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Betreffs der Keramik kommen wir in Kletzko zu dem interessanten Ergebnis, daß sie in ihrer ältesten Phase viele Gefäßtypen aufweist, die gleichzeitig im Norden und im Süden auftreten, daß doppelkonische Gefäße in etwas verschönter Form nach Schlesien gelangen und ovale, bisher nur für den Süden typische, gleichfalls im süd lichen Großpolen erscheinen. Desgleichen finden wir hier schon im 7. oder 8. Jahr hundert Gefäße mit stark nach innen aufgewulstetem Rand, die bisher in Großpolen ganz unbekannt waren. In der Keramik von Kletzko ist die Kreuzung von nörd lichen und südlichen Formen sehr stark. Man gewinnt den Eindruck, daß sich hier in Großpolen eine besondere Kulturbasis herausbildete, die den Piasten ihre spätere Expansion nach verschiedener Richtung ermöglichte. Außerdem wurde in Kletzko eine geringe Anzahl bedeutend älterer Gegenstände aufgefunden, und zwar auf dem ganzen durchforschten Terrain auf gleicher Ebene mit den frühgeschichtlichen Überbleibseln, sowohl auf der Sohle des Walls als auch im Bereich der Wohnstätten und an unbesiedelten Stellen. Man muß also annehmen, daß wir es mit Gegenständen zu tun haben, die mit der zum Aufbau der Wälle gebrauchten Erde hierhergekommen sind. Darunter befanden sich einige wenige charakteristische Steinschliffe aus dem Neolithikum, zahlreiche Bruchstücke von Gefäßen der Spät-La-Tene-Zeit, u. a. ein Randstück von einem umgekehrt birnen förmigen Gefäß mit Henkel sowie ein wahrscheinlich aus derselben Zeit stammender tönerner Spinnwirtel von prismatischer Form. Hensel führt drei Schichten an, die nach der aufgefundenen Keramik sich folgender maßen charakterisieren lassen: 1. nur mit der Hand gefertigte Gefäße und solche mit gedrehtem Oberteil; 2. neben diesen beiden Arten bereits ganz auf der Töpferscheibe hergestellte Gefäße; 3. vollständig auf der Töpferscheibe hergestellte und mittelalterliche Gefäße. Die erste und den Beginn der zweiten Schicht datiert Hensel nach eingehenden Er wägungen schließlich ins 9. und 10., das Ende der zweiten ins 12. und die dritte Gruppe ins 13. und 14. Jahrhundert (letzteres übereinstimmend mit Unverzagt). Von anderen in Kletzko gefundenen Gebrauchsgegenständen werden beschrieben: Nadeln, Ahlen, Grabstichel, Spinnwirtcl, Lederschuhe, beinerne Schlittschuhe und andere Dinge aus Knochen, Horn, Metall und Holz, sowie Wetzsteine. Der so interessante wie wichtige soziologische Aspekt wurde hier geflissentlich außer acht gelassen, da erst ein kleiner Teil der Wohnburg erforscht und die Datierung noch so unsicher ist, daß man auf derart schwankendem Boden keine festen Resultate aufbauen kann. In demselben polnischen Sammelband steht auch ein Aufsatz von T. Sulimirski, „Die Lausitzer Kultur und die Skythen“, mit einem kurzen französischen Resümee. Es werden zunächst 39 skythische Funde im Kerngebiet der Lausitzer Kultur (mit Karte) aufgezählt, bei denen solche kriegerische und kommerzielle Charaktere zu unterscheiden sind. Erstere, die die Anwesenheit von Skythen auf Lausitzer Gebiet beweisen, kommen hauptsächlich in der Zentralzone von Mähren bis fast an die Ost see vor, letztere im Osten und in Westböhmen. Die geographische Verteilung der Funde und ihre stilistische und chronologische Analyse ergibt, daß man unmöglich von einer einzigen skythischen Invasion (von Osten her nach Schlesien, der Lausitz und Mähren, um 500 v. Ztr.) sprechen kann. Vielmehr müssen mehrere Invasionen erfolgt sein. Der Kontakt des westlichen Teiles der Lausitzer Kultur mit den Skythen kann nicht einmalig gewesen sein, sondern muß längere Zeit gedauert haben. Mähren und Schlesien waren gewiß mehrfach der Schauplatz erbitterter Kämpfe. Die In vasionen geschahen höchstwahrscheinlich in nördlicher Richtung von der ungarischen Tiefebene her, was die Typologie der Funde bestätigt. Die verhältnismäßig bedeutende Zahl der skythischen Handelsimportfunde im Osten und das Fehlen von Waffen lunden daselbst spricht für frühzeitige friedliche Beziehungen zur skythischen