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Conrads angehören (vgl. unten die Anmerkungen bei der Beschreibung der bischöflich meißnischen Brakteaten). Die weitaus meisten Brakteaten des Fundes freilich sind markgräflich meißnische Pfennige; sie alle sind stumm, und gerade die mit Abstand am zahlreichsten vertretene Prägung (Nr. 44 der Fundbeschreibung) zeigt den Mark grafen mit einem Schwert und dem thüringischen Löwen 2 ) in Händen: sie vermögen uns einen wertvollen Hinweis auf den terminus post quem, den genauen Zeitpunkt zu geben, nach dem erst der in Rede stehende Schatz abgeschlossen sein kann. Zuvor aber sei erwähnt, daß es auch — aber nicht in unserem Funde — unter den Brakteaten Heinrichs des Erlauchten solche mit Aufschrift seines Namens und Titels wenigstens in den Anfangsbuchstaben gibt: H MARCHIO oder H(enricus) D(ei) G(ratia) M(archio) oder H(enricus) D(ei) G(ratia) M(isnensis) (et) O(rientalis) M(archio) 3 ), „Heinrich von Gottes Gnaden Markgraf von Meißen und der Lausitz“, oder gar mit Angabe seines vollen Titels H(enricus) D(ei) G(ratia) M(isnensis) et O(rientalis) M(archio) T(huringiae) L(andgravius) et S(axoniae) C(omes) P(alatinus), „Heinrich von Gottes Gnaden Markgraf von Meißen und der Lausitz, Landgraf von Thüringen und Pfalzgraf von Sachsen“. Die beiden letztgenannten Titel führte Hein rich erst seit 1247, nachdem er durch den Tod seines Oheims Heinrich Raspe die Land grafschaft Thüringen und die Pfalz Sachsen 4 ) geerbt hatte, und er führte sie seltener wieder nach 1264, in welchem Jahre er diese Gebiete seinem Sohne Albrecht übergab. Brakteaten mit diesem vollen Titel Heinrichs sind also vor 1247 nicht zu erwarten. Sie bilden mit einigen der durch die erwähnten kürzeren Legenden ausgezeichneten Prägungen eine durch Stil, Machart und 19,5 bis 19 mm Durchmesser des inneren Bildraumes eng verbundene und zweifellos auch zeitlich zusammengehörige Gruppe (Schwinkowski, Münz- und Geldgeschichte der Mark Meißen, Brakteaten I, 1931, Nr. 654, 655, 657, 658). Eine in diesen Kriterien etwas abweichende, aber unter sich ebenfalls eng zusammengehörende Gruppe solcher Schriftbrakteaten Markgraf Hein richs (Durchmesser des inneren Bildrauines 22 bis 21mm: Schwinkowski a. a. 0., Nr. 621, 613, auch 618) muß — zu schließen nach noch zu erwähnender allgemeiner Entwicklungsrichtung des meißnischen Brakteatenstils in den späteren Jahrzehnten Heinrichs — einige Jahre älter sein als die erstgenannte Schriftbrakteatengruppe. Beide Gruppen lassen sich sogar einigermaßen datieren, und zwar durch Vergleich mit bischöflich meißnischen Prägungen, für die — wenigstens zum Teil (vgl. unten S. 217) — ein genauer formaler und stilistischer Anschluß an die markgräflich meiß nischen Brakteaten feststeht: die genannte ältere Gruppe der Schriftbrakteaten Hein richs (Schwinkowski a. a. 0., Nr. 621, 613, 618) stimmt unmittelbar überein mit den Schriftbrakteaten des Bischofs Conrad I. von Meißen (1240—1258), die in dessen Brakteatenreihen nur die zeitlich spätesten sein können 5 ). Die wenige Jahre jüngere Gruppe der Schriftbrakteaten Markgraf Heinrichs (Schwinkowski, a. a. 0., Nr. 654, 655, 657, 658) dagegen haben unter denen der Bischöfe von Meißen die nächste Parallele in einem Schriftbrakteaten des Bischofs Witigo (1266—1293) 6 ), der freilich mit seiner noch mehr gelockerten und aufgelösten Formgebung, seinem etwas klei neren Durchmesser des inneren Bildraumes noch einige Jahre später entstanden sein 2 ) Wenn auch der Löwe später fast alleinige Wappenfigur der meißnischen Groschen wurde und ins Wappen auch der Stadt Meißen gelangte, so gibt es doch keinen ursprünglich meißnischen Löwen, sondern der Wappenlöwe kam erst mit dem Anfall Thüringens an die Wettiner. So schon E. G. Gers dorf, Bl. f. Mnzfrde., II, 1872, Sp. 206, und 0. Posse, Die Siegel der Wettiner bis 1324 und der Land grafen von Thüringen bis 1247, 1888, S. 6 („. . . der Thüringische Löwe . . .“), S. 7 (die Wettiner Pfähle „haben in Folge des Anfalls der Landgrafschaft Thüringen an die Wettiner 1247 dem Thü ringer Löwen weichen müssen“). 3) „Marchio Orientalis" deutet hier nicht etwa auf die Ostmark oder das Osterland, sondern auf die Lausitz, und zwar nur die später so genannte Niederlausitz mit Guben, Cottbus und Spremberg, nicht auf die erst später als Oberlausitz bezeichneten Länder um Bautzen und Zittau. 4) Die „Pfalz Sachsen“ bildeten Gebietsstücke zwischen Merseburg und Nordhausen. 5) Vgl. den Nachweis der Schriftbrakteaten des Bischofs Conrad I. von Meißen unten in Anm. 33. •) v. Posern-Klett, Sachsens Münzen im Mittelalter, I, 1846, Nr. 903; vgl. unten Anm. 34.