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den Erdgräbern oft, ursprünglich wohl immer, Hügel errichtet worden seien, ist allerdings nicht beweisbar, vor allem aber widerspricht der Neustupnyschen Annahme die meist sehr enge Belegung der Friedhöfe (Grababstand durchschnittlich 2 bis 3 m). Neustupny schildert dann anschaulich und ausführlich Geräte und Wirtschaft, zum Teil auch die Technik. Nicht zustimmen können wir ihm, wenn er die Steinäxte als nur neolithische Erzeugnisse ansieht, die zum Gegenstand der Ver ehrung und des Aberglaubens wurden (vgl. Donnerkeile ...). Die fünfeckigen Äxte und die Krücken hämmer sind doch zweifellos endlausitzisch. Neustupn beleuchtet dann die Frage der Nationali tät der Lausitzer, muß dabei die Illyrierthese ablehnen, findet aber auch keine Möglichkeit der durchgehcndeij. Entwicklung vom Lausitzer Typus zur geschichtlichen slawischen Kultur, so daß die Frage der Slawinität der Lausitzer für ihn zunächst offen bleiben muß, auch bleibt das Ende der Lausitzer Kultur ungewiß. Er erläutert dann die Funde der im Schwarzmeergebiet beheima teten Skythen, die in der Oberlausitz auftreten, und nennt den Ostrand der Lausitz das Gebiet, in dem die skythischen Einflüsse zum Stehen kamen. Die nun folgende La-Tene-Kultur, die auch Böhmen und Schlesien beherrschte, hat in der Oberlausitz keine Funde ergeben, lediglich die Niederlausitz wird von der ostelbischen Gruppe berührt. Für die Oberlausitz ist ein Weiterleben der Lausitzer Kultur anzunehmen. Die ersten historischen Nachrichten vom Beginn unserer Zeitrechnung sind sehr unklar und be scheiden. Das Gebiet gehört zu Germanien, doch ist Germania lediglich ein geographischer Begriff, und das Land wurde auch von Nichtgermanen besiedelt. Die Lausitz und ihre östliche Umgebung bewohnte nach den Berichten das große, wahrscheinlich slawische Volk der Lugier. Zeitweilig können sich germanische Wandalen hier niedergelassen haben. Nachbarn der Lausitz waren im Südosten die germanischen Silinger, im Norden die germanischen Burgunder, im Westen die germanischen Semnonen und die slawischen Mugilonen. Kurz vor und nach Beginn unserer Zeit rechnung sind für Neustupny also hauptsächlich die Lugier der Volksstamm, mit dem gerechnet werden kann. Für die Periode der La-Tene-Kultur ist demnach die Zuteilung der Lausitz ausschließ lich an die Wandalen abzulehnen, und für die folgenden Jahrhunderte kommt burgundische Besiedlung nicht in Betracht. Trotz der Fundarmut oder (von Münzen abgesehen!) gar Fundleere der Lausitz in den ersten beiden Jahrhunderten unserer Zeitrechnung war das Land sicher nicht unbesiedelt und menschen leer. Vielleicht auch verhinderte die Armseligkeit der damaligen Kultur (bedingt durch die kriege rischen Wirren an den Grenzen des Römischen Reiches, die die Übernahme der Kulturwerte wesentlich erschwerte) die Entdeckung der kargen Hinterlassenschaften. Am Ende des 2. Jahr hunderts finden sich wieder reiche Ausstattungen, der Zugang zur römischen Provinzialkultur war wieder möglich. Das Auftreten der Slawen auch westlich der Weichsel erwähnen schon Plinius, Tacitus und Ptole mäus im 1. und 2. Jahrhundert, dann schweigen die Quellen wieder. Bewohner des ehemaligen Ostgermanien wurden nun die Westslawen. Nach Neustupny begrenzt das Siedlungsgebiet der- Sorben, das im Laufe des 1. Jahrtausends besetzt wurde, im Norden die Linie Magdeburg—Frank furt (Oder), im Osten die Oder, Bobrawa und Kwisa, im Süden das Erzgebirge und im Westen die Saale und Elbe; westlich dieser Linie nennt er weitere Streusiedlungen — Vibius Sequester (4./5. Jahrhundert) nennt sie schon westlich der Elbe; 631 und 632 hören wir von Sorbeneinfällen in das thüringische Reich; 805 wird von Karl dem Großen der sorbische Grenzwall (limes sorabi- cus) errichtet, der von Lorch an der Donau über Regensburg, Forchheim, Bamberg, Erfurt nach Magdeburg verlief. Teilstämme der Sorben waren u. a. die Luzicaner (Gebiet der heutigen Nieder lausitz) und die Milaner (heutige Oberlausitz). Neustupny bespricht dann die Reste der geschichtlichen slawischen Kultur: Nach Abzug der Ger manen im 3./4. Jahrhundert war der Elb-/Oder-Raum nur noch von Slawen besiedelt, es gab keine Einheiten sogenannter Restgermanen mehr. Beweise für die historische slawische Kultur im 4. Jahr hundert und später sind ihm die Gräber von Sadersdorf (Guben) und Coblenz bei Bautzen (bes. 6./8. Jahrhundert). Neustupny beschreibt dann kurz die sorbischen Burgwälle, die in der Nieder lausitz mehr den Charakter von Sumpfburgen haben, während in der Oberlausitz dazu in größerer Anzahl Höhenburgen kommen. Diese Anlagen sind nicht nur gegen die Deutschen gerichtet, son dern auch gegen die Nachbarstämme; so findet sich an der Grenze zwischen den Milcanern und Luziöancrn zu beiden Seiten einer „toten Zone“ von etwa 50 km ein „Befestigungsgürtel“. Die damalige Grenze ist noch heute die Grenze der sorbischen Mundarten. Die Burgwälle hatten nicht nur militärische Zwecke, sie dienten auch als Verwaltungsmittelpunkte, als Handelsstüfzpunkte und waren oft befestigte Siedlungen. Sie entstanden meist erst im 9./10. Jahrhundert, als der Druck vom Westen immer spürbarer wurde.