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Das Motiv der Beharrung hat bei Münzen und Münzbildern immer eine Rolle gespielt, warum nicht auch hier in diesem Falle, indem Konrad von Wettin das durch Heinrich von Groitzsch in Bautzen aufgebrachte dreitürmige Gebäude als Münzbild bei behalten hätte? Ein weiterer Grund ist die Hälblingsprägung. Hälblinge sind unter den Brakteaten selten. Vor allem sind sie zu erwarten in einem Gebiet mit gering entwickeltem Wirt schaftsleben, wo das Geld noch teuer, die Ware noch billig, also auch schon für den Bruchteil des Pfennigs Ware zu erhalten war. Diese Hälblinge sind bisher aus den Funden von Storcha und Purschwitz als Oberlausitzer Prägung bekannt. Wenn wir gleiche Hälblingsprägung auch bei den Kaschwitzern finden, so hilft dies unsere Zu teilung, wenn nicht beweisen, dann wenigstens bekräftigen. Zuletzt ist es vielleicht auch, aber eben doch nur vielleicht, kein Zufall, daß als einziges fremdes Münzbild das Pegauer Krückenkreuz vorkommt, wie in den jüngeren Funden von Storcha und Rodewitz: ein — wenn auch bescheidenes — Zeichen gleich gebliebener westöstlicher Verkehrsrichtung. Wir wollen vorsichtig sein und es unter lassen, dieses Pegauer Krückenkreuz für die Oberlausitz zu beschlagnahmen, obgleich es wenige Jahre später, in den eben genannten Oberlausitzer Funden und nur in diesen, auftritt, nicht mit Pegauer, sondern mit des Oberlausitzer Landesherrn Mark graf Konrads Namen versehen. VOGTEI PEGAU Wiprecht von Groitzsch als Vogt 1096 bis 1124. 1. Dünnpfennig Vorderseite: ++ X Unkenntliche Buchstabenreste, darunter CVIZ —/ In einem Perlenkreis bärtiger gekrönter Kopf von vorn, mit Lilienzepter (?) und Lanze. Rückseite: Unkenntliche Buchstabenreste, darunter H /AVA/X. In einem doppelten Perlenreif das Pegauer Krückenkreuz, in dessen Winkeln zwei Rauten und zwei unkenntliche Schmuckformen. 23 mm 1 Stück 0,850 g (Tafel 43 und 44 oben) Dieser Pegauer Dünnpfennig allein, auch ohne den übrigen Fundinhalt, wäre eine Sensation. Er ist das kostbarste Stück des Fundes. Als Anlaß seiner Zuweisung an Pegau nehmen wir das Krückenkreuz, dieses eindeutige Kennzeichen vieler beschrifteter und unbeschrifteter Pegauer Brakteaten. Nun beweist unser vorliegendes Stück, daß auch Pegau schon seine Dünnpfennigprägung gehabt hat, ebenfalls ostwärts der bisherigen Dünnpfenniggrenze, der Elbe-Saale-Linie. Diese Pegauer Dünnpfennigprägung mag Vorbild und Beispiel der noch weiter ostwärts gelegenen Münzstätten gewesen sein, gleichviel ob sie vorher schon bestanden haben oder erst zu dieser neuen Aufgabe gegründet worden sein mag. Ein Wunder wäre es, wenn nach diesem Nachweise einer Pegauer und Oberlausitzer Dünnpfennigprägung nun nicht eines Tages auch noch eine meißnische nachgewiesen werden könnte. Vorderseite. Rückseite. Wenn wir das Krückenkreuz als einwandfreien Nachweis Pegauer Herkunft gelten lassen wollen, dann ist die Frage, ob unsere Münze der Abtei oder der Vogtei, den Schirmvögten von Pegau, gehört. Der Königskopf auf der Vorderseite spricht mehr für einen weltlichen als einen geistlichen Münzherrn, also wohl für einen Vogt. Als solcher kommt in dieser Zeit nur der berühmte Wiprecht von Groitzsch in Frage. Die Inschrift läßt uns im Stiche; sie ist