnen nur Teile eines infolge seiner leichten Bauweise nicht mehr nachweisbaren Wohnhauses sehen dürfen. Nach Bibikov befanden sich in Luka-Vrubleveckaja in einer 0,7 bis 0,8 m eingetieften und etwa 13 m langen Zemljanka vier Herde, die in fast gleichen Abständen entlang der Grubenachse angeordnet waren 10 ). Doch schalten viele der Gruben schon allein durch ihre Größenverhältnisse für Wohnzwecke aus. In manchen Fällen wird aber dann ihr wirtschaftlicher Charakter als Vorrats- oder Herdgrube durch Stein setzungen, Lehmbelag und selbst durch einen noch teilweise erhaltenen Kuppelofen bestimmt. Fehlen auch überall jegliche Pfostenspuren, so muß trotz allem eine generelle Deutung als Abfall- bzw. Lehmgruben abgelehnt werden. Die Unterschiede in der Siedlungsform sind vor allem durch die örtlichen wirtschaft lichen Verhältnisse und nicht durch chronologische Perioden bedingt aufzufassen. Schon früher waren Rechteckbauten aus einzelnen dem Frühtripoljestadium zuzu rechnenden Fundstellen bekannt und bei neueren Grabungen im Dnestrraum scheint dies die Regel zu sein 11 ). Sind zwar die hier aus Holz und Lehm errichteten Mehr familienhäuser einschließlich der runden Dorfsiedlung erst typische Elemente der folgenden Periode, so spricht doch das übrige Kulturinventar durchaus für die Zu- gehörigkeit zu der verhältnismäßig fundarmen Frühstufe. Die mittlere Periode der Tripoljekultur, die zugleich ihre Blütezeit darstellt, ist durch das Vorherrschen des Bodenbaues bestimmt. Außer der Hirse werden vor allem Gerste und Weizen (T. vulgare, compactum und monococeum) angebaut. ") Auch für Mitteleuropa glaubt vor allem Nietsch eine frühe Wald-Viehzüchterstufe, die das Schwein und vielleicht das Kind besaß, annehmen zu können. Vgl. II. Nietsch, W ald und Siedlung im vor geschichtlichen Mitteleuropa, Mannus-Bücherei Bd. 64, 1939, S. 195 ff. 10) S. N. Bibikov, in Sovetskaja Archeologia Bd. XI, 1949, S. 132—34, Abb. 2. n ) T. S. Passek, Tripolskie poselenija na Dnestre, in Kratkie soobenija I I M K XXXII, 1950, S.55.