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nehmen möchte, sie stammten auch von verschiedenen Herstellern. Trotzdem sind Form und Verzierung dieser Gruppen eng miteinander verwandt. Zur Gruppe I möchten wir die Gefäße Nr. 2, 4, 5, 6, 7, 8, 11, 12 und 14 zählen; zur Gruppe II die Gefäße Nr. 9, 10, 15 und 16; der Topf Nr. 3 und die zwei Schöpfer Nr. 17 und 18 kämen in die Gruppe III, während die Henkelschale Nr. 13 außerhalb dieser Gruppen stünde. Alle Gefäße, die in der langen Lagerzeit direkt mit der Erde in Verbindung gekommen sind, zeigten starke Oxydierungen auf, die zum Teil in wilder Art die dünne Bronzewand des Gefäßes durchfressen haben. Um so schöner sind jedoch die im Gefäß verpackten Stücke erhalten geblieben. Anscheinend sind die Gefäße vom einstmaligen Besitzer nicht mit der Liebe be handelt worden, mit der sie getrieben worden sind. Diese Beobachtungen kann man an vielen Funden bis in unsere Zeit machen: der von der Produktion losgelöste Mensch hat kein Materialgefühl und kein inneres Erleben bei der Herstellung. Deshalb benützt er alle erworbenen Gegenstände gedankenlos. Von der Form des Rohgusses ist an keinem Gefäß etwas erhalten geblieben. Meist kann man beobachten, daß fast jeder Guß bis zur letzten Möglichkeit ausgetrieben worden ist. Die angestrebte Gefäßform und Größe wurde dabei immer etwas ver ändert. Alle Henkel stehen zur Exaktheit und Formschönheit sowie hohen Technik in einem gewissen Widerspruch, sowohl in der Sorgfalt der Ausführung als auch in der Anbringung. Es erweckt den Anschein, als ob bei der Gruppe I der dilettantische Anfang der Anbringung der Henkel gemacht worden wäre. In der Gruppe II ist aber schon ein großer technischer Fortschritt zu sehen. Während in der Gruppe I das Augenmerk beim Anbringen des Henkels auf die Anpassung der Verzierung gelegt wurde, ist er in der Gruppe II, wenn auch in der Ausführung noch grob, technisch der Form des Gefäßes angepaßt. Die Beobachtungen am heutigen Menschen bestätigt auch hier die Regel. Jeder talentierte Anfänger, gleich welchen Berufes, möchte sofort große und schöne Werke herstellen, ohne vorher die Kleinarbeit, also die Grund begriffe, zu erlernen. Auch bei unserem Fund sehen wir diese Fehler. In der Gruppe I haben wir mehr zufällige Formen, aber herrlich vollendete, gleichmäßige und gut durchdachte Verzierungen. Die Gruppe II bringt uns einfachere oder gar keine Ver zierungen, dafür gute Formen in wunderbarer Ausführung und technisch voll ent wickelter Materialbehandlung, bis zur Behebung von Arbeits- oder Materialfehlern. Die Gruppe III zeigt uns eine noch weiter entwickelte Technik, die uns heute fast un glaublich erscheint. Eigentlich hätten erst die technischen Arbeiten einwandfrei aus geführt werden müssen, bevor die Gefäße so herrlich verziert wurden. Vielleicht aber offenbart gerade die Liebe zur Schönheit den Weg zu dieser immer wieder Staunen erregenden Technik. Alle Gefäße der Gruppe I haben auf der Unterseite des Bodens einen eingeschlagenen Mittelpunkt (eine Art Körnerschlag), der an den anderen Gefäßen nicht zu beob achten ist (Tafel 31 oben). Nach dieser allgemeinen Betrachtung wollen wir jedes einzelne Gefäß mit seinen technischen Merkmalen untersuchen. Gruppe I, Gefäß Nr. 2 (Sieb): Die Gesamttiefe dieses Siebes beträgt etwa 9 cm. Ein kleiner, nur im Mittelpunkt gelochter 0,48—0,66 mm starker hohl getriebener Boden mit einem Teil des sehr zerfressenen, reihenmäßig gelochten Siebkörpers ist erhalten geblieben. An wenigen Stellen läßt sich hier eine Materialstärke von etwa 0,40 mm feststellen. Durch das an und für sich dünne, gelochte Material sowie die ungünstige Lagerung in der Erde wurde gerade dem Sieb'der größte Schaden zugefügt. Trotzdem kann die Form dieses Siebes als gesichert betrachtet werden. Der kleine 28 mm breite und 3 mm von unten eingetriebene Boden hatte durch seine Spannung dem leicht ein drückbaren Siebunterteil einen festen Halt gegeben. Die Sieblöcher haben sehr ver-