Volltext Seite (XML)
ist beachtenswert. Während Pflaster aus Steinplatten oder Feldsteinen im mittel deutschen Neolithikum gelegentlich vorkommen, ist ein Kieselpflaster bisher nicht bekannt geworden 21 ). Die Auspflasterung des Grabes mit Scherben ist dagegen gerade für die Salzmünder Gruppe kennzeichnend. Scherbenpflaster kommen hier vor in Plömnitz, sofern dieses Grab mit einer „Salzmünder“ Henkeltasse, einer Schale der Walternienburg-Bern- Bürger Gruppe und vier großen Siedlungsgefäßen wirklich zur Salzmünder Kultur zu stellen ist 22 ), Rössen 23 ), Landsberg 20 ") und vor allem in mehreren Fällen der Siedlung von Salzmünde, Saalkreis24). Auch die Nachbestattung 6 im Schortewitzer Hügel hatte als Unterlage und Bedeckung Scherben, die sich zu zwei Opperschöner Kannen zusammensetzen ließen 25 ). Scherbenpflaster sind aber keineswegs auf die Salzmünder Gruppe beschränkt, sondern kommen auch in anderen mitteldeutschen Kulturen vor. So sind band keramische Gräber mit Scherbenunterlage von Trotha und Wolmirstedt bekannt geworden 20 ). Auch bei der Blockkiste der Walternienburger Gruppe (W I/II) von Schortewitz liegt wohl eine Art Scherbenpflaster vor, denn hier fanden sich im und auf dem Lehm des Bodens der Kiste Scherben, die zusammengesetzt ein großes Sied- lungsgefäß ergaben 27 ). Weiter ist ein Grab in einer Siedlung der Baalberger Gruppe von Obermöllern, Kreis Weißenfels, hierher zu stellen, bei dem eine Schicht gepackter Scherben über und neben den beiden Skeletten lag 28 ). Völlig einmalig ist dagegen wieder die Überdeckung der ganzen Grabanlage mit einer mächtigen Kalkschicht. Da die Schicht völlig kompakt ist und nur über der Stelle des Leichnams ein offensichtlich nach dessen Vergehen entstandener Einbruch vor- liegt, handelt cs sich nicht etwa um den Kalkverputz eines hölzernen Grabbaues oder etwas ähnliches, sondern tatsächlich um eine als solche aufgetragene Kalkdecke. Dabei macht es die Struktur, vor allem die Tatsache, daß das Beigefäß des Grabes bei herausragender Mündung völlig von der Kalkmasse eingeschlossen war, wahr scheinlich, daß diese tatsächlich als mörtelartiger Brei aufgetragen wurde, also ein Brennvorgang vorausgegangen war. Die Herstellung von Kalk- und Gipsbrei ist für das Neolithikum schon auf Grund der gelegentlich nachgewiesenen und häufig an zunehmenden Inkrustierung der Gefäßmuster zu erschließen. Auch sind mit Gips gefüllte Tongefäße gefunden worden 29 ). Ob es sich bei der „Gipsbedeckung“ des Skeletts und der Gefäße von Hausneindorf 30 ) um eine dem Grabe in Hügel V ähnliche Anlage handelt, ist leider aus den kurzen Bemerkungen über dieses Grab nicht zu entnehmen. Beispiele für die Verwendung von Mörtel bietet auch der Verputz der Steinkiste der Kugelamphorengruppe aus dem Derfflinger Hügel 30 ") und der früh bronzezeitlichen Grabbauten von Helmsdorf 31 ), Sömmerda und Leubingen 32 ). In allen genannten Fällen wird Gips als Material angegeben. Es wäre nachzuprüfen, ob nicht doch gelegentlich auch kohlensaurer Kalk vorliegt. Die Herkunft des für das Harthgrab verwendeten Kalkes konnte nicht geklärt werden. Das Sammeln von Kalksteinen aus eiszeitlichen Geschieben ist bei der großen Menge des benutzten Kalkes nicht wahrscheinlich. Nicht ausgeschlossen ist 21) Das bestätigt mir auch U. Fischer (Mainz), dem ich für manchen Hinweis zu danken habe. 22) Anhaitische Geschichtsblätter 3, 1937, S. 9 ff., Abb. 6-—10, Taf. 2 u. 3 (W. Götze). 23) Mannus 11/12, 1919/20, S. 315 (N. Niklasson). 24) Jahresschrift Halle 29, 1938, S. 73 ff. (P. Grimm). 26 ) Anhaitische Geschichtsblätter 5, 1929, S. 81 ff. (R. Schulze). 26) Jahresschrift Halle 23, 1935, S. 71 (H. Butschkow). 27) Anhaltische Geschichtsblätter 5, 1929, S. 87ff. (R. Schulze). 28) Jahresschrift Halle 29, 1938, S. 28 (P. Grimm). 20) Rottleben, Kr. Sondershausen. Nachrichten über deutsche Altertumsfunde 1898, S. 20ff. (A. Götze). ao) Jahresschrift Halle 3, 1904, S. 137, und 5, 1906, S. 41 (P. Höfer). 30 “) A. Möller, Der Derfflinger Hügel bei Kalbsrieth, Großherzogtum Sachsen, Jena 1912, S. 19. al) Jahresschrift Halle 6, 1907, S. 1f. (H. Größler). 32) Jahresschrift Halle 5, 1906, S. Iff. (P. Höfer). 21