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DER BRAKTEATENFUND VON DRESDEN Von Klaus Günther Fundstelle und Inhalt des Fundes In Dresden wurde am 14. April 1929 beim Abbruch eines Hauses in der Schloßstraße (Ecke Wilsdruffer Straße) ein Tongefäß gefunden, das bis zum Rande mit Silber münzen und Silberbarren gefüllt war. Dieser Topf wurde dort an schwer zugänglicher Stelle eingemauert angetroffen; er befand sich etwa % m über der Decke des alten Kellers in einem Gewölbezwickel, wo er sorglich mit Platten aus Pläner, einem in der Gegend viel vorkommenden Kalkstein, verdeckt worden war 1 ). Der Inhalt des Topfes bestand einmal aus acht Silberbarren von sehr unterschiedlicher, zum Teil aber erheblicher Schwere, deren Gesamtgewicht 4485 g beträgt. Das übrige waren mit nur drei Ausnahmen doppelseitiger Pfennige ausschließlich Brakteaten, die in Ganz- und Halbstücken, sehr oft aber auch nur in kleinen und klein sten Fragmenten oder Schnitzeln vorliegen; das Gesamtgewicht dieser Münzen betrug 3564,29 g. Die ganz überwiegende Masse sind markgräflich meißnische Prä gungen Heinrichs des Erlauchten (1221—1288); ihnen folgen an Menge königlich böhmische und dann bischöflich meißnische Brakteaten, während die aus sonstigen, zum Teil weit entlegenen Prägestätten (Frankfurt a. M., Köln u. a.) herrührenden übrigen Pfennige mengenmäßig stark zurücktreten. Wir dürfen den Fund also sehr wohl als Heimatfund charakterisieren, und die Prüfung der von ihm dafür an Hand gegebenen, noch vorzuführenden Anhaltspunkte läßt schließen, daß der Schatz um 1250 versteckt worden ist. Verbleib, Bearbeitungsgeschichte und Erhaltungszustand des Fundes Seinen Verbleib fand der Fund kurz nach seiner Hebung durch Entgegenkommen der damaligen Besitzer des Grundstückes und Bauherrn des geplanten Neubaus im stadtgeschichtlichen Museum zu Dresden, wo er in besonderer Vitrine zusammen mit dem Gefäß, das ihn barg, lange Jahre in annähernd dem Zustande, in dem er gefunden worden war, dem Publikum ausgestellt blieb. Vorübergehend mit der Verwaltung des Staatlichen Münzkabinetts in Dresden beauftragt, wurde ich durch das Interesse des um stadtgeschichtliche und besonders auch die Vergangenheit der Dresdner Heide betreffende Fragen so verdienten Baurates 0. Pusch (Dresden) 1942 mit der noch immer ausstehenden Bearbeitung des Fundes betraut und schloß sie 1944 ab. Schon sehr bald nach seiner Hebung und Verbringung ins Dresdner Stadtmuseum hatte der Fund bereits dem damaligen Leiter des Staatlichen Münzkabinetts in Dresden, Prof. Dr. Schwinkowski +, vorgelegen, der eine Anzahl von Prägungen be stimmte, von mehreren Abgüsse fertigen ließ und die augenscheinliche Mehrzahl der Pakete oder Bündel, in die die Hauptmasse der Brakteaten des Fundes zu jeweils mehreren bis vielen vereinigt war, auseinandernehmen ließ, ohne aber sich dann noch ihres Inhalts anzunehmen; aus irgendwelchen Gründen gab er die Arbeit an diesem Funde auf. Er hat über ihn außer den erwähnten Abgüssen nur sehr spärliche Notizen hinterlassen, deren Inhalt über das schon für die in Anm. 1 hier angeführten Zeitungs notizen Ausgewertete im wesentlichen nicht hinausgeht. Der Erhaltungszustand aller in dem Funde enthaltenen Brakteaten ist außerordent lich unbefriedigend und ungünstig. Dieser Umstand ist weniger eine Folge von Ein wirkungen, denen der Schatz während der jahrhundertelangen Ruhe in seinem Ver steck ausgesetzt war; immerhin ist ein sehr großer Teil der Brakteaten mit mehr oder ’) Vgl. Großmann, Der Fund auf dem Abbruchgelände an der Schloßstraße. Ein Tongefäß mit alten Silbermünzen. Dresdner Anzeiger vom 20. April 1929 (Nr. 185), S. 5; ebendort, 25. April 1929 (Nr. 194), S. 3, mit Abbildung.