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Münzfuß ' Eine wichtige Frage bei Münzen dieses Zeitabschnittes ist die nach dem Münzfuß. Versuchen wir also ein ganzzahliges Gewichtsverhältnis zu einem der gebräuchlichen mittelalterlichen Mengengewichte zu gewinnen! Die Prager Mark von 250 g geteilt durch das Durchschnittsgewicht der Hauptmenge Nr. 6 von 763 mg ergäbe ein Aus bringen von rund 340 Stück aus der Mark. Vergleicht man aber mit der Erfurter Mark von 235 g, so kommt man auf rund 308 Stück aus der Mark. Erinnert man sich an den Brakteatenfund von Puschwitz mit 309 Stück aus der Prager Mark, so liegt bei den Kaschwitzern die Frage nahe, ob nicht die ganz ähnliche Zahl eines Ausbringens von 308 Stück aus der Mark als Grundlage der Kaschwitzer Pfennige die Erfurter Mark annehmen läßt, eine Frage freilich, die sich leichter stellen als beantworten läßt. Dabei bleibt zu bedenken, daß die unter Konrad von Wettin mit seinen Glanz stücken, den Hauptvertretern des Puschwitzer Fundes, neu aufgenommene und offenbar reformierte Brakteatenprägung sich genauer an die Vorschrift eines bestimm ten Mengenverhältnisses zur Mark gehalten haben muß als unsere — eine späte Ver fallserscheinung darstellenden — Kaschwitzer Pfennige, die sich erfahrungsgemäß mehr von der Vorschrift entfernt haben werden. Doch ist zum Thema Münzfuß noch der folgende Gedanke erwägenswert: Die starke Spanne zwischen Mindest- und Höchstgewicht bei einem Funde, der ein schon mehrere Jahre umgelaufenes Münzgut enthält, ist auffällig, denn erfahrungsgemäß werden die schwersten Münzen fortwährend ausgelesen, und zuletzt bleibt annähernd einheitlich leichtes Münzmaterial im Umlauf, ohne Gewichtsabweichungen nach oben. Ich weiß nicht, ob ähnliche Gewichtsschwankungen bei gleichaltrigen west- und mitteleuropäischen Funden beobachtet wurden. Sie sprechen dafür, daß vielleicht die Münzen nicht gezählt, sondern immer noch gewogen wurden wie das letzte im Fundgebiet gebräuchliche Zahlungsmittel, das Hacksilber. Wir könnten also eine Übergangsform vom gewogenen Geld zum eigentlichen gewichtsmäßig garantierten Geldstück vor uns haben, bei dem der Prägestempel nur den richtigen Feingehalt verbürgte, ohne daß er die Gewähr für ein festes einheitliches Durchschnittsgewicht geben wollte. Vielleicht hat die Münzprägeanstalt auch nicht sehr genau gearbeitet, weil ihr die genauen Waagen und Meßgeräte fehlten, oder aber es war gar nicht ihre Aufgabe, gewichtsgleiche und damit vollkommen wertgleiche Münzen zu schaffen, sondern nur handliche Gewichtsstücke von ungefähr gleichem Wert mit dem Gewährstempel für den vorgeschriebenen Feingehalt abzustempeln. Jedenfalls müssen wir eine Bevölke rung mit einfacheren wirtschaftlichen Gepflogenheiten voraussetzen, die noch wenig Sinn hatte für die Vorteile, die eine ungleichmäßige Stückelung der Münzen für den geschäftstüchtigen Kenner bot, indem gewitzte Geldbesitzer die schwereren Stücke auslasen oder durch Beschneiden dem Durchschnittsgewicht angeglichen hätten. Wir dürfen sie also entstanden denken unter Wirtschaftsverhältnissen, denen sowohl beim kleinen Geldbesitzer als auch beim Händler, vielleicht sogar selbst in der Münz prägeanstalt der Gebrauch der Geldwaage zum Aussaigern der schweren Münze unbekannt war. Feingehalt Das Fehlen einer größeren Menge von unverwertbaren Münztrümmern, so begrüßens wert es an sich ist, verhindert genauere Feingehaltsbestimmungen. Die Feingehalts bestimmungen, die der Zittauer Goldschmied Besser in seinem Betriebe durch Strich probe ausführen ließ, ergaben einen Feingehalt von mehr als 900 Tausendteilen für jede einzelne Münzart. Genauere Werte wären ohne die Zerstörung einer Anzahl Münzen nicht zu erhalten gewesen. Die paar Münztrümmer, die der Fund aufwies, ■wurden ohne Unterscheidung der Arten zu einer summarischen chemischen Fein gehaltsbestimmung verwendet: Die bis aufs Milligramm genau gewogenen Reste