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in der Oberlausitz nicht erbracht, weder aus beschrifteten Münzen noch aus Urkun den. Immerhin schließen die Umstände eine Prägung schon in dieser frühen Zeit nicht aus, da wir sie bereits seit 1140 aus reichlichen Funden als bewiesen gelten lassen können. Was spricht also, da wir sie außerhalb des Fundgebietes nicht unterbringen können, für Oberlausitzer Herkunft der Kaschwitzer Silberlinge, also für deren Prägung in der einzig dafür möglichen Münzstätte Bautzen? Berufen wir uns einmal nicht auf den Beweis aus dem Fundort, sondern suchen wir die natürlichste Auskunft zu erhalten: Lesen wir die Umschriften! Buchstabenformen Auch nach den Buchstabenformen lassen sich die Kaschwitzer Dünnpfennige in zwei Gruppen teilen, in die ältere der Nr. 2 bis 5 und die jüngere der Nr. 6 bis 9. Auf Nr. 2 bis 5 stehen ältere Schriftzeichen, die mit den Zeichen der Antiqua übereinstimmen, auch wenn sie keinen Sinn ergeben oder einzelne Zeichen als verkannt und entstellt angesehen werden müssen. Die Nr. 6 bis 9 dagegen enthalten stark entstellte Schrift zeichen und zum Teil liegende Formen, vor allem liegendes B und liegendes S. Die Vorlage, der Duktus, der den beiden Schriftgruppen zum Vorbild diente, ist ver schieden. Die älteren vier Nummern tragen bis auf unbedeutende Abweichungen gleichlautende Inschriften. Die der Kopfseiten sind einander Buchstabe für Buchstabe gleich. Die der Turmseiten sind einander sehr ähnlich, wahrscheinlich einander nachgebildet. Die Nr. 2 ist von den Stempeln 3 bis 5 spiegelbildlich nachgeahmt worden; der Stempelschneider hat vermutlich den abgenützten Stempel ersetzen müssen, dabei die Inschrift der Pfennigrückseite Nr. 2 nicht spiegelbildlich, sondern seitengetreu auf den neuen Rückseitenstempel Nr. 3 geschnitten und bei dessen Münzabschlägen das Spiegelbild, die seitenverkehrte Inschrift der Nr. 2 erzielt. Die Abweichungen von Nr. 3, 4 und 5 untereinander sind geringfügig: H, N und M werden vertauscht, 0 und Q vertreten einander, und bei Nr. 5 ist als zweiter Buchstabe der Turmseiten inschrift ein I eingeschoben, offenbar aus dem Bedürfnis nach zweiseitiger Symmetrie des Inschriftenkopfes; denn dem neuen I an zweiter Stelle entspricht bei allen Nummern dieser Gruppe ein I an vorletzter Stelle. Im Ganzen treten folgende Buchstaben des Alphabetes auf: A (in drei Formen, CDEGHINMOQSV. Vielleicht hat der leseunkundige Stempelschneider die Buchstaben mit ähnlichen verwechselt. Während die ältere Schriftgruppe aus einwandfrei erkennbaren Schriftzeichen besteht, wenn man von den offenbar aus Symmetriegründen einander gleich gesetzten 11 = N absieht, so zeigen die Schriftzeichen der jüngeren Gruppe beträchtliche Spuren von Verwilderung. Jedoch ist die Entstellung nicht soweit gediehen, daß man nicht die Ausgangsformen mit geringer Schwierigkeit erschließen könnte. Einwandfrei erkennbar sind die Vokalzeichen I und V. Die starke Ausbildung der Hasten des I bei Nr. 6 hat beim Nachschnitte des Vorderseitenstempels Nr. 8 dazu geführt, daß die Überbetonung der mißverstandenen Hasten zu einer Form führte, die man für X halten müßte, wenn nicht die Nebeneinanderstellung des Vorbildes Nr. 6 und der Nachbildung Nr. 8 zeigte, daß ein I gemeint ist: Nr. 6: VIMDIUIIV Nr. 8: V I / I) X O I CU I V Die Zeichen der Mitlaute B D S N sind mehr oder weniger entstellt, aber verhältnis mäßig eindeutig. Das Zeichen, ähnlich dem Unendlichkeitszeichen co oder einer liegenden 8 auf Rückseitenstempel Nr. 6 wie auch auf Vorderseiten- und Rückseiten stempel Nr. 9 ist unschwer auf ein umgelegtes B zurückzuführen. Damit zusammen hängend scheint das Zeichen V auf dem Vorderseitenstempel Nr. 6 und das Zeichen/