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stammen vielleicht, wie schon erwähnt, die 22 kleinen böhmischen und nieder elbischen, brandenburgischen und schlesischen Hohlpfennige des Fundes. Deutliche frühe Prägungen Heinrichs des Erlauchten oder gar vielleicht seines Vorgängers Dietrich finden sich nur vereinzelt (Nr. 13 und 14 der Fundbeschreibung); und auch von anderen Münzherren sind nur ganz wenige in ältere Zeiten oder gar an den Anfang des 13. Jahrhunderts zu rückende Pfennige im Funde: zu nennen sind da eigentlich nur der schöne Pfennig mit dem gekrönten Braunschweiger Löwen (Nr. 1 der Fund beschreibung), der dem weifischen Kaiser Otto IV. (1209—1215) zuzuweisen ist, oder die bisher noch unbekannten Schleizer Pfennige mit dem Wisent (Nr. 114 und 115 der Fundbeschreibung). Hinsichtlich der künstlerischen Qualität der im Dresdener Funde vereinigten Brak- teaten bewahrten die letztgenannten allein noch einen Abglanz jener unvergleich lichen Höhe der deutschen Stempelschneidekunst, die mit den kurz vorher auf gekommenen Brakteaten nach der Mitte des 12. Jahrhunderts — nicht zum wenig sten auch in Meißen mit den Prägungen Markgrafs Otto des Reichen (1156—1190) — erreicht worden war. Von ihr blieben den Brakteatenprägungen freilich bald nach Beginn des 13. Jahrhunderts nur noch Spuren, und die folgende allgemeine, rasche und manchenorts bald vollständige Verrohung der Stempelschneidekunst mag in dem Markgrafentum Meißen, aber keinesfalls überall sonst, Zusammenhängen auch mit der hier nun einsetzenden massenhaften Ausprägung der Brakteaten, die die Neigung zu eilfertig-roher, ganz handwerksmäßiger Anfertigung von Prägestempeln ohne Anspruch auf Kunstwert beförderte. Es konnten aber unlängst die viel weiter und tiefer, ganz über nur technische Zusammenhänge hinaus zurückreichenden Wurzeln und Strömungen aufgezeigt werden, auf die das plötzliche Auftreten der Brakteaten in der deutschen mittelalterlichen Münzprägung und ihre jäh erreichte künstlerische Vollendung zurückzuführen sind, ebenso wie sie auch zu deren wieder schnellem Ver fall den Keim in sich trugen 8 ). Keineswegs bedeutete aber dieser künstlerische Verfall der Brakteaten das Erlöschen des an ihnen so großartig erblühten deutschen bild- plastischen Vermögens selbst: dieses hatte sich nur von der an sich wie als Gegen stand der Kunstanwendung schnell erschöpften Erscheinung der Brakteaten zur Großplastik abgewandt, und erreichte hier in langsamer Reife gerade im voran schreitenden 13. Jahrhundert mit den Standbildern des Bamberger, Naumburger und anderer Dome die vielleicht bedeutendste Höhe der plastischen Kunst im Abendlande seit den Zeiten der Antike. Die Stempelfolge, die Frage der Beischläge und des gleichzeitigen Gebrauchs verschiedener Stempel unter Heinrich dem Erlauchten Auch die für die jüngsten der großen Brakteaten des Fundes verwendeten Präge stempel sind sehr wahrscheinlich noch geschnittene Stahlstempel gewesen; erst in der weiter vorgerückten zweiten Hälfte und gegen Ende des 13. Jahrhunderts kamen gerade für die meißnischen Brakteaten gegossene Bronzestempel in Gebrauch, deren Anwendung in unserem Funde noch nicht zu erweisen ist. Die große Zahl der ver schiedenen, auf einen Dynasten zurückzuführenden Prägebilder, für die in unserem Funde besonders die vielen verschiedenen Prägungen Heinrichs des Erlauchten ein Beispiel sind, erklärt sich bekanntlich zunächst aus der damals weitverbreiteten Ein richtung des Münzverrufs, durch die in regelmäßigen Zeitabständen, im Markgrafen tum Meißen jährlich, die gültige Münze außer Kurs gesetzt wurde und gegen neu geprägte mit Aufgeld eingewechselt werden mußte. Ganz abgesehen von den Schwie rigkeiten, die sich für die Annahme eines alljährlich beobachteten und verbind- 8) K. Günther, Untersuchungen über die Herkunft der Brakteatenform in der deutschen Münz- prägung des Mittelalters, Dtsch. Mnzbl., N. F. XIV, 1940, S. 157 ff-, 1941, S. 178ff„ 197 ff.; ders., Geistige und politische Kräfte in der deutschen Münzprägung der Hohenstaufenzeit, a. a. O., S. 349 lf.