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Anfang des 14. Jahrhunderts codifizierten 18 ) Freiberger Stadtrechts gegolten hat, daß nämlich auf die Gewichtsmark Silbers ein Pfund (240 Stück) und vier oder sechs Pfennige gehen sollten 19 ), dann wird als Grundlage dieser Berechnung eher an die Prager Mark von etwa 250 g zu denken sein. Für die Brakteatenpfennige Conrads des Großen von Meißen (1123—1156) mit freilich anderen Durchschnittsgewichten (0,81g) hat unlängst schon Haupt die Prager Mark als Währungsgrundlage wahrscheinlich gemacht 20 ). Geldgeschichtlich interessant und auffällig ist das Auftreten so zahlreicher Hälften von Brakteaten im Dresdener Funde; schon oben (S. 202) war gesagt, daß sie ihre Entstehung bewußter Stückelung und nicht etwa der Mißhandlung des Materials verdanken. Man deckte mittels dieser Halbierung den Bedarf des Geldmarktes auch nach kleineren Münzeinheiten, als der allein ausgeprägte Pfennig es war, und die großen Brakteaten nach meißnischem Schlage luden zu solchem Verfahren ja auch ein: bei Nr. 44 des Fundes kommen auf 760 ganze darin festgestellte Exemplare 513 Hälften, ein gewiß beträchtlicher Anteil. Merkwürdig bleibt daneben, daß aber auch kleinere und leichtere Brakteaten, wie die magdeburgischen und branden burgischen Pfennige, in diesem Funde vielfach als Hälften auftreten. Buchenaus Anschauung, daß mit solcher Halbierung auch eine Außerkurssetzung nicht mehr umlauffähiger Pfennige bezweckt worden sei 21 ), wurde schon von Mertens als unhaltbar abgetan 22 ). An die Absicht einer derartigen Außerkurssetzung läßt sich eher schon angesichts der vielen Bündel denken, in denen die Brakteaten des Dres dener Fundes sehr zum Nachteil ihrer Erhaltung in überwiegender Menge vereinigt worden waren; aber für diese Bündel wiederum liegt doch näher anzunehmen, daß sie nur der handlicheren und dichteren Aufbewahrungs- und Verpackungsmöglichkeit wegen zusammengerollt worden sind; konnte doch ohnehin der Inhalt eines derart für längere Dauer versteckten Schatzes von seinem Eigentümer nicht als Geldvorrat, sondern nur als Edelmetallrücklage angesehen werden. Verwandtschaft und wichtigste Neuheiten des Dresdener Brakteatenfundes Aufs engste verwandt mit dem Funde von Dresden sind die Funde von Hermsdorf 1885 23) und von Reinhardtsgrimma 186724) und ein Fund von Liebethai bei Pirna 1862 mit hauptsächlich markgräflichen Brakteaten dieser Zeit. Sie alle enthielten meiß nische und königlich böhmische Brakteaten aus genau der gleichen Zeit wie sie der Dresdener Fund bringt. Nicht ganz wenige sehr charakteristische Prägungen sind dann auch unserem Funde mit dem einen oder anderen der drei erwähnten gemein sam: seine Nummern 9, 10, 45, 84, 85, 91, 93, 94 waren auch im Funde von Herms dorf, die Nummern 25, 29, 30, 33, 35 bis 37, 39, 40, 88, 96, 101 auch im Funde von Reinhardtsgrimma, soweit er ins Dresdener Cabinett gelangte oder von Fiala be handelt worden ist, und die Nummern 37 bis 40, 44, 45 waren auch im Funde von Liebethai vertreten. Im übrigen scheint die Zeitspanne, der der Inhalt der drei genannten Funde entstammt, noch kürzer bemessen gewesen zu sein, als dies für den hier bearbeiteten Schatz gilt; im Gegensatz zu diesem waren nach unserer Kenntnis keine sonstigen Prägungen, außer den meißnischen und böhmischen, in jenen Funden. In die nächste Verwandtschaft derer des Dresdener Fundes gehörige Brakteaten brachte auch der große Schatz von Borne 25 ), der 64 verschiedene der großen meiß- ls ) Cod. Dipl. Saxon. Reg. (2) XIV, (H. Ermisch, Urk.-Buch d. Stadt Freiberg III), 1891, S. XVI. 10) A. a. O., S. 43. 20) W. Haupt, Dtsch. Mnzbl., N. F„ XVI, 1943, S. 111. (S. 3). 21) II. Buchenau, Der Brakteatenfund von Seega, 1905, S. XIII. 22) E. Mertens, Münzstudien, VI, S. 21., 1929. 23) E. Fiala, Arch. f. Brakt.-Kde., II, 1893, S. 362ff.; ders., esk Denry, 1895—1897, S. 415ff. 24) Leitzmanns Num. Ztg. XXXIV, 1867. 20) E. Bahrfeldt, Berl. Mnzbl., N. F. 11, 1907, S. 447, 541—547; a. a. O., III, 1908/09, S. 20—22, 66—75, 175—179, 196—199, 248—252, 264—267, 280—284, 314—321; ders., Mittelaltermünzen, I, 1915, S. 136—179: nach dieser letztgenannten Stelle wird der Fund hier zitiert.