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mittleren dünnen Turmes der Gegenseite zum Vorschein, so daß auch hier noch die Erleuchtung kam und auch diese Stempelkoppelung als bewiesen gelten muß. Bei Nr. 9 wirkt erschwerend die geringe Anzahl der Stücke und die Ähnlichkeit der Abarten, die vielleicht nur auf Nachbearbeitung eines abgenützten Stempels beruht. Doch auch hier bringt auf beiden Seiten die abgründige Häßlichkeit der Gepräge derart bezeichnende Einzelheiten des Schnittes hervor, daß man sie auch bei schwachen Andeutungen nicht zu verkennen vermag. Vergleich Natürlich drängt alles zu der Frage: Wo ist dieses für die Geschichte der Brakteaten- prägung so aufschlußreiche Material zu Hause? Diese Frage ist aber nicht so leicht zu beantworten, und unsere Münzen machen uns die Antwort nicht leicht. Ehe wir also diese Gruppe unbekannter und unbestimmter Münzen einem bestimm ten Münzort und Münzherrn zusprechen, versuchen wir zweckmäßig, ob wir sie nicht in den Nachbarländern des Fundgebietes unterbringen können. An das Fundgebiet, die Oberlausitz, grenzten damals: im Norden die Niederlausitz, im Osten Schlesien, im Süden Böhmen, im Westen die Mark Meißen. Die Nieder lausitz, deren Münzwesen E. Bahrfeldt gut durchforscht hat, kommt als Ursprungs land nicht in Frage, schon des abweichenden Münzfußes wegen: Die Niederlausitzer Funde Starzeddel, Mochow und Lübben haben Durchschnittsgewichte von 406 bzw. 320, 367, 413 mg, unser Fund Kaschwitz dagegen 748 bzw. 304 mg. — Was das Oder gebiet betrifft, so läßt die Bildähnlichkeit mit den von Friedensburg beschriebenen, merkwürdig entstellten Brakteaten des Fundes von Rathau aus der Zeit Boleslav I. 1163—1201 auch diese Herkunft für denkbar halten. Der auf vier Geprägen mit ins gesamt 94 Stück vorkommende Inschriftsschluß DESI (Nr. 2 bis 5) mit der Deutungs möglichkeit eines abgekürzten DE SILESIA läßt wohl die Prüfung dortiger Herkunft erwägenswert erscheinen — aber nur theoretisch; denn dieses Münzwesen hat mit unseren Kaschwitzern nichts gemein. — Für Böhmen hat Fiala und nach ihm Skalsky lückenlose Münzreihen aufgestellt, die nichts mit den Kaschwitzer Pfennigen Ver gleichbares enthalten. Auch neuere schriftliche Auskünfte wissen nichts von der artigen Funden. — Für Meißen als Ursprungsland könnte es sprechen, daß der Fund unweit des von der Mark Meißen nach der Oberlausitz führenden alten Landweges geborgen wurde; dafür könnte sprechen, daß der eine der beiden von der Haupt menge abweichenden Pfennige das Pegauer Krückenkreuz trägt, also aus dem Westen, der Meißner Richtung, eingeführt worden sein muß. Es spricht nicht gegen Meißner Herkunft, daß Schwinkowskis Zitierwerk „Die Meißner Brakteaten“ seit der Zeit Markgraf Eckharts 985—1002 (von einigen unsicheren Münzen Heinrichs I. und II. von Eilenburg abgesehen) eine mehr als hundertjährige Lücke aufweist. Denn diese Forschungslücke schließt nicht aus, daß während dieser Zeit doch Münzen geprägt worden sind, die nur nicht bekannt geworden sind. Jedoch kann man mangels Beweis- materials etwaige Meißner Herkunft der Kaschwitzer Pfennige höchstens vermuten, nicht aber beweisen. Trotzdem bleibt Meißner Herkunft der Kaschwitzer Pfennige ernsthaft zu prüfen, und in dieser Richtung hätte eine Kritik anzusetzen, der unser unten folgender Zuteilungsversuch nicht schlüssig erscheint. Denn dieser mag besten falls eine an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit für sich haben, aber diese ist keine unumstößliche Sicherheit. Vorbild Läßt sich keines der Nachbarländer als Herkunftsland der Kaschwitzer Dünn pfennige nachweisen oder wahrscheinlich machen, so läßt sich doch wenigstens die Frage nach dem Vorbilde einigermaßen befriedigend beantworten. Schon die all gemeine Darstellung: seitliches Kopfbild einerseits und Turmgebäude andererseits weist nach dem Westen; das seitliche Kopfbild ist der letzte Ausklang des west römischen Einflusses.