Dieses zuletzt aufgetauchte Stück entzieht sich einer Deutung. Das schlecht erkennbare Bild ist aber wohl doch ein dreifacher Turm. Ob er mit in diese Reihe gehört, läßt sich nach dem geringen Erhaltungsgrade nicht beurteilen. Zu denken gibt das für einen Hälbling sehr hohe Gewicht von 400 mg. Für einen Hälbling zu schwer, für ein Ganzstück zu leicht. Aber an ein Ganzstück zu denken, verbietet die geringe Größe. Vorderseite. Rückseite. 11. Brakteatenartiger Dünnpfennig um 1130. Vs. .x. B 0 S V S R T zwischen zwei Reifen. Grob gezeichneter Kopf von vorn mit sechs Lockenringeln. Beiderseits des Kopfes je ein Punkt Rs. Unkenntliche Schriftreste zwischen zwei Reifen. Unkenntliches Muster von parallelen und divergierenden Streifen. 21 mm 1 Stück 0,680 g. (Tafel 43 und 45 unten) Vorderseite. Rückseite. Solange bis der Nachweis der gleichen Prägung brakteatenartiger Dünnpfennige aus andern Münzstätten gelingt, muß es gestattet sein, auch dieses Stück trotz abweichenden Bildes und ungedeuteter Umschrift der Oberlausitzer Dünnpfennigprägung zuzuteilen. Auch die Umschrift läßt uns im Stiche, obwohl sie Buchstabe für Buchstabe zu lesen ist. Ich bin für Deutungsversuche und -Vorschläge dankbar. Wenn man die ersten drei Buchstaben BOS rückläufig als S O B lesen will, könnte man an Sobieslav I., Herrn der Oberlausitz 1136—1142, denken. Stilistisch wäre es möglich. Dann wäre unsere Nr. 12 das jüngste Stück des Fundes. Doch wäre auch meißnische Herkunft erwägenswert, jedoch auch ohne die Möglichkeit einer sinnvollen Lesung. Bedeutung 1. Die Bedeutung des Kasehwitzer Fundes liegt darin, daß er die Oberlausitzer Münz prägung auf die Zeit Heinrichs von Groitzsch vorverlegt (1124—1135). Bisher nahmen wir ihren Beginn unter Konrad von Wettin um 1140 an. Diese Bedeutung scheint zunächst nicht überwältigend; denn ob eine Münzstätte ihre Tätigkeit ein paar Jahre eher oder später aufgenommen hat, ist nicht wesentlich. 2. Wichtig wird die Sache erst dadurch, daß der Kasehwitzer Fund aus einer Münz gattung besteht, die im ostelbischen Deutschland bisher unbekannt ist. Damit ist die Prägung von Dünnpfennigen im ostelbischen Baum nachgewiesen. Bisher hielten wir die Brakteaten für die älteste ostdeutsche Münzform. Das bedeutet aber, daß die Ostgrenze der deutschen Dünnpfennigprägung um 200 km über die bisherige Ver breitungsgrenze hinaus ins numismatische Niemandsland vorverlegt ist.