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Ausnahme denkbar sei 38 ). Bis 1260 seien ausschließlich diese großen Brakteaten von 42 bis 38 mm Durchmesser geprägt worden. Von den bei Fiala, a. a. 0., behandelten Funden gehöre der von Vlaim (bei Beneschau zwischen Prag und Budweis) ganz in die Zeit Ottokars L, während die von Zloncice (nahe Prag), Chodouny (bei Laun), Libcany (bei Königgrätz) bereits in die Zeit König Wenzels I. (1230—1253) hineinragten, der gänzlich der von Stihnov angehört; der Fund von Hermsdorf ist schließlich nach Skalsk zum großen Teil schon Ottokar II. (1253—1278) zuzuweisen. Diese Datierungen Skalsks erscheinen wohl begründet, und auf ihrer Grundlage würde auch aus den großen böhmischen Königsbrakteaten des Dresdener Fundes sich dessen Ab schluß kurz nach 1255 ergeben, denn als jüngste dieser Brakteaten enthält unser Fund einige der auch im Hermsdorfer Fund, in dessen Reihen aber als älteste, vorgekommenen Brakteaten; reicht der Inhalt dieses Fundes auch nach Skalsky bis über die Mitte des Jahr hunderts hinunter, so würde der angetroffene Befund für unsern Schatz den Abschluß um etwa 1255 bedeuten. Neben den 26 verschiedenen in ihm festgcstellten großen böhmischen Brakteaten enthält der Dresdener Fund als Nr. 103 und 104 auch zwei der sogenannten kleinen böhmischen Brak teaten, deren einer Nr. 103, nach Skalsky 39 ) zwischen 1260 und 1270, deren anderer Nr. 104 nach dem gleichen Autor 40 ) gegen Ende der Regierungszeit Ottokars oder kurz nach dessen Tod, also gegen 1280, entstanden wäre. Die gesamte Gruppe dieser kleinen böhmischen Brak teaten löst nach Skalsky (a. a. O., 1936) überhaupt erst nach 1260 die größeren Königs brakteaten nach meißnischem Schlage ab und sei vielleicht als Folge einer von Ottokar 1260 vorgenommenen Münzreform anzusehen. Wir werden vom geringen Material des Dresdener Fundes aus gegen diese Datierung nicht Stellung nehmen können und hätten dann anzu nehmen, daß die beiden fraglichen Prägungen lange nach Abschluß des Schatzes mit noch einigen ganz wenigen anderen Pfennigen zu dessen Masse dazu gekommen wären. Stilistisch lehnen sich die großen böhmischen Königsbrakteaten eng an die meißnischen Pfennige an und folgen ihnen auch in der Entwicklung: diese führt von noch vergleichsweise zierlich und sauber geschnittenen Stempeln, die etwa den meißnischen in die Anfangszeit Heinrichs des Erlauchten zu weisenden entsprechen, zu zunehmend gröber und teigiger geratenen Erzeugnissen; wenn dann in Meißen kurz nach der Jahrhundertmitte, sicher nicht früher, bei weiter voranschreitender Verrohung des Stempelschnitts eine merkliche Verkleinerung des Bildfeldes der Brakteaten und auch ihres gesamten Umfanges einsetzt, so dürfen wir annehmen, daß die gleiche bei den böhmischen großen Königsbrakteaten zu beobachtende Erscheinung zur gleichen Zeit wie in Meißen, also parallel dazu auftritt. Dieses Bild der parallelen stilistischen Entwicklung der markgräflich meißnischen und der königlich böhmischen Brakteaten wird aber während der hier in Rede stehenden Zeit etwas eingeschränkt durch die für die letztgenannten gegenüber den meißnischen auffälligere Schnitt-und Fabrikverschiedenheit der Gepräge, die augenscheinlich jeweiliges Kennzeichen der verschiedenen Münzstätten ist, die jene Königsbrakteaten erzeugten. Während für die Markgrafschaft Meißen die nach Schnitt und Fabrik große Gleichartigkeit der Prägungen - gerade um die Zeit von 1230 bis 1250 darauf schließen läßt, daß die in den verschiedenen markgräflichen Münzstätten gebrauchten Prägestempel vielleicht von einer Stelle geliefert worden sind, scheint dies für die böhmischen Königsbrakteaten zumindest nicht durchaus der Fall gewesen zu sein. Freilich sind wir über die damaligen königlichen böhmischen Münz stätten im allgemeinen im unklaren, doch haben auch dort fraglos zahlreichere Brakteaten- schmieden gearbeitet; und ihre Erzeugnisse scheinen im höheren Maße als entsprechend die der verschiedenen markgräflich meißnischen Münzstätten auch bei gleichzeitiger Aus bringung nach den verschiedenen Münzschmieden jeweils etwas verschieden ausgefallen zu sein. So ist eine ziemlich geschlossene, hauptsächlich aus oberlausitzischen Funden bekannt gewordene Gruppe böhmischer Königsbrakteaten 41 ) durch stilistische Eigenheiten gekenn zeichnet, die sie zunächst, wegen der fortgeschrittenen Verrohung und Auflösung des Schnittes, gemäß dem oben ausgeführten in eine Zeit nach 1250 zu verweisen scheinen. Aber es ist durchaus möglich, daß wir es hier mehr mit einer provinziellen Eigenart der jene 38) G. Skalsky, Rev. Num. Tchec., VIII, 1932, S. 231; vgl. auch W. Schwinkowski bei seiner Behand lung des Fundes von Constappel, Bl. f. Mnzfrd., N. F. I, 1917, S. 365f. 3 ») G. Skalsky, Rev. Num. Tchec., XI/XII, 1936, S. 172. 40) G. Skalsky, a. a. O., XV/XVH, 1941, S. 115. 41) W. Haupt, Die Oberlausitzer Königsbrakteaten. Neues Lausitz. Magazin 1931, S. 152ff.