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seine Herkunft aus einem Vorkommen von Süßwassertuffen (Wiesenmergel), obwohl solche in der Nähe heute nicht bekannt sind. Als letztes bliebe noch die Möglichkeit, daß Kalkstein aus größerer Entfernung, etwa von der mittleren Saale oder aus dem Mansfeldischen, herangebracht worden ist 33 ). Über das schnurkeramische Grab II können nur wenige Aussagen gemacht werden. Infolge des Fehlens einer Aufarbeitung der sächsisch-thüringischen Schnurkeramik sind ja sowohl der Ursprung als auch die Entwicklung dieser Kultur völlig unklar. Nach der alten, von Kossinna und Äberg herrührenden Auffassung 34 ) wäre die Amphore aus der Harth in die Spätstufe zu stellen, doch scheint es wahrscheinlicher zu sein, daß es sich bei diesen „Stufen“ um Lokalgruppen handelt, worauf zuerst W. Schulz hinwies 35 36 ). Auch ist die Deutung des Befundes von Peißen, Saalkreis 38 ), wo ein — angeblich älteres — Grab der Früh- bis Hochstufe über einem Grab der Spätstufe lag, durchaus nicht zwingend. Eine weitgehende Störung des oberen, also jüngeren Grabes durch Wühler scheint mir, die ungezwungenere Erklärung. Wichtig ist das Vorkommen dreier Steingeräte im Fundzusammenhang mit der Amphore, das für die innere Gliederung der Schnurkeramik einige Bedeutung gewinnen kann. Dabei sei sowohl auf die grobe Form der Axt als auch auf die ziemlich hoch gewölbte Hacke besonders hingewiesen. Der schnurkeramische Becher (Fund III) gehört unter Umständen zu diesem Grabe, sichere Aussagen sind leider nicht möglich. Dagegen ist es wahrscheinlich, daß das Grab IV jünger als Grab II ist. Dafür spricht schon seine randliche und flache Lage, außerdem wird es durch die unten zu er örternde Frage der Erweiterung des Hügels nahegelegt. Leider wird die Auswertung durch den schlechten Erhaltungszustand der beiden Gefäße sehr beeinträchtigt. Klarerist der Befund im Falle der beiden Gräber der Kugclamphorenkultur. Spuren von Grabgruben konnten nicht nachgewiesen werden, so daß unsicher bleibt, ob es sich um ein Doppelgrab oder um zwei zu verschiedener Zeit angelegte Einzelgräber handelt. Ihre unmittelbare Nachbarschaft, gleiche Lage und Tiefe sprechen für das erstere. Damit fände auch die Lage des Gefäßes 6, das nicht sicher einer der beiden Bestattungen zuzuweisen ist, eine Erklärung. Der Fundbestand der mitteldeutschen Gruppe der Kugelamphorenkultur wird durch diesen Fund um einen schönen geschlossenen Fund bereichert. Vor allem wird durch ihn erneut bewiesen, daß die gutgeformten, verzierten Kugelamphoren und die degenerierten, typologisch späten gleichzeitig sind 37 ). Bemerkenswert ist weiter das Vorkommen je eines unbearbeiteten, aber scharfschneidigen Feuersteinabschlages bei beiden Bestattungen. Bei dem geschliffenen Feuersteinbeil handelt es sich um ein in der Kugelamphorenkultur häutiges Gerät. Auch der anzunehmende Holzüberbau des Grabes ist in der Kugclamphorenkultur schon bekannt. Verschiedene Steinkistengräber haben Holzeinbauten 38 ); das von Priebe angeführte Erdgrab von Altenburg, das an den Ecken Pfostenlöcher hatte, die ein gedecktes Totenhäuschen bezeugen,- gehört freilich zur schnurkeramischen Kultur 39 ). Etwas Ähnliches, vielleicht eine Bohlenkiste oder eine nach oben abgeschlos sene Totenlade, ist auch für unser Grab anzunehmen. 33) Die Gegend von Geithain, aus der Leipzig und seine Umgebung im Mittelalter und in der Neuzeit den Kalk bezogen (freundl. Hinweis R. Moschkau), kommt nicht in Betracht, da es sich dort um Dolomit handelt. 34) Zuletzt Mannus 32, 1940, S. 388 f. (P. Grimm), dort die ältere Literatur. Vgl. zu den hier ange schnittenen, die Schnurkeramik betreffenden Fragen neuerdings Archaeologia Geographica 2, 1951, S. 65 ff. (U. Fischer). 35) Altschlesien 5, 1934, S. 37 ff. (W. Schulz). 36) Jahresschrift Halle 11, 1925, S. 13ff. (G. Krüger). 37) H. Priebe, Die Westgruppe der Kugelamphoren. Jahresschrift Halle 28, 1938, S. 40. 38) Jahresschrift 28, 1938, S. 8 (H. Priebe). 30) Mitteilungen der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes 14. 1930/36, S. 24ff. (E. Amende).