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log der slawischen Anlagen bringt und auch in der Deutung nicht so zweckbedingt erscheint. Dann setzt er sich mit der „Vorgeschichte der deutschen Stämme“ aus einander, besonders mit dem 3. Band, und greift darin das fehlende Eingehen auf die vielfältigen Forschungen der Polen an. An Beispielen weist er einzelne Fehler nach. Alle obengenannten Besprechungen sollen dazu dienen, nationalistische Übertrei bungen abzuwehren, und sollen auch für die Zukunft allen Forschern die Verpflich tung auferlegen, bei ihren Arbeiten die Suche nach der Wahrheit in den Mittelpunkt zu stellen. Er bringt dann noch weiter paläobotanische Studien zur Festlegung der Wiege des slawischen Volkes (besonders Weißbuche, Rotbuche, Eibe und Efeu). Er greift damit die Festlegung des Pripetgebietes als Urheimat der Slawen an. Wichtig sind auch seine Ausführungen zur Veröffentlichung von K. A. Wilde, Die Bedeutung der Gra- bung Wollin, 1934, Methodische Grundlagen für die Erforschung der Wikinger- und Slawensiedlung Wollin, 1939 1 ). Er untersucht nochmals die stratigraphischen Gegeben heiten und die chronologischen Schlußfolgerungen. Außer der letzten Besprechung sind alle vorgenannten Arbeiten mit ausführlichen französischen und englischen Resümees versehen und finden sich im PrzegUd Archeo- logiczny, VII, 1, 1946. Daneben erschienen eine Anzahl von Arbeiten, die sich mit der slawischen Keramik und deren Chronologie beschäftigen. Sie sollen in nächster Zeit einmal zusammenfassend behandelt werden, wenn die slawischen Kulturreste der einzelnen Altgaue im Rahmen unserer Veröffentlichungsreihe vorgeführt werden. Mit der im folgenden gegebenen Zusammenstellung soll ein erster Versuch unter nommen werden, Einblick in die derzeitigen Forschungsarbeiten Polens und der Tschechoslowakei zu gewinnen und so auch die Forschungen des eigenen Landes zu befruchten. W. Coblenz Die Vorgeschichtsforschung in Polen und der Tschechoslowakei nach dem Kriege Schon immer erfreute sich die Vorgeschichtsforschung Polens undderTschechoslowakei eines besonderen Rufes. Sie erfuhren schon bald nach der Erringung der Selbständig keit beider Staaten im Jahre 1918/19 starke Unterstützung durch die Öffentlichkeit, und ihre Grabungs- und Forschungsergebnisse hatten eine weit über die Grenzen ihrer Länder hinausgehende Bedeutung und wurden überall in Europa anerkannt. Die starke staatliche Förderung der Vor- und Frühgeschichte ist auch sofort nach der Beendigung des zweiten Weltkrieges wieder eingetreten und hat zu einer hervor ragenden Wiederaufnahme der Vorgeschichtsarbeit geführt. In Polen ging man 1945 mit großem Eifer an den Wiederaufbau der Forschungs institute und Museen. Ein großer Mangel an ausgebildeten Fachleuten erschwerte die Arbeit, konnte aber Erfolge nicht verhindern. Zur Behebung dieses Nachwuchs mangels wurde der Ausbildung junger Kräfte besonderer Wert beigelegt. Wie plan mäßig und erfolgreich man an diese Aufgabe heranging, ergibt sich daraus, daß bereits 1949 an acht polnischen Universitäten Professuren für Vor- und Frühgeschichte be standen, vier ordentliche und vier außerplanmäßige. An diesen Universitäten stu dierten Ende 1949 über fünfzig Studenten Vor- und Frühgeschichte im Hauptfach 2 ). Es liegt auf der Hand, daß eine derart großzügige Heranbildung von Nachwuchs bald Erfolge haben mußte. Die Kriegsschäden wurden beseitigt, die Sammlungen reorga nisiert, und bereits 1949 waren alle großen Provinzialmuseen und die meisten der kleinen Sammlungen wieder aufgcstellt und der Öffentlichkeit zugänglich und damit in den Dienst der allgemeinen Volksbildung gestellt. Nur für das Zentralmuseum in 1) Przeglqd Archeologiczny, VIII, 1, 1948, S. 108—115. ) Die statistischen Angaben sind entnommen: J. Kostrzewski, Post War Prehistory in Poland, American Journal of Archeology, 53, 1949, S. 355 ff.