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Verkehrsrichtungen Liben—Podbaba und Botic—Butovice verloren ihre Bedeutung; das neuerstehende Suburbium wurde der Anfang zu dem späteren historischen Kern Prags; hierher führten nun die neuen Kommunikationswege. Die Burgwälle Sarka und Zämka veröden, der Kessel von Podbaba weist nunmehr sehr wenig Funde auf, der Niedergang betrifft allmählich die Burgwälle mit Ausnahme des Vyschrad, der aus persönlichen Gründen von Vratislav als private königliche Nebenresidenz und vor allem als Kultstätte, in der das Kapitel angesiedelt wurde, restauriert ward. Es begann die Entwicklung der Hauptstadt Prag. Eine ähnliche, nur kürzere und mehr populäre Darstellung der Vorzeit der böhmischen Metropole findet sich auch in den ersten Abschnitten der „Dejiny Prahy“ (Geschichte Prags) von Dr. Jaroslav Prokes (1948 im Verlag Rudolf Schütz, Prag II, 745 Seiten). Mit dem Thema des vor- und frühgeschichtlichen Burgenbaues befaßt sich ganz ein gehend die „Einführung in das Studium der früh geschichtlichen Besiedelung Groß polens“ (Wstp do studiow nad osadnictwem Wielkopolski wczesnohistorycznej) von Witold Hensel, Poznan 1948, im Verlag der polnischen Gesellschaft für Vorgeschichte, 221 Seiten. Da nur eine ganz knappe englische Inhaltsübersicht vorangestellt ist, sei auch über dieses vielseitig informierende Buch kurz referiert. Der Verfasser beabsichtigte zwar nicht, ein vollständiges und allseitiges Bild sämt licher altertümlicher Wehranlagen zu geben, sondern nur die Geschichte der slawi schen Burgen auf einem breiteren Hintergründe zu skizzieren. Der Leser darf also nicht, sagt er, auf alle einschlägigen Fragen Antwort erwarten, er soll vielmehr zu weiterer, dringend notwendiger Forschung angeregt werden. Daß aber dennoch ein umfassendes Handbuch hier vorliegt, mag aus einer Übersicht der Kapitelüber schriften hervorgehen. Das erste bringt eine Definition des Begriffes „gröd“ (Burg), die Hensel, nach Aus einandersetzung mit anderen, besonders auch deutschen Autoren, folgendermaßen faßt: „Das Wort Burg bezeichnet entsprechend seiner Etymologie vor allem eine künstlich zu Wehrzwecken befestigte Örtlichkeit.“ In der Einleitung war gesagt: „Ich möchte nachdrücklich hervorheben, daß ich mich in meinen Ausführungen — mit wenigen Ausnahmen — hauptsächlich auf das Ausgrabungsmaterial gestützt habe, das wir mehr oder minder genau zu datieren vermögen. Daher ist das Problem der Burgstätten (Burgplätze, grodzisko’ zum Unterschiede von ,grod‘) nicht breiter behandelt, und ich meine, daß diese Beschränkung meine Darlegungen nicht be einträchtigt, sondern ihnen zugute kommt. Weiß ich doch, daß zahlreiche Burg stätten — trotz äußerlich gleicher Gestalt — völlig verschiedene Typen von Wehr bauten aufweisen. Die soziologischen und administrativ-politischen Probleme, die für die Analyse der Funktion der Burgen grundlegende Bedeutung haben, konnten bis zum heutigen Stand der Forschung nur skizziert werden.“ Je ein weiterer Hauptabschnitt des Buches ist den Burgen der Steinzeit, der Bronze- und Eisenzeit, den keltischen, den vorgeschichtlichen germanischen, den römischen Wehrbauten, den Burgen der Daker, der Nomadenvölker (Skythen, Sarmaten, Hunnen, Awaren, Bulgaren und Magyaren), den frühgeschichtlichen der Germanen (Franken, Sachsen und Wikinger) und denen der slawischen Völker gewidmet. Unter diesen werden behandelt die ostslawischen, tschechoslowakischen, sorbischen, obo- tritischen und wilzischen, pommerschen, schlesischen, klein- und großpolnischen Burgen. Uns interessieren besonders die sorbischen. In diesem Kapitel überblickt der Autor zunächst die frühgeschichtlichen Grenzen, Stämme und Schicksale des Sorben volkes. Bei den Anlagen unterscheidet er konkave und kegelförmige, unter den ersteren wieder größere Rund- oder Ringwälle und kleinere Burgwälle; nach der Lage solche auf Höhen, in Tälern oder Niederungen, abgelegene und in Verkehrszentren, innerhalb des Stammesgebiets oder dessen Grenze. Beschrieben werden (hauptsäch lich nach W. Hülle, Westausbreitung und Wehranlagen der Slawen in Mitteldeutsch land, Leipzig 1940) die Burgbauten von Grimschleben, Schraplau, Landsberg, Köll-