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EIN GRIFFSCHALENMESSER DER JÜNGEREN BRONZEZEIT VON EULA (KREIS BORNA) Von Rudolf Moschkau, Leipzig Wenn bei Erdbewegungen zur Winterszeit Zufallsfunde auftreten, ist es um Bergung und Beobachtungen der Fundumstände oft schlecht bestellt. Unterläßt dazu noch die Bauleitung die vorgeschriebene Fundmeldung, so stellt es schon einen Glücksfall dar, wenn der Fund überhaupt bekannt und wenigstens teilweise gerettet wird. So liegt der Fall bei der zufälligen Aufdeckung eines bronzezeitlichen Brandgrabes auf Flur Eula bei Borna. Hier wurde im Winter 1950/51 für ein geplantes Umschaltwerk eine Zufahrtsstraße angelegt. „Sie verläuft auf den Flurstücken 119/120, Flurplan Eula, unweit des ehe maligen Rittergutes Gestewitz nach Osten zu und zweigt von der alten Straße Mölbis— Wüste Mark Rosendorf-—Gestewitz—Eula ab. Das Grab soll auf dieser neuen Straße etwa 80 m von der alten Straße entfernt in 0,85—0,90 m Tiefe gelegen haben. Im Januar bzw. Anfang Februar 1951 hat man das Grab angeschnitten. Wegen des gefrorenen Bodens sei eine Bergung nur sehr schwer möglich gewesen. Die Urne habe einen Durchmesser von 30—35 cm gehabt. Knochenreste und Scherben seien dann später mit auf die Abraumkippe gefahren worden.“ Diese Mitteilungen erhielt an Ort und Stelle der Helfer für Fundpflege und neue Leiter des Heimatmuseums Borna, Martin Engelmann, den ich auf diesen Fund hingewiesen hatte, nachdem mir ähnliche Angaben von dem bei den Erdarbeiten beteiligten Siegfried Albert, Leipzig-Stötteritz, gemacht worden waren. Diesem Arbeiter ist somit das Bekanntwerden des Fundes, vor allem aber die Bergung eines Bronze messe rs und einiger Scherben zu danken, die er zu nächst dem Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig übergab. Er hatte auch beobachtet, daß das Urnengrab von Feldsteinen umpackt war, gab aber die Tiefe mit nur 0,60 m an. Ein kleines Näpfchen war dem Kinde eines seiner Arbeitskollegen zur Abgabe in der Schule überlassen worden. Es wird wie die übrigen Stücke im Heimatmuseum Borna seine Aufstellung finden 1 ). Die wenigen Scherben reichen gerade aus, die Urne zu rekonstruieren (Abb 1). Es ist ein mittelgroßer „Doppelkegel“ von gelblichbrauner Färbung mit rund 17 cm Höhe, 24,3 cm Randdurchmesser und 9,2 cm Bodendurchmesser, geradwandig und glatt, mit scharfem Umbruch und vier schmalen parallelen Rillen darüber. Einzelne weitere Bruchstücke lassen auf etwa drei größere Beigefäße schließen. Wohlerhalten blieb ein ungehenkeltes rötlichbraunes Näpfchen von 4,7 cm Größe, 5,5 cm Rand- und 1,8 cm Bodendurchmesser, mit gekrümmter Wandung (Abb. 2). Diese Keramik ist typische Ware des junglausitzischen Kulturkreises. Ihre Stellung im Gesamtbereich der Lausitzer Kultur, besonders die des Doppelkegels, hat W. Grünberg an Hand der sächsischen Gräberfunde geklärt 2 ). Er hat dabei zu zeigen versucht, wie gegen Ende der Bronzeperiode Montelius III (Reinecke D, mittlere Bronzezeit, etwa 1300—1100 v. Ztr. herkömmlicher Datierung) eine starke Kulturströmung aus dem Bereich zwischen Havelland und Warthe-Netze-Gebiet von dortigen Volksteilen in unsere sächsische Heimat geleitet wird und außer vielgestaltigen, ritzverzierten Ge fäßen den Doppelkegel als eine Hauptform hierher bringt, der bald das bisher hier herrschende Buckelgefäß verdrängt und dann selbst bevorzugt wird, die Asche des ’) Die hier skizzierte Fundgeschichte ist leider noch immer typisch für das Schicksal vieler Boden funde, trotzdem das sächsische Schutzgesetz, das die Verpflichtung zur Fundmeldung und zur Unterbrechung der Bodenarbeiten am Fundort bis zur fachgemäßen Untersuchung klar umschreibt, schon seit 18 Jahren in Kraft ist. 2) W . Grünberg, Die Grabfunde der jüngeren und jüngsten Bronzezeit im Gau Sachsen. Vorgeschicht liche Forschungen, 13, 1943.