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muß, als die hier zu ihm in Vergleich gesetzten Schriftbrakteaten Heinrichs. In den Reihen Witigos muß aber dessen angezogener Schriftbrakteat eine der frühesten Prägungen sein. Setzt man sie also um 1267 oder 1268 an, darf man nach dem Gesagten die spätere der beiden hier besprochenen Gruppen von Schriftbrakteaten Markgraf Heinrichs etwa um 1264 datieren. Nach diesem Jahre ist — wie gesagt -— ohnehin der in dieser Gruppe vorkommende Titel eines Landgrafen von Thüringen und Pfalz grafen von Sachsen von Markgraf Heinrich kaum noch und sicherlich nicht, wie hier, auf Münzen erstmalig geführt worden. Fällt aber die frühere Gruppe der in Rede stehenden Schriftbrakteaten Heinrichs zeitlich mit denen des Bischofs Conrad I. von Meißen genau zusammen und, wie gesagt, an das Ende von dessen Amtszeit, so ist sie in die Jahre 1256/57 anzusetzen. Alle diese Schriftbrakteaten sind im Dresdener Funde nicht enthalten; mit der Möglichkeit, sie einigermaßen sicher zu datieren, gewinnen wir also einen wertvollen terminus ante quem, einen Hinweis auf den Zeitpunkt, vor dem unser Schatz seiner Hauptmasse nach abgeschlossen worden sein muß. Für diesen Zeitpunkt aber erhalten wir im Anschluß an das oben Erörterte aus den im Funde selbst vertretenen meißnischen und ausschließlich stummen Brakteaten jetzt weitere Sicherheit. Wir wenden uns zu der erwähnten, im Dresdener Funde weitaus am häufigsten vertretenen Prägung mit dem thüringischen Löwen in Händen des Markgrafen (Nr. 44) zurück. Wegen ihres massenhaften Vorkommens darin dürfen wir sie wohl als den jüngsten meißnischen Pfennig des Fundes ansehen. Er kann nicht vor 1247 entstanden sein, dem Jahre, in dem Thüringen an Heinrich den Erlauchten fiel, und er muß älter sein als die vorher genannten und auf etwa 1257 bis 1264 datier ten Schriftbrakteaten dieses Markgrafen. Denn die stummen meißnischen Brakteaten unseres Fundes gehören wegen der noch nicht so verwahrlosten künstlerischen Quali tät ihrer Prägebilder, hauptsächlich aber wegen des noch etwas größeren Durch messers ihrer eigentlichen Münzbilder einer früheren Zeitstufe an als die Schrift brakteaten Heinrichs des Erlauchten. Es ist nämlich auch nach den Beobachtungen Schwinkowskis, die der Anordnung der meißnischen Brakteaten in seinem bekannten Tafelwerk 7 ) zugrunde liegen, unzweifelhaft, daß die Kunstfertigkeit in den Münz bildern Heinrichs des Erlauchten in ständigem, stufenweise fortschreitendem starkem Verfall begriffen ist und noch zu seinen Lebzeiten in trostlose Verwilderung ver sank; und von einem gewissen Zeitpunkt an wurde auch der Durchmesser des mitt leren Bildfeldes zugunsten der Randbreite ständig verringert. Zu den frühesten Prä gungen aber, für die der letzterwähnte Umstand zutrifft, gehören die erwähnten und in unserem Funde noch nicht vertretenen Schriftbrakteaten Heinrichs, von denen wir wahrscheinlich machen konnten, daß sie um 1257 einsetzen. Der den Umständen nach als jüngster meißnischer Pfennig unseres Fundes zu betrach tende Brakteat Nr. 44 gehört also in die Zeit zwischen 1247 und 1256 oder 1257/58. Wir könnten sogar mit der Erwägung, daß das erste Auftreten des thüringischen Löwen auf den Pfennigen Markgraf Heinrichs den Anfall Thüringens an ihn zeitlich begleitet haben dürfte, die in Rede stehende Prägung genauer datieren; aber von den mindestens drei in diese engere Zeit gehörenden Heinrichsbrakteaten unseres Fundes, die den thüringischen Löwen in Händen des Markgrafen zeigen (Nr. 39, 44 und 47 der Fundbeschreibung), ist nicht unsere Nr. 44 die zeitlich früheste, sondern Nr. 39, und dieser Pfennig gehört sehr wahrscheinlich wirklich dem Jahre 1247 oder 1248 an (s. unten die Ausführungen vor Nr. 38 mit Anm. 39). Kaum zu entscheiden ist, ob Nr. 44 ihm sogleich oder erst im Abstand mehrerer Jahre gefolgt ist. Da wir diesen Brakteaten jedoch für den jüngsten unseres Fundes halten, ist empfehlenswert, ihn an das Ende der Zeitspanne von 1247 bis etwa 1256—1258 zu setzen, während der er, wie gezeigt, überhaupt nur entstanden sein kann. ’) W. Schwinkowski, Münz- und Geldgeschichte der Mark Meißen und Münzen der weltlichen Herren nach meißnischer Art (Brakteaten) vor der Groschenprägung, I, 1931, Tafeln.