DE S I L E S I A zu versuchen. Aber schon der erste Blick in Friedensburgs „Schlesiens Münzgeschichte im Mittelalter“ erklärt diesen Versuch, wie bereits erwähnt, für unmöglich. Hier nun mein Deutungsversuch: Dem Stempelschneider soll die Vorlage HENRICUS DE BUDESIN vorgelegen haben. Als er den halben Raum für die erste Hälfte des ersten Wortes HENR verbraucht hatte, fuhr er fort mit dem zweiten der drei Wörter DE. Der verbleibende Raumrest war zu gering, um das letzte Wort BUDESIN hin reichend unterzubringen. Er entschloß sich, sein bereits geschnittenes D E um zudeuten in die zweite Silbe des dritten Wortes BUDESIN und den Versuch zu wagen, die zweite Hälfte des Umschriftraumes auszufüllen mit dem letzten Teile D E S I N des Wortes BUDESIN. Diese Absicht konnte er aber nicht völlig durch führen, indem für das abschließende N kein Platz mehr blieb. Wir deuten und lesen also: HENR icus de bu D E S In. Herkunft, Münzherr, Zeitpunkt Gibt es aber einen Henricus de Budesin, einen Oberlausitzer Markgrafen Heinrich? Die logische Überlegung wie auch das Stilempfinden oder Fingerspitzengefühl legen die Kaschwitzer Dünnpfennige in die Zeit vonetwa 1120—1130, also ein bis zwei Jahr zehnte vor dem Beginn der bisher nach gewiesenen Brakteatenprägung in der Ober lausitz und in Bautzen, deren Beginn wir bisher in der Zeit von 1140 unter Konrad von Wettin annahmen. Suchen wir aber in der Oberlausitzer Geschichte nach einem Heinrich, der um 1130 in Budesin = Bautzen regierte, so finden wir den Sohn des be kannten Wiprecht von Groitzsch, dem nach Jecht die Oberlausitz von 1124 bis 1135 gehörte. Heinrich von Groitzsch als Markgraf der Oberlausitz ist der Münzherr der Kaschwitzer Dünnpfennige. Die Nummern 6, 8 und 9 mit ihrem wirren Durcheinander der Vokale V I und der Konsonanten B D S N, den Lauten des Namens BUDUSIN oder BUDISIN wären allein durch ihren Buchstabenbestand überzeugend für die Herkunft aus der Münz stätte Bautzen gesichert. Wir lesen jedoch auf der Vorderseite der Nr. 6 die wohl ein deutige Buchstabenfolge BDISIN, die sich von dem vorschriftsmäßigen BVDISIN durch nichts unterscheidet als durch das fehlende V, das in die Nachbarschaft des Kreuzes am Anfänge der Umschrift geraten ist, und durch das entstellte und ver krüppelte B. Als Wiprecht und Heinrich von Groitzsch die Oberlausitz wirtschaftlich zu erschließen begannen, brachten sie Münztechnik und Münzart ihrer westlicheren Heimat mit, und da dort gerade die Dünnpfennigprägung gebräuchlich war, führten sie diese auch in ihren neuerworbenen Oberlausitzer Besitzungen ein. Dort vollzog sich dann der Über gang zur Brakteatenprägung. Als nächster Münzherr mag Herzog Sobieslav I. von Böhmen die neue Technik für sein Land Budissin aufgegriffen und von Prager Stempelschneidern in dem feineren böhmischen Stil haben ausgestalten lassen. So finden wir jetzt für die Oberlausitzer Sobieslavbrakteaten aus den Funden Storcha und Rodewitz eine passende Stelle in dem Zeitraum von 1130 bis 1140. Bisher schienen sie, nach den Ergebnissen des Fundes von Puschwitz, dem zweiten Sobieslav 1173 bis 1179 anzugehören. Damit wäre dann auch die Lücke von etwa zehn Jahren zwischen dem Kaschwitzer und dem Puschwitzer Funde geschlossen. Hoffentlich stellt sich bald der noch fehlende Fund ein, der uns diese Lücke überbrücken hilft; denn die eben angerührte Frage der Sobieslavbrakteaten ist noch nicht endgültig gelöst. Für Bautzner Herkunft mag weiter sprechen, daß die zehn Jahre nach den Kasch- witzern geprägten Puschwitzer Brakteaten, die der repräsentativen Münzreform Kon rads von Wettin ihr Dasein verdanken, wie diese das dreitürmige Gebäude führen.