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Fundnotizen Am 9. Juli 1948 stieß der Schüler Eberhard Mildner aus Dresden-Nickern in der Kies grube von Knobloch in Dresden-Dobritz auf einen größeren Geschirrfund. Ungefähr einen Meter unter der Oberfläche hatte er in der schrägen Grubenwand einen Scherben entdeckt und fand bei der Untersuchung Reste eines bronzenen Siebes auf einem großen Tongefäß. Sein Vater, der in der Kiesgrube tätig ist, half ihm bei der Bergung. In dem Tongefäß befand sich ein wenig Sand, aber keine Asche oder andere Bestand teile, sondern 16 Bronzegefäße verschiedener Größe unter dem genannten Sieb, die zum Teil stark mit Grünspan überzogen waren. Unter einem großen eimerförmigen Gefäß, das verkehrt in dem Tongefäß stand, kamen neun Tassen und Schalen zum Vorschein, von denen einige aufrecht, andere verkehrt standen, während eine größere verkehrt stehende den oberen Abschluß bildete. Sechs Tassen waren rings um das eimerförmige Gefäß angelehnt, eine davon stand obenauf. Das Sieb war verkehrt über den gesamten Gefäßsatz gestülpt und stand mit dem Rand auf der Terrine (Tafel 18 und 19 oben). Zunächst waren von dem gesamten Fund lediglich das Tongefäß, das Sieb, der Eimer, zehn Tassen und zwei Schalen abgegeben worden, während drei weitere Bronze tassen, die in Privathand gelangt waren, erst später dem Landesmuseum zugingen. Die Kiesgrube Knobloch an der Flurgrenze zwischen Dresden-Dobritz und Dresden- Laubegast ist die zur Zeit wichtigste Fundstelle für den Ausgang der mittleren und die jüngere Bronzezeit, befindet sich doch dort eine größere Siedlung, von der schon jetzt gegen 300 einzelne, zum Teil recht umfangreiche Fundverbände 9 ) bekannt geworden sind, u. a. Gießerfunde, Töpferdepot, Reste von großen Vorratsgefäßen, Mahlsteine, Hüttenbewurfstücke von den Häusern. Daß die Stelle für Siedlungen und als Vorgeschichtlicher Friedhof auch in anderen Perioden von Wichtigkeit war, beweisen schnurkeramische Funde, ein Depotfund aus der ältesten Bronzezeit und buigundische Gräber. Im folgenden sollen die einzelnen Stücke des Bronzegeschirrfundes beschrieben, ferner ihre Zeitansetzung und eine Auswertung der Formen durch Heranziehung der uns zur Zeit erreichbaren Parallelen versucht werden. Den technischen Fragen, die A. Pietzsch behandelt, ist ein besonderer Abschnitt gewidmet. Fundbeschreibung 1. Große weite Terrine mit steil gewölbtem Unterteil, kräftig einwärts schwingender Schulter und steilem Kegelhals, dieser nur am Ansatz erhalten. Ocker und dunkelgrau gefleckt, glatter Überfang, Unterteil geschlickt mit senkrechtem Fingerverstrich (verstrichen mit vier Fingern), fein gemagert, Brand mittelhart. Maße: Größte erhaltene Höhe 24,4 cm; größte Weite 34,7 cm; Bodendurchmesser 12,5 cm; Wandstärke 0,9 cm; Bodenstärke bis 1,5 cm. (Abb. 1, Tafel 19 unten.) 2. Getriebenes, halbkugeliges Schalensieb aus Bronze mit breitem Trichterrand und Band henkel. Der Außenrand ist nach unten eingerollt und als Wulstrand ausgearbeitet. Als Randeinlage dient ein gerollter Blechstreifen (s. Tafel 31 unten). Die breite, flach trichterförmige Rand wandung trägt ein erhabenes sechzehnfaches Zickzackband, dessen inneren Abschluß ein um laufendes Band (wie am Außenrand) bildet. Nach innen verläuft dann der Trichterrand noch 0,75 bis 1 cm glatt weiter. Der Umbruch zum halbkugeligen Siebteil ist scharf. Die Halbkugel schale besitzt ein unverziertes ziemlich zylindrisches Oberteil von 1 bis 1,2 cm Breite, darunter befinden sich zwei geschlossene umlaufende Buckelreihen. Daran schließen die kleinen engstehenden Sieblöcher in 17 konzentrischen Kreisen an. Der Boden ist gedellt und in der Mitte ebenfalls durchlocht. Als Henkel wurde ein gleichmäßig breites Bronzeblechband 9) Vgl. W. Coblenz, Die Stellung der oberen Elbe, Prähistorische Zeitschrift, XXXIV/XXXV, 1950, S. 72, Anm. 64—69. Weitere wichtige Literatur findet sich in den in Anmerkung 4—8 aufgeführten Werken. 136