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des Bestatteten, und zwar war der Oberkörper auf der geschlossenen Scherben packung, während sich die einzelnen Scherbengruppen unter den unteren Körper teilen fanden. Der Tote lag als rechtsseitiger Hocker mit stark angewinkelten Beinen, der Kopf im Süden mit dem Blick nach Osten, die Unterarme lagen angewinkelt vor der Brust, die Hände zeigten zum Gesicht (Tafel 2 oben). Der Erhaltungszustand der Knochen war verhältnismäßig gut, allerdings waren beim Herauspräparieren des Skeletts aus der Kalküberdeckung Beschädigungen an den einzelnen Skeletteilen nicht zu vermeiden. Der Tote, ein älterer Mann, hatte am Schädel zwei vernarbte Eindellungen 8 ). Die ganze Grabanlage war dann von einer im Durchschnitt 0,15 m mächtigen Kalkschicht überdeckt, die ovale Form hatte und 3,90 X3,1O m maß (Tafel 2 unten). Diese jetzt völlig erhärtete Kalkschicht war wohl als Kalkbrei aufge tragen worden. Die Oberfläche war nicht völlig eben, sondern unregelmäßig, nach dem Skelett zu zeigte sich ein deutlicher Anstieg, an der Stelle des Skeletts selbst war die Kalkdecke nach dem Vergehen des Leichnams eingebrochen. Die Ränder der Kalk schicht waren leicht nach oben gebogen und aufgespalten, an der Westseite in zwei Schichten (Tafel 3 oben), an der Ostseite sogar in mehrere (Tafel 3 unten). Die Aus dehnung der höheren Schichten war dabei geringer als die der untersten. Zwischen den einzelnen Kalkschichten am Rande lag Erde, bis die Schichten dann nach 0,20 bis 0,30 m zur einheitlichen Kalkdecke zusammenliefen (Abb. 5). Die Kalkschicht besteht zu etwa 80 Prozent aus kohlensaurem Kalk, der Rest ist im wesentlichen unlöslich 9 ). Ob das Material in dieser Form (als Grus oder Staub) oder aber als gebrannter und dann gelöschter Kalk aufgetragen wurde, ist chemisch nicht nachweisbar. Die dritte Mög lichkeit, daß es sich um durch Huminsäuren zersetzten Kalkstein handelt, entfällt auf Grund des Grabungsbefundes. An der Ostseite der Kalkbedeckung war diese in einem 0,90 m langen und 0,30 bis 0,40 m breiten Streifen, der sich vom Rande bis unmittelbar vor den Beginn der Scherbenpackung erstreckte, deutlich gestört. Diese Störung, die genau im alten Grabungstrichter lag, rührt zweifelsohne von einer alten Ausgrabung her. Das Skelett selbst ist durch sie nicht berührt worden, doch erscheint es nicht ganz ausgeschlossen, daß vor dem Skelett liegende Beigaben dabei entnommen oder ver streut worden sind. Wahrscheinlich ist es nicht, denn man scheint nicht erkannt zu haben, daß es sich um eine Bestattung handelt, sonst hätte man sicher das Grab völlig ausgegraben. Einen Meter südlich der Kalkschicht lag etwas tiefer als diese ein Steinblock (0,20 X 0,30 m), 1,30 m westlich des Kalkes ein ähnlicher (0,25 X 0,15 in), wahrscheinlich handelt es sich bei beiden um Geschiebesteine in primärer Lagerung. An Beigaben fand sich im Grab lediglich eine zweihenklige „Opperschöner“ Kanne der Salzmünder Kultur, die unterhalb der Knie des Bestatteten auf dem Kiesel pflaster stand. Ihre Mündung ragte durch die Kalkschicht hindurch nach oben, schräg nach Norden zeigend. Das Gefäß war durch den Druck der Kalkschicht völlig zer brochen. Aus den Scherben der Pflasterung wurden eine Trommel, das Halsstück einer Amphore und der Oberteil eines großen Siedlungsgefäßes zusammengesetzt. 8) Herrn Dozenten Dr. S. Krefft, Direktor des Instituts für Gerichtliche Medizin und Kriminalistik an der Universität Leipzig, wird ein ausführliches Gutachten über den Schädel verdankt, das im folgen den auszugsweise wiedergegeben wird: . 9,5 cm oberhalb der Nasenwurzel befindet sich ein lang gestreckter, 2 : 1,5 cm ovalär eingezogener Bezirk der äußeren Knochentafel, 1 cm links davon ein gleichartiger. An der Innenseite der Schädelkalotte sind an den entsprechenden Stellen keine Auf fälligkeiten. ... die starke Ausprägung der Oberaugenhöcker in Verbindung mit dem relativ kräf tigen Gebiß und starken Unterkiefer deuten auf eine männliche Person. Das Alter der Person wird auf über 60 Jahre geschätzt. ... Bei den Eindellungen der äußeren Knochentafel handelt es sich nicht um frische tödliche Verletzungen, sondern um alte Prozesse, die zu diesen Veränderungen der Knochensubstanz geführt haben (z. B. längerdauernder Abszeß).“ *) Nach einer Untersuchung, die dem chemischen Institut der Universität Leipzig (Herrn Dr. Schott) verdankt wird.