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wurden in Salpetersäure vollkommen aufgelöst, aus der Lösung durch metallisches Kupfer in Form von Silberstaub ausgefällt und dieser Staub nach sorgfältigem Aus waschen wieder aufs Milligramm genau gewogen. Nicht metallische Verunreinigungen des verwendeten Kupfers verhinderten zwar leider die Feststellung eines genauen Tausendstelsatzes, genügten aber zu der Erkenntnis, daß die Münzen aus fast reinem Silber bestehen müssen. Dies ist der Durchschnittsfeingehalt für alle Münz arten, und zwar, soweit ich feststellen konnte, der jüngeren Gruppe. Hätte man den Feingehalt jeder einzelnen Art ermitteln können, dann hätte man wahrschein lich die gleiche Beobachtung gemacht wie bei den Durchschnittsgewichten, daß dem abnehmendem Alter nicht nur ein abnehmendes Gewicht, sondern auch ein abneh mender Feingehalt entspricht. Münzart Die Münzart der älteren Gruppe stand von vornherein fest: man erkennt sie sofort als Denare und denarähnliche Dünnpfennige. Anders bei der jüngeren Gruppe, die durch das Überwiegen ihrer Anzahl dem Fund seinen Charakter verleiht: Auf diese jüngere Gruppe beziehen sich die Erörterungen des vorliegenden Abschnittes über die „Münzart“. Die erste Mitteilung des Fundes sprach von Brakteaten. Als ich den Fund zum ersten Male in der Hand hielt, glaubte ich selber solche vor mir zu haben. Auch die ge reinigten Münzen erweckten auf den ersten Blick den Eindruck von Brakteaten; die Frage schien nur, ob man die reichlich zehnpfenniggroßen Münzen für frühere Brakteaten in dem ungeschickten Stil der Funde von Gerstenberg (Schwinkowski 14), Trebatsch (Schwinkowski 25/26) und Puschwitz Nr. 6/7, auch etwa Lommatzsch — oder für stark entartete späte Stücke halten sollte. Auch ein Vergleich mit dem Stil des Elstertrebnitzer Goldbrakteaten schien zulässig. Eine nähere Betrachtung der zunächst immer noch für Brakteaten gehaltenen Silber linge zeigte recht verwirrte Bilder, die auf eine Überprägung zurückzuführen schie nen. Eine genaue Untersuchung aber ergab, daß nicht eines unter den vielen Stücken war, bei dem man nicht diese sonderbare Durchdringung zweier Münzbilder beob achtet hätte. Deutlich erkennbar war jedoch immer nur eine Bildseite. Gewissen hafteste Untersuchung und Vergleichung Stück für Stück ließ erkennen, daß es immer die gleichen Stempel waren, die einander „störten“. Endlich ergab es sich, daß sämtliche Stücke ohne Zweifel zweiseitig geprägt worden sind, daß aber die zwei seitige Prägung zweifellos in zwei Arbeitsgängen mit zwei nacheinander eingeschlage nen Oberstempeln erfolgt sein muß, und daß der zweite Stempelschlag das Bild des ersten Stempels auf der anderen Seite wieder fast vollkommen auslöschte. Einigen wir uns auf die Ausdrücke Kopfseite und Turmseite, so war die Kopfseite wieder aus gelöscht, wenn der zweite Schlag mit dem Turmstempel erfolgte, oder umgekehrt, der an zweiter Stelle geführte Schlag mit dem Kopfstempel löschte das Bild der zuerst geprägten Turmseite aus. Nur bei sehr behutsamer Handhabung des Präge hammers liefert diese Arbeitsweise schwach ausgeprägte, eben noch erkennbare beiderseitige Münzbilder, wie sie unser Fund hin und wieder enthält; aber bei normalem Kraftaufwand und gewöhnlicher Handhabung des Arbeitsgerätes zer stört der zweite Stempelschlag den Abdruck des umseitigen ersten. Der grundlegende prägetechnische Unterschied der Kaschwitzer Münzen von den ge wöhnlichen Dünnpfennigen ist dieser: Bei den herkömmlichen Dünnpfennigen stören beide Stempel einander gegenseitig, sodaß beide Bilder beeinträchtigt sind. Bei den Kaschwitzern aber ist immer nur die eine Seite, die mit dem ersten Stempelschlage geprägte, gestört. Die andere, mit dem zu zweit geführten Stempelschlage, zeigt immer ein einwandfreies Bild und keine Spur einer Störung durch den anderen Stempel; und das ist der Beweis dafür, daß bei den Kaschwitzer Münzen erst die eine und dann die andere Seite geprägt worden ist.