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Neuerscheinung. Was ursprünglich nur das Ergebnis einer verwahrlosten Technik war, wurde dann von wirklichen Künstlern — nicht zuletzt hier in der Oberlausitz selbst — zur Blüte der reifen deutschen Brakteatenprägung gebracht. 7. Nach der hier vertretenen Ansicht von der Entstehung der Brakteatenform darf es keine Brakteaten aus der Zeit vor 1130 geben. Nur eines von beiden kann richtig sein: entweder unsere Ansetzung und Zuteilung der Kaschwitzer Dünnpfennige — oder der für älter gehaltenen Brakteaten. Hoffentlich bietet dieser Aufsatz den Anlaß zur Erörterung und Klärung der wichtigen Frage nach der zeitlichen An setzung der ältesten Brakteaten. Schlußbemerkung Als wir mit einem erheblichen Aufwand an Scharfsinn diese Ergebnisse als letzte Erkenntnis glaubten unter Dach und Fach gebracht zu haben, wurden wir von befreundeter Seite aufmerksam gemacht, schon im Jahre 1904 habe Luschin von Ebengreuth in seiner Allgemeinen Münzkunde und Geldgeschichte auf Seite 73 ge schrieben, als letzte Übergangsform von der Dünnpfennigprägung zur Brakteaten prägung „habe man die Schrötlinge auf einer Bleiunterlage zuerst mit einem und nach Umkehrung auch mit dem zweiten Stempel geschlagen, bis man dieses Ver fahren, da es doch keine befriedigenden Ergebnisse lieferte, endlich aufgab und unter abermaliger Vergrößerung des Schrötlings zur Münzung mit einem einzigen Stempel, zur Brakteatenprägung überging“. Der Kaschwitzer Fund hat dieses von Luschin von Ebengreuth nur theoretisch angenommene, eigentlich sogar bezweifelte Material nun tatsächlich ans Licht gebracht. Luschins Sätz aber ist eine erfreuliche Bestätigung der hier vertretenen Meinung über die Herkunft der Brakteatenform von autoritativer Seite, die gewiß manchen bisherigen Gegner für unsere Ansicht gewinnen wird. Schriftenverzeichnis Lausitzische Monatsschrift 1799. Brakteatenfund Storcha. W. G. Becker, 200 seltene Münzen, Dresden 1813, Tafel VII. Nr. 190—198. (Mit Abb. der Storchaer Brakteaten.) C. Fr. v. Posern-Klett, Sachsens Münzen im Mittelalter. 1846. G. Köhler, Die Rodewitzer Brakteaten, Görlitz 1850. Sonderdruck aus dem Neuen Lausitzischen Magazin. J. Leitzmann, Fund Nieder-Eichstedt, Leitzmanns Numismatische Zeitung 1857. II. Dannenberg, Die deutschen Münzen der sächsischen und fränkischen Kaiserzeit. 1876—1905. F. Friedensburg, Schlesiens Münzgeschichte im Mittelalter. 1887—1904. E. Fiala, Cesk denäry. 1895—1897. E. Bahrfcldt, Zur Münzkunde der Niederlausitz im 13. Jahrhundert. 1926. R. Jecht, Die Besitzverhältnisse und die Besitzer der Oberlausitz von 1067 bis 1158. Neues Lausitzisches Magazin, Band 106, 1930. W. Schwinkowski, Die Meißnischen Brakteaten. Frankfurt a. M. 1931. G. Skalsky, Aufsätze zur böhmischen Münzgeschichte im Mittelalter in Numismaticky Casopis Cesko- slovensky. K. Günther, Untersuchungen über die Herkunft der Brakteatenform in der deutschen Münzprägung des Mittelalters. Deutsche Münzblätter 1940/41. K. Günther, Geistige und politische Kräfte in der deutschen Münzprägung der Hohenstaufenzeit. Deutsche Münzblätter 1941. W. Haupt, Ein Brakteatenfund bei Lommatzsch. Deutsche Münzblätter 1942. W. Haupt, Der Brakteatenfund von Puschwitz. Deutsche Münzblätter 1943. G. Menz, Die ostelbische Kolonisation als Bodenreform. Forschungen und Fortschritte 1950, Heft 11/12. A. Suhle, Das Werk über die deutschen Münzen der Hohenstaufenzeit, 1150—1250. Forschungen und Fortschritte 1950, Heft 17/18. W. Haupt, Oberlausitzer Brakteatenfunde des 12. Jahrhunderts. Arbeits- und Forschungsberichte zur Sächsischen Bodendenkmalspflege 1945—1950. S. 93 II.