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Kultur, wie diese sie ähnlich zur keltischen aufweist, die unterdessen Westböhmen erreicht und dort di Lausitzer Kultur verdrängt hatte. Die Lausitzer Kultur war in der vorskythischen Zeit ein sehr wichtiger Faktor in den Donauländern. Der Einfluß ist bis nach Makedonien und Griechenland nachzuweisen. Zur Lösung des Problems, welchen Einfluß die skythische Kultur auf die Expansion der Lausitzer in die pontischen Gebiete hatte, trägt insbesondere die Analyse der skythischen Keramik bei. Doch läßt sich beim heutigen Stande der Erforschung der skythischen Kultur in der ungarischen Tiefebene noch nicht sagen, welchen Einfluß der Skytheneinfall auf das Vordringen der Lausitzer Kultur in dieser Richtung hatte, ob er es hemmte oder sie anderweit beeinflußte. Zu den unstreitig ältesten skythischen Funden auf Lau sitzer Gebiet gehört der von Vettersfelde. In einigen Gebieten zeugen gerade die skythischen Funde ausdrücklich von der Fortdauer der Lausitzer Kultur in un veränderter Art bis ins 4. Jahrhundert v. Ztr. In Westböhmen treten die skythi schen Relikte aus dieser Zeit im Bereich von Früh-La-Tene-Funden auf. Daraus geht hervor, daß, als an der Westgrenze der Lausitzer Kultur schon neue Formen er scheinen, ihr übriges Territorium noch in den alten Hallstattformen verharrte. Die Kultur der Steinkistengräber entwickelte sich aus der Lausitzer Kultur und überschreitet, mit Ausnahme des ehemaligen Ostpreußen, deren Bereich nirgends. Man muß sie einfach als eine der Lausitzer Gruppen betrachten, die besonderen Um gestaltungen unterlagen und die in der Folgezeit auf einem bedeutenden Teil des Lausitzer Gebiets neue Formen hervorbrachte. Die südliche, balkanische Expansion der Lausitzer Kultur erschüttert keineswegs die These von ihrer Slawinität. Diese Expansion, die in gewissem Grade eine Durch dringung der städtischen Kultur mit Lausitzer Elementen herbeiführte, zog dennoch keine Assimilation derselben nach sich. Die Unterschiede zwischen den auf diese Weise entstandenen neuen Mischkulturen und der Lausitzer Kultur sind bedeutend, und man kann jene nicht als Lausitzer Kulturen ansprechen. Es liegt deshalb auch kein Grund vor, die neu entstandenen Mischkulturen einer mit dem Volke der Lau sitzer Kultur ethnisch verwandten Bevölkerung zuzuschreiben. Auf Grund der historischen Daten können als Träger dieser Kulturen die Illyrier angesehen werden. Diese Auffassung deckt sich vollkommen mit den Ergebnissen der Sprachforschung. Diese gestatten die Behauptung, daß die Illyrier gleichzeitig mit den Slawen, und in einer früheren Phase gleichzeitig mit den Germanen, eine spezielle nord-indo europäische Sprachgruppe bildeten. Diese nahe slawisch-illyrische Verwandtschaft ist erst im Lichte der südlichen Expansion der Lausitzer Kultur vollkommen ver ständlich geworden. Wenn wir uns den Bereich der Slawen in der frühgeschichtlichen Zeit ansehen, stellen wir fest, daß die von ihnen innegehabten Gebiete im Nordwesten den ganzen Raum der Lausitzer Kultur, im Nordosten den der wolhynischen und urfinnischen Kulturen umfassen, im Südwesten etwa das ganze illyrische Territorium, das sie nirgends überschreiten. Von der ganzen riesigen illyrischen Gruppe bleiben außer halb des Bereichs der Slawen nur die Albaner, die übrigens in ihrer Sprache viele slawische Elemente haben, mehr als illyrische. Die Inbesitznahme dieser ungeheuren Territorien konnte nicht mit einem Male erfolgen. Künftige Forschungen bringen zweifellos die erwünschte Aufklärung dieses Prozesses. Die vom Verfasser vorgetragenen lausitzisch-skythischen Forschungs ergebnisse gestatten den Umfang der Slawisierung der osteuropäischen Gebiete zu bestimmen. Dieser Prozeß begann um 1000 v. Ztr., doch gelangte er erst nach 700 v. Ztr. zu voller Entfaltung. In ihm spielen die skythischen Bewegungen eine große Rolle, sie zerschlagen die'Einheitlichkeit des thrakischen Territoriums. In weiterer Folge ermöglichten die Skythen, indem sie friedliche Beziehungen mit der urslawischen Lausitzer Kultur, in jedem Falle mit deren östlichem Gebietsteil, unter-