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72. Zwischen zwei kleinen Türmen stehender Markgraf, wie vorher, schultert beiderseits eine Fahne. 1 rechte Hälfte — 20 mm. Raue, a. a. O., Tafel VII, Abb. 24; E. Bahrfeldt, a. a. O., S. 198, Tafel XIII, Nr. 411. 73. Zwischen zwei kleinen, auf winzigen Bogen ruhenden Kuppeltürmchen stehender Markgraf, wie vorher, in jeder Hand eine Lilie haltend, deren Stengel mit Kreuzbalken belegt sind; beiderseits neben den Händen ein Kreuz. 4 Stück — 3 wiegen zusammen 1,4 g — 20 mm. Raue, a. a. O., Tafel IX, Abb. 4; Grote, Mnzstud. 1,1857, S. 63, Tafel VIII, Abb. 2; E. Bahr feld, a. a. 0., S. 200, Tafel XIII, Nr. 426. 74. Zwischen zwei knaufgekrönten kleinen Kuppeltürmchen, wie vorher, stehender Markgraf mit gewinkeltem Arm hält in der Rechten eine am Boden stehende Lanze, in der Linken eine F ahne. 1 Stück, 2 Hälften •— der ganze wiegt 0,41 g — 22 mm. Raue, a. a. O., Bahrfeldt, a. a. O. Die Brakteaten Nr. 69 bis 74 weist Bahrfeldt, a. a. O., der zweiten Hälfte des 13. Jahr hunderts zu und will sie in der Zeit „von ungefähr dem Tode Johanns I. und Ottos III. bis gegen Schluß des Jahrhunderts“ entstanden wissen (a. a. O., S. 172). Diese Anschauung läßt sich nach den Datierungen, zu denen uns der Dresdener Fund Anlaß gab, vielleicht nicht aufrecht erhalten, da die große Masse der in ihm enthaltenen meißnischen Brakteaten einen Abschluß unseres Schatzes gegen 1256 als sicher erscheinen läßt. UNBESTIMMTE PRÄGUNGEN NACH BRANDENBURGISCHEM SCHLAG 75. Sitzender, mit jederseits in eine Locke herabfallender glatter Frisur, hält in beiden Händen je eine herabhängende Fahne. 1 Stück — 0,36 g — 25 mm. Stark beschädigt. Diese Prägung ist in den brandenburgischen Reihen, wie sie uns E. Bahr feldt, a. a. O., vorführt, nicht ohne weiteres unterzubringen; ihr Durchmesser verweist sie in den Kreis der Brakteaten, wie hier Nr. 67, in dem sich aber für Brandenburg Anklänge an unseren Typus Nr. 75 nicht zu finden scheinen. 76. Ein von vorn erscheinender Kopf mit glatter, in zwei seitliche und eine Stirnlocke fallender • Frisur unter einem von drei Türmen besetzten Bogen; die beiden seitlichen Türme sind rund, von niederer, knaufartiger Kuppel und darauf einer Kugel bekrönt, der mittlere viereckig mit großer Zwiebelkuppel, von deren Basis beiderseits schräg nach außen ein kurzer Balken aufragt. 1 Stück — 0,51 g — 22 mm. Diese Prägung reiht sich wahrscheinlich mühelos den brandenburgischen Pfennigen, E. Bahr feldt, a. a. O., Nr. 272ff., ein. Eine ähnliche Prägung aus dem Bünstorffer Fund nahm Galster (Berl. Mnzbl., N. F., VI, 1917, S. 121, Tafel 74, Nr. 209) für die markgräfliche Münz stätte Brandenburg Neustadt mit ? in Anspruch, während Buchenau, Bl. f. Mnzfrde., N. F., III, 1926, S. 546, ihre Entstehung in Stade für möglich hielt; vgl. auch Jesse, D. wendische Münzverein, 1928, S. 61 mit Anm. 165, Tafeln, Nr. 150, auch Dannenberg, Münzgeschichte Pommerns im Mittelalter, 1893, S. 12, 39, Tafel II, Nr. 32, der ähnliche Prägungen aus dem Fund von Mesikenhagen für pommerisch hält. KÖNIGE VON BÖHMEN Die großen böhmischen Königsbrakteaten haben zuerst von E. Fiala (Ceske Denry, 1895 bis 1897) eine zusammenfassende Behandlung erfahren, die für die spröde Materie im wesentlichen eine Behandlung der verschiedenen Funde vorlegt, in denen diese Prägungen zutage gekommen sind, und sich auch um ihre Datierung bemühte. Diese Bemühungen hat neuerdings G. Skalsk mit mehreren den böhmischen Brakteaten gewidmeten Studien wieder aufgenommen. Er wies daraufhin, daß der Beginn der großen böhmischen Brakteaten nach meißnischem Schlag etwa um 1210 unter König Ottokar I. anzunehmen sei und daß eine Nachprägung meißnischer Brakteaten mit ungekröntem sitzendem Dynasten, wie sie Fiala noch in so großem Umfang für Böhmen in Anspruch nahm, höchstens als gelegentliche