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nischen und böhmischen Brakteaten enthielt. Seine Hauptmasse machten freilich, bei der Lage seines Vergrabungsortes verständlich, magdeburgische und anhaitische Gepräge aus. Alle vier im Dresdener Fund sich findenden magdeburgischen Brakteaten (Nr. 2 bis 5), die eine der beiden kleineren böhmischen Prägungen (Nr. 103) und einige freilich nur wenige seiner großen meißnischen und böhmischen Brakteaten (Nr. 30, 37, 39, 45, 85, außer dem böhmischen Doppelkopf Nr. 103) waren auch im Funde von Borne vertreten. Im übrigen deckt dieser allerdings ganz gleichmäßig einen viel längeren Zeitabschnitt als unser Dresdener Schatz, etwa den Zeitraum von 1200 bis 1270. Daher enthält er gerade von den großen meißnischen und böhmischen Hohl pfennigen außer zahlreichen früheren auch nicht wenige spätere als eben die, die im Funde von Dresden vereinigt sind. Zu den bemerkenswertesten Neuheiten, die der Dresdener Brakteatenfund bringt, gehört zunächst dr Königsbrakteat Ottos IV. (Nr. 1), der wahrscheinlich von Han nover ausging und wohl den zeitlich frühesten Pfennig im gesamten Funde darstellt. Sehr bemerkenswert ist auch der Pfennig Kaiser Friedrichs II. zusammen mit König Heinrich VII. (Nr. 117/118), der nur in zwei, aber sicherlich zusammengehörigen Hälften vorliegt und keiner bestimmten Münzstätte zugewiesen werden kann; seine Machart läßt auf hessische Herkunft schließen. Münzgeschichtlich wichtig ist ferner der leider nur mit einer Hälfte vorliegende bischöflich naumburgische Brakteat mit der Münzstättenangabe „Nuenpurc“ (Nr. 108), der damit die schon viel früher erfolgte Deutung anderer Inschriftenangaben bischöflich naumburgischer Brakteaten als Hinweis auf die Münzstätte Zeitz entscheidend sichern hilft. Etwas problematisch ist dann der neue Schleizer Wisentbrakteat (Nr. 114) wegen des Beizeichens eines fünfästigen Bäumchens, wie es bisher gern als Prägeabzeichen der Grafen von Schwarzburg-Kefernburg gedeutet worden ist. Für Meißen ist weiterhin die Neuheit mit dem beiderseits seinen Löwen haltenden Markgrafen (Nr. 47), für Böhmen aber das Auftauchen eines neuen Buchstabenpfennigs (Nr. 102) und das einer anderen Prägung merkwürdig, auf der der sitzende gekrönte König Krummstab und Buch hält (Nr. 105). Zusammenfassung der Ergebnisse für die Münzgeschichte Heinrichs des Erlauchten Der Dresdener Brakteatenfund gab Anlaß und Möglichkeit, hier zum ersten Mal die Erzielung genauerer und zuverlässigerer Datierungen innerhalb der umfangreichen Brakteatenreihen aus Heinrich des Erlauchten langer Regierungszeit zu versuchen, als sie zuletzt noch Schwinkowski (a. a. O., 1931) auf die Unwägbarkeiten von Stil und Machart mit freilich sicherem Formgefühl und überzeugend genug hatte gründen können. Für jenen Versuch wurde das Auftreten des thüringischen Löwen als Ab zeichen des Markgrafen herangezogen, das vor 1247 oder allenfalls 1242 nicht zu denken ist, und für zwei dieser Pfennige, deren einer im Dresdener Funde vertreten ist (Schwinkowski Nr. 466 und 534 mit 548), wurde (vgl. dazu besonders unten Anm. 39) die genauere zeitliche Festlegung auf 1242 (Eventualbelehnung mit Thü ringen) und 1247/48 (Anfall Thüringens) unternommen. Im Zusammenhang damit ergab sich, daß der auffälligste und einschneidendste Wechsel in der Darstellung der Haarfrisur des Markgrafen im Laufe nur eines Jahres, und zwar ebenfalls des Jahres 1248, erfolgt sein muß (vgl. unten die Vorbemerkung zu Nr. 38). Eine weitere Da tierungsmöglichkeit ergab sich aus dem Vergleich der Schriftbrakteaten Heinrichs des Erlauchten mit den Schriftbrakteaten der meißnischen Bischöfe Conrad I. und Witigo; danach konnte die Entstehung der frühesten bekannten Schriftbrakteaten Heinrichs mit noch glatter Schrötlingsoberfläche in den Jahren 1257 oder 1258 bis 1265 oder 1266 wahrscheinlich gemacht werden. Diese Datierungen und ihre Grund lagen zwangen weiterhin zu der Annahme, daß vielleicht gegen 50 — zumindest aber bedeutend mehr als der Anzahl der Jahre entsprechen — verschiedene Prägungen Heinrichs in die Jahre von frühestens 1247 bis spätestens 1258 zu setzen sind; dies